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Jutta Briel

Eckhard Colmorgen/Sabine Hilge/Sigrun Jochims/Detlef Korte/Peter Meyer-Strüvy/ Frank Omland/Monika Peters

Kiel im Nationalsozialismus. Materialien und Dokumente. Veröffentlichung des Arbeitskreises Asche-Prozeß.

Kiel: Selbstverlag 1994. 128 S.

Seit 1980 leistet der Arbeitskreis Asche-Prozeß engagiert Aufklärungsarbeit über die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt Kiel. Besonders die Antifaschistische Stadtrundfahrt und die zu Einzelthemen durchgeführten Stadtteilrundgänge sind sehr erfolgreich. Der vorliegende Reader ist aus der Arbeit für die Stadtrundfahrt entstanden und baut auf dem Begleitheft der Antifaschistischen Stadtrundfahrt von 1982/83 auf. Er soll durch die Zusammenstellung von Dokumenten, Materialien und erläuternden Texten als Hilfsmittel für den Schulunterricht, aber auch dem lokalhistorisch Interessierten dienen.

Im Vorwort bezeichnen die Autoren den Forschungsstand als "immer noch sehr schlecht" und würdigen die Arbeit Irene Dittrichs - den "Heimatgeschichtlichen Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945" - als "einzige nenneswerte Untersuchung. Die zahlreichen Literaturhinweise im Hauptteil des Readers zeugen aber davon, daß es, abgesehen von einigen Forschungslücken, schon eine erfreuliche Anzahl verdienstvoller Arbeiten zum Thema gibt. Das sollte nicht vom Tisch gewischt werden.

Der Reader behandelt 22 Themen der NS-Zeit in Kiel, u.a. NSDAP, KPD, Jüdische Gemeinde, Gestapo, Arbeitsamt, Wahlen). Die Autoren betonen, daß damit keine vollständige Abhandlung erreicht werden konnte. Der Hinweis auf einen möglichen Ergänzungs- und Folgeband läßt hoffen, daß dann unter anderem auch die für Kiel wichtigen Themen Kriegswirtschaft/Werften und Bombenkrieg aufgearbeitet werden. Desweiteren könnte eine bisher fehlende Darstellung des Umgangs mit der Vergangenheit in der Nachkriegszeit darauf hinweisen, daß das Kapitel deutscher Geschichte 1945 eben nicht abgeschlossen war, sondern in die Gegenwart hineinwirkt. Erfreulicherweise finden sich dagegen auch einige Themen, die bisher kaum Beachtung gefunden haben.

Das Festmachen der Themen an den Orten des Geschehens und die topogra-


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phische Gliederung verwirren zunächst den unvorbereiteten Leser, der vielleicht eine chronologische oder sachthematische Ordnung erwartet hat. Es erklärt sich aber aus der Entstehungsgeschichte des Readers und erweist sich für die Arbeit mit der Veröffentlichung letztlich nicht als hinderlich. Der Hinweis auf die vertrauten Orte läßt die scheinbare räumliche und zeitliche Distanz zur NS-Zeit schwinden.

Die einzelnen Kapitel enthalten jeweils einen zusammenfassenden, knappen Erläuterungstext, Literaturangaben und eine Auswahl von Dokumenten. Dieser Aufbau macht eine Orientierung leicht, ermöglicht eigene Auseinandersetzung mit dem Thema und regt zu Weiterarbeit an. Die Texte sind gut recherchiert und verständlich und sachlich verfaßt. Die Auswahl der zeitgeschichtlichen Dokumente ist breit gefächert und von Aussagekraft.

Insgesamt ist der Reader ein didaktisch durchdachtes Mittel für einen anschaulichen und kritischen Unterricht. Von seinem Informationsgehalt und Anspruch her ist er darüberhinaus für jeden Interessierten zu empfehlen.


Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Heft 28 (Dezember 1995) S. 85-86.


Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 28

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