25 Jahre kritische Forschung und Vermittlung. Der Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V. (Akens) feiert Jubiläum

Als sich im Juni 1983 ein kleiner Kreis von HistorikerInnen, LaienforscherInnen und zeitgeschichtlich interessierten Personen zusammenfand, um den ehrenamtlich arbeitenden AKENS zu gründen, konnte niemand ahnen, dass er sich 25 Jahre später als ein nicht mehr Fortzudenkender Bestandteil der Geschichtsszene etabliert haben würde. Die Gründung des Akens war eine kritische Reaktion auf die damalige Geschichtspolitik im Land. Zum 50. Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten hatte sich die CDU-Landesregierung geradezu standhaft geweigert, eine Wanderausstellung zum Thema zu finanzieren. Die Geschichtsszene war darüber zu Recht aufgebracht, und schnell waren die 29 MitstreiterInnen – darunter heute so bekannte Namen wie Detlef Korte (gest. 1995), Gerhard Hoch, Reimer Möller, Peter Wulf oder Thomas Steensen – zusammengetrommelt. Aus dem Stehgreif wurde ein Informationsrundbrief auf den Weg gebracht, man benannte erste Forschungslücken tauschte Informationen über das einschlägige Archivgut aus. Was als eher interner Arbeitskreis begann, wurde schnell zur kritischen und lauten Stimme im Lande, wenn es um die Erforschung und Vermittlung der NS-Geschichte ging: Anfangs durch Tagungen und Einmischungen in den öffentlichen Diskurs vor Ort, später durch die Herausgabe einer eigenständigen Zeitschrift, die heute aus der Geschichtslandschaft nicht mehr wegzudenken ist: die „Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte“ (ISHZ) finden sich nicht nur regional in vielen Bibliotheken und Archiven, sondern werden national und international in Gedenkstätten, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen vorgehalten. Die bislang vorliegenden 49 Ausgaben umfassen über 3.200 Seiten mit Lokal- und Regionalstudien, Berichten aus der Szene, Rezensionen und einen Pressespiegel. Viele der Texte stehen auch auf der Internetseite des Arbeitskreises zur Verfügung.
Zentrale Aktivitäten des AKENS waren die Initiative zu einem Landesarchivgesetz (1989, vgl. Heft 20), der Kampf für ein unabhängiges Forschungsinstitut (dem späteren Institut für Zeit- und Regionalgeschichte, Anfang der 1990er Jahre, vgl. Heft 36) oder auch die Reihe „Ein Land erinnert sich“, die eine Koordinierung von Stadtführungen zur NS-Zeit zum Ziel hatte (1998–2000). Mit der Errichtung des Gedenkortes „Arbeitserziehungslager Nordmark“ am Kieler Russee (2002/2003) konnte durch Mittel der Europäischen Union und der Stadt Kiel auf dem ehemaligen Lagergelände einer Haftstätte der schleswig-holsteinischen Gestapo ein Erinnerungsort mit Gedenkstein und Informationstafeln gestaltet werden. Durch die Herausgabe einer Dokumentation sowie regelmäßige Rundgänge um das ehemalige Lagergelände unterstützt der AKENS so eine Kultur der Erinnerung an ein historisches Geschehen, dem mindestens 600 Menschen zum Opfer fielen. Seit 2005/2006 fördert und unterstützt der AKENS eine Initiative von engagierten Vereinsmitgliedern in Lübeck zur Verlegung von „Stolpersteinen“ zur Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus. Aktuell stellt er eine Internetplattform zur Verfügung (www.stolpersteine-schleswig-holstein.de), die eine Liste aller verlegten Steine im Land und – wo schon vorhanden – darüber hinausgehende Materialien zu den Menschen bereitstellen soll, an die erinnert wird.
Das Jubiläumsprogramm umfasst neben Vorträgen, Rundgängen und anderen Aktivitäten für eine breitere Öffentlichkeit (siehe unten) die Publikation einer Sonderausgabe der „Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte“ (Zur Vor- und Nachgeschichte des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein 1925 bis 1950).

Frank Omland (3. Vorsitzender)