Diese Datenbank unterliegt dem Datenbankschutzrecht. Jede gewerbliche Nutzung ebenso wie die Vervielfältigung (Spiegeln auf fremden Servern) - auch zur Verwendung im (akademischen) Unterricht - ist nur nach Rücksprache mit dem Autor erlaubt. Stand: August 2009
Einführung | Statistik | Gebietsreformen | Kontakt | Literatur |
Vorbemerkung
Der Autor befasst sich seit mehreren Jahren mit dem Thema Wahlen und
Volksabstimmungen im Nationalsozialismus (1933-1938). Nach einer ersten
lokalgeschichtlichen Studie zu Kiel und einer ersten Veröffentlichung zur
Abstimmung vom November 1933 in Schleswig-Holstein
(ISHZ 39) konnte in den
folgenden Jahren das Projekt zum Wahlverhalten in der
NS-Diktatur abgeschlossen für Altona, Lübeck und Neumünster
lokalgeschichtliche Vertiefungen vorgelegt werden. Nach Abschluss der Studien zu
Wahlen in der NS-Diktatur hat der Autor sich den Wahlen und Abstimmungen in der
Weimarer Republik zugewandt und dazu erste Aufsätze vorgelegt (siehe
Literatur). Im Zuge der Forschungen entstand eine Datenbank zu
entstehen, die sich zuerst aus der statistischen Erhebung für die Abstimmungen
im Einparteien-Staat speiste, d.h. für die Reichstagswahl und die
Volksabstimmung vom 12. November 1933 (Völkerbundsaustritt), die Volksabstimmung
vom 19. August 1934 (Reichspräsidentschaft), die Reichstagswahlen vom 29. März
1936, die Volksabstimmung und Wahl zum Großdeutschen Reichstag vom 10. April
1938 (Annexion Österreichs) sowie die Sudetendeutsche Ergänzungswahl vom 4.
Dezember 1938. Es folgten aus Vergleichszwecken auch Erhebungen der
Wahlergebnisse von April, Juli und November 1932 bis März 1933 in der Weimarer
Republik und aktuell die Erhebung sämtlicher Schleswig-Holstein weiter Wahlen
und Abstimmungen von 1919 bis 1933: die Provinzial-Landtagswahlen, die
preußischen Landtagswahlen, die Reichstagswahlen, die
Reichspräsidentschaftswahlgänge sowie die Volksbegehren und Volksentscheide.
In der Regel handelt es sich um die Überlieferung zu allen Gemeinden mit
mindestens 2.000 Einwohnern, z.T. aber auch nur um die Ergebnisse auf Ebene der
Stadt- und Landkreise. Für einzelne Städte und Landkreise sind außerdem Daten zu
allen Wahllokalen bzw. den Dörfern und Gemeinden unter 2.000 Einwohnern erhoben
worden (zumeist aus Zeitungs- und Landesarchivquellen). Teile dieser Datensätze sollen im Folgenden allen Interessierten zur freien
Verfügung gestellt werden, andere dienen der vertiefenden Analyse des Aufstiegs
des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein sowie der Parteien- und Wahl(kampf)forschung. In Planung ist außerdem ein wahlkartografischer Atlas, der
den Aufstieg der NSDAP und ihrer völkisch-antisemitischen Vorläuferparteien von
1919 – 1933 darstellen soll. Angesichts der Zeitkapazitäten des Autors ist es
zwar weiterhin das Ziel, alle statistischen Daten frei zugänglich zu machen,
doch dürfte dies erst mittelfristig der Fall sein.
Anmerkung: Reichsweit fanden am 6. Juni 1920 Wahlen statt. Diese wurden für den Wahlkreis Schleswig-Holstein aufgrund der Abstimmungen in Nordschleswig (Februar/März 1920) auf den 20. Februar 1921 verschoben.
Einführung
Die Kernfrage der modernen historischen Wahlforschung lautet: „Wer wählte wann
und wieso eine bestimmte Partei?“ Dies schließt sowohl die Frage nach der
Klientel als auch die Frage nach den Motiven der Wählerschaft ein. Für die
Geschichte der Weimarer Republik wird in der Regel auf die Fragen abgehoben „Wer
wählte die NSDAP?“, welche schichtenspezifischen Aussagen sind anhand der
statistischen Überlieferung möglich und wie sieht der Zusammenhang zwischen
Milieu und Wahlverhalten aus. Für Schleswig-Holstein sind bis heute nur Teile
dieser Fragestellungen befriedigend beantwortet worden. Nach der frühen
Pionierarbeit von Rudolf Heberle („Landvolk und Nationalsozialismus“, 1963,
Erstveröffentlichung 1945 in den USA) folgten erst Ende der 1970er bzw. Anfang
der 1980er Jahre Forschungsarbeiten, die zumeist auf Kreisebene das
Wahlverhalten der Bevölkerung beleuchteten und sich zumeist mit den Thesen
Heberles bzw. denen von Rudolf Rietzler zum Aufstieg der NSDAP („Kampf in der
Nordmark“, 1982) auseinandersetzten. Der Fokus war dabei fast zwangsläufig auf
den Versuch ausgerichtet, den Aufstieg der NSDAP zu erklären, so dass Milieu und
Wahlverhalten, die Wahlkämpfe und die anderen Parteien nur zum Teil vertiefend
dargestellt wurden. In der Folge fehlt bis heute für Schleswig-Holstein eine
Gesamtdarstellung aller Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik.
Lediglich am Rande werden bis heute
insbesondere die preußischen Landtagswahlen erwähnt, die Provinzial-Landtagswahlen und die Ereignisse im
Provinzial-Landtag sind ebenso erst in Ansätzen erforscht und von den
Plebisziten wird häufig genug nur die Anti-Young-Plan-Kampagne der reaktionären
Parteien und der NSDAP Ende 1929 in die
Forschungen eingezogen. Noch schlechter sieht es für Schleswig-Holstein mit der
Parteienforschung und mit der Rekonstruktion der Wahlkämpfe aus. Hier gibt es
insbesondere auf Seiten der bürgerlichen Parteien große Defizite, auch die
regionale KPD ist noch zu wenig beleuchtet worden und die Geschichte der
einzelnen Wahlkämpfe muss ebenfalls noch intensiver als bisher von der Forschung
angegangen werden. Grundsätzlich steht eine Gesamtgeschichte der Wahlen und
Abstimmungen in Schleswig-Holstein in der Weimarer Republik also noch aus. Dafür
müssten neben
der Einbeziehung aller überlieferten Wahlergebnisse, einschließlich der
preußischen Landtagswahlen und der Provinziallandtagswahlen sowie der
Volksentscheide auf Reichs- und Landesebene sämtliche Wahlkämpfe und die
Wahlpropaganda der wichtigsten Parteien rekonstruiert sowie weitere
(überregionale) Quellenbestände einbezogen werden, um die Wählerwanderungen und
Wählerherkünfte regional fundiert analysieren und einordnen zu können. Im
Einzelfall könnten auch Schichtungsanalysen aufgrund von Auswertungen von
Adressbüchern sinnvoll sein, wobei sich hier Großstädte und größere Städte bzw.
einzelne Landkreise mit
gut überlieferter Wahlstatistik anbieten würden. Alles zusammen wären Schritte
für eine (wahlsoziologische) regionale Gesamtgeschichte der Wahlen und
Abstimmungen in Schleswig-Holstein.
Die Datenbank
Die wahlstatistische Datenbank gliedert sich in drei Teilbereiche und zwar
A. Ergebnisse auf der Ebene der Gemeinden,
der Stadt- und Landkreise Schleswig-Holsteins (in der Regel Reichstagswahlen, Landtagswahlen, Provinzial-Landtagswahlen);
B. Ergebnisse auf der Ebene der Wahllokale für die größeren Städte und ausgewählte Landkreise Schleswig-Holsteins
(Kiel, z.T. Lübeck, z.T. Landkreise Plön, Norderdithmarschen, Steinburg);
C. Sonstige Datensätze
(in der Regel: Volkszählungsdaten 1933, 1939).
Sie umfasst einerseits die jeweiligen Einzelergebnisse aus verschiedenen Städten auf Ebene der Stimmbezirke – d.h. den
Wahllokalen mit etwa je 1.000 Wahlberechtigten –, andererseits weitere Daten aus
Norddeutschland. So wurden u.a. sämtliche amtlichen Endergebnisse aus der
Statistik des Deutschen Reichs für (die preußische Provinz) Schleswig-Holstein
(Wahlkreis 13) seit der Wahl zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 bis zur
Abstimmung vom 10. April 1938 erhoben. Dies schließt im Detail die Ergebnisse
auf Gemeindeebene (mit mind. 2.000 EinwohnerInnen) sowie der ländlichen
Restbezirke (unter 2.000 Einw.) ein. Hinzu kommen einzelne Daten auf
Wahlkreisebene zu Hamburg (Wahlkreis 34) sowie ausgewählte Gemeinden in
Norddeutschland sowie Teile der Ergebnisse der Volkszählungen 1933 und 1939. Die
erhobenen statistischen Daten sollen auf längere Sicht für alle Interessierten
zugänglich gemacht und durch weitere Detailforschungen ergänzt werden. Als
ersten Schritt erfolgt die Dokumentation der Ergebnisse auf Stadt- und
Landkreisebene für die Reichstagswahlen von 1921-1933 und die Wahlen zu den
verfassungsgebenden Versammlungen 1919.
Die Datenbank umfasst derzeit die folgenden Wahl- und Abstimmungsergebnisse (Mai 2009):
Weimarer Republik
Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung vom 19. Januar 1919
Wahlen zur verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung vom 26. Januar 1919
Reichstagswahl vom 20. Februar 1921 (regulärer Termin reichsweit: 6. Juni 1920,
in Schleswig-Holstein wegen der Volksabstimmung über Nord-Schleswig im
Februar/März 1920 verschoben)
Preußische Landtagswahl vom 20. Februar 1921
Preußische Provinzial-Landtagswahl vom 20. Februar 1921
Reichstagswahl vom 4. Mai 1924
Reichstagswahl vom 7. Dezember 1924
Preußische Landtagswahl vom 7. Dezember 1924
Reichspräsidentenwahl vom 29. März 1925 (I. Wahlgang)
Reichspräsidentenwahl vom 26. April 1925 (II. Wahlgang)
Preußische Provinzial-Landtagswahl vom 29. November 1925
Volksbegehren (März 1926) und Volksentscheid „Fürstenenteignung“ vom 20. Juni 1926
Reichstagswahl vom 20. Mai 1928
[Preußische Landtagswahl vom 20. Mai 1928, noch nicht erhoben, FO]
Volksbegehren "Panzerkreuzerverbot" vom 3-16. Oktober 1928
Preußische Provinzial-Landtagswahl vom 17. November 1929
Volksbegehren (Oktober) und Volksentscheid "Freiheitsgesetz" (Anti-Youngplan-Kampagne) vom 22. Dezember 1929
Reichstagswahl vom 14. September 1930
Volksbegehren und Volksentscheid „Auflösung des preußischen Landtages“ vom 11. August 1931
Reichspräsidentenwahl vom 13. März 1932 (I. Wahlgang)
Reichspräsidentenwahl vom 10. April 1932 (II. Wahlgang)
Preußische Landtagswahl vom 24. April 1932
Reichstagswahl vom 31. Juli 1932
Reichstagswahl vom 6. November 1932
[Preußische Landtagswahl vom 5. März 1933, noch nicht erhoben, FO]
Reichstagswahl vom 5. März 1933
Preußische Provinzial-Landtagswahl vom 12. März 1933
Einparteienstaat der NSDAP
Reichstagswahl vom 12. November 1933
Volksabstimmung vom 12. November 1933
Volksabstimmung vom 19. August 1934
Reichstagswahl vom 29. März 1936
Volksabstimmung und Wahl zum Großdeutschen Reichstag vom 10. April 1938
Sudetendeutsche Ergänzungswahl vom Dezember 1938
Zur Vergleichbarkeit der Wahlergebnisse
Methodisch werden in den nachfolgenden Tabellen zuerst die Wahlergebnisse
wiedergegeben, es folgt die Berechnung der Stimmergebnisse in abgegebenen
gültigen Stimmen und danach in Prozent der Wahlberechtigten. Letzteres – die so
genannte Stimmausschöpfung – ist die Voraussetzung für qualitative Wahlanalysen.
Während der Vergleich von Wahlergebnissen in gültigen Stimmen den Nachteil hat,
die Wahlenthaltungen nicht zu erfassen, können Analysen in Prozent der
Wahlberechtigten das Stimmverhalten aller Wahlberechtigten abbilden. Die sonst
auftretenden Verzerrungen aufgrund von unterschiedlich hohen Wahlbeteiligungen
können so ausgeschlossen werden und erst so ist es möglich, Wahlen über einen
längeren Zeitraum miteinander zu vergleichen! Das folgende Beispiel soll die
Auswirkungen in der statistischen Analyse verdeutlichen:
Gemeindegröße Wahlbeteiligung
In Prozent
der gültigen Stimmen
In Prozent
der Wahlberechtigten
Dorf (200 Wahlberechtigte) 100 von 200 = 50 %
10 von 100 = 10 %
10 von 200 = 5 %
Kleinstadt (5.000 Wahlberechtigte)
4.000 von 5.000 = 80 %
400 von 4.000 = 10 %
400 von 5.000 = 8 %
Großstadt (100.000 Wahlberechtigte)
50.000 von 100.000 = 50 %
5.000 von 50.000 = 10 %
5.000 von 100.000 = 5 %
Lesebeispiel und Analyse:
Partei A hat bei einer Wahl sowohl in einem Dorf, einer Kleinstadt als auch in
einer Großstadt jeweils 10 % der abgegebenen gültigen Stimmen erhalten (Spalte
3). Die Wahlbeteiligung fiel in allen drei Gemeinden allerdings unterschiedlich
aus: Auf dem Dorf und in der Großstadt lag sie bei 50 % (Spalte 2), während sie
in der Kleinstadt mit 80 % deutlich höher ausfiel. Unter Einschluss aller
Wahlberechtigten (Spalte 4) konnte Partei A auf dem Dorf und in der Großstadt
jeweils 5 % aller Wahlberechtigten, in der Kleinstadt dagegen 8 % von ihnen für
sich gewinnen.
Um das Problem für die Wahlanalyse zu verstehen, ist erstens zu beachten, dass
im obigen Beispiel auf dem Dorf, der Klein- und der Großstadt eine
unterschiedlich hohe Wahlbeteiligung zu verzeichnen ist (50 % / 80 % / 50 %).
Beim Vergleich der Stimmergebnisse einer fiktiven Partei A auf der Basis der abgegebenen gültigen
Stimmen ergibt sich aber für die abgebildete Partei überall eine gleichhohe
Zustimmung von 10 Prozent. In der Wahlanalyse würde man also davon ausgehen,
dass es dieser Partei gelungen ist, unabhängig von der jeweiligen Gemeindegröße
ihre Wählerschaft zu mobilisieren, denn sie ist scheinbar überall gleich
erfolgreich. Unter Einbeziehung der regional jeweils sehr unterschiedlichen
Wahlbeteiligung sieht das Ergebnis aber deutlich anders aus: die Partei konnte
gerade in der Kleinstadt ihre Wähler mobilisieren und verzeichnet dort ihre
größten Stimmenergebnisse (8 Prozent), während es auf dem Dorf und in der
Großstadt lediglich 5 Prozent sind. Die Stimmausschöpfung der Partei ist also in
der Kleinstadt am höchsten, was in der Wahlanalyse erst durch Berechnung in
Prozent der Wahlberechtigten zum Vorschein kommt.
Die Analyse von Wahlergebnissen – unabhängig davon, ob sich diese auf Kreise, Gemeinden oder
Wahllokale beziehen – muss sich deshalb immer auf den Vergleichsmaßstab in
Prozent der Wahlberechtigten beziehen, denn nur so sind grundsätzliche
Interpretationsfehler auszuschließen. Bedauerlicherweise basieren aber so gut
wie alle bisherigen Analysen der Wahlergebnisse in Schleswig-Holstein von
1919-1933 auf einem Vergleich der abgegebenen gültigen Stimmen, was Fehlschlüsse
und Fehlannahmen befördert hat.
Anmerkungen zu den relevanten Gebietsreformen in Schleswig-Holstein und Umgebung
Der Reichstagswahlkreis 14 (1919-1920) bzw. 13, Schleswig-Holstein, umfasste von 1919 bis 1937
im Kern das heutige Bundesland ohne Lübeck und einschließlich der Städte und Gemeinden im westlichen
und östlichen Gebieten des heutigen Hamburg. Auch in der Weimarer Republik hat es verschiedene Gebietsreformen
gegeben, so dass sich sowohl auf Gemeindeebene (insbesondere durch die Auflösung der Gutsbezirke Ende 1927),
Eingemeindungen in die größeren Städte (Altona, Kiel) und Kreisgebietsreformen (Auflösung
der Kreise Bordesholm und
Auflösung des Inselkreises Helgoland, 1932) sich sowohl die Kreisgrenzen als auch die Anzahl der Kreise und Gemeinden
im Untersuchungszeitraum veränderte.Die wichtigsten Veränderungen waren in Kürze:
1. Nach der Abstimmung 1920 kamen die nördlichen Teile Schleswig-Holsteins (Nordschleswig), d.h. im Kern die Kreise Hadersleben,
Apenrade, Sonderburg, Teile von Tondern und kleinere Teile des Landkreises Flensburg zu Dänemark.
2. Im Oktober 1932 wurde der Landkreis Bordesholm zugunsten der umliegenden Kreise Rendsburg, Plön und Segeberg aufgelöst
und der seit 1922 eigenständige Kreis Helgoland kam zum Kreis Pinneberg.
3. Die Zusammenlegung der Kreise Husum und Eiderstedt sowie der beiden
Dithmarschen (1. Oktober 1932 bis 30. September 1933) wurde wieder zurückgenommen
und hatte deshalb für die Abbildung der Wahlergebnisse in diesem Zeitraum keine Relevanz, auf Kreistagswahlebene hingegen schon.
(Die Statistik des Deutschen Reiches für die damals stattfindenden Wahlen berücksichtigte diese Gebietsveränderungen nicht!).
4. Lübeck gehörte bis 1937/38 nicht zum Reichstagswahlkreis Schleswig-Holstein, sondern zum Wahlkreis
35, Mecklenburg, war als
eigenständiges Land (wie die Hansestädte Bremen und Hamburg) im Reichsrat vertreten und wählte eine eigenständige Bürgerschaft.
5. Der oldenburgische Landesteil Lübeck (bzw. 1919: das Fürstentum Lübeck) gehörte zum Land Oldenburg
und wählte entsprechend den dortigen Landtag mit, während eine Teilnahme an den
preußischen Landtags- bzw. Provinziallandtagswahlen natürlich nicht stattfand.
Auf Ebene der Reichstagswahlen gehörte der Landesteil Lübeck hingegen zum Reichstagswahlkreis
Schleswig-Holstein.
6. Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes vom April 1937 gingen die Stadtkreise Altona und Wandsbek sowie große Teile des Kreis Stormarn
an Hamburg über; die bisher nicht zu Schleswig-Holstein zählende Stadt Lübeck, das Landgebiet Lübeck sowie der oldenburgische
Landesteil Lübeck (in der Folge als Landkreis Eutin bezeichnet) gingen an
Schleswig-Holstein. Hinzu kamen weitere kleinere Gebietsaustausche zwischen
Preußen und Hamburg.
Sämtliche dieser Gebietsveränderungen führen dazu, dass es wahlstatistisch nur durch die Erstellung „fiktiver“ Kreisgebiete und Gemeinden möglich ist, valide Vergleichseinheiten herzustellen, da ansonsten beim Vergleich der Gebiets- und Wahlkörper das Problem von Fehlschlüssen auftreten kann.
Literaturhinweise
Schleswig-Holstein, Wahlen und Volksabstimmungen in der NS-Diktatur
Schleswig-Holstein, Wahlen und Volksentscheide in der Weimarer Republik
Andere Regionen, Deutsches Reich: Wahlen in der NS-Diktatur
Wahlstatistische Analyse, Logit-Modell, Swing-Index, Anwendungen
Zur Geschichte Schleswig-Holsteins siehe die Auswahlbibliografie in: „Siegeszug in der Nordmark“ Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus 1925-1950. Schlaglichter – Rekonstruktionen – Studien. = Informationen zur schleswig-holsteinischen Zeitgeschichte, Heft 50 (2008), 400 Seiten. [Darin u.a. Politische Parteien und Verbände, NSDAP und ihre Vorläufer, Regionen].
Kontakt
Der Autor ist sehr daran interessiert, Kontakt zu anderen Personen zu erhalten,
die sich ebenfalls mit dem Thema Wahlen im Nationalsozialismus beschäftigen und
dies auf möglichst kleinräumlicher Basis (Stimmbezirksebene) erforschen.
Wer hierzu Hinweise geben kann oder selber dazu forscht, kann sich mit dem Autor
unter omland@freenet.de in Verbindung setzen. Herzlichen Dank.
Frank Omland, Jg. 1967, Dipl. Sozialpädagoge, gebürtiger Schleswig-Holsteiner, lebt in Hamburg und arbeitet dort in einer Beratungsstelle. Seit 1988 engagiert bei der Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus in Kiel und Hamburg. Seit 1991 aktives Mitglied im Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V., seit 2003 im Vorstand. Forschungsschwerpunkte: Wahlen und Abstimmungen 1919-1938. Kontakt: omland@freenet.de