Es scheint, als fände die ausdauernde, hartnäckige und umfassende Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein nun doch häufiger eine unerwartete, aber durchaus verdiente Würdigung. Nachdem Gerhard Hoch mit der Ehrennadel des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet und Thomas Schecks Arbeit zum Denkmalschutz im Nationalsozialismus mit dem Kieler Wissenschaftspreis prämiert wurde, fand am 1. November in Kiel eine weitere besondere Ehrung zweier Akens-Mitglieder statt: der Historiker Dr. Harald Jenner und der Lehrer Rolf Schwarz wurden für ihre Forschungen über norwegische Gefangene in Schleswig-Holstein mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Früh schon hatte Rolf Schwarz einen Impuls für seine späteren Forschungen erhalten: als Schüler war er einmal in Hammerfest wegen seiner Nationalität von einem Norweger angefeindet worden. 1981 begann er dann zusammen mit Harald Jenner, sich intensiver mit dem Schicksal jener Norweger zu beschäftigen, die nach der deutschen Okkupation des Landes als Widerständler festgenommen und in Schleswig-Holstein inhaftiert worden waren. Über diese Gruppe von Menschen, die auf besondere Weise unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu leiden hatten, lagen damals kaum Informationen vor. Besonders in Norwegen selbst stießen die beiden aber auf so reichhaltiges Material, so daß sie 1988 bereits eine Ausstellung planten. Später unterstützte sie auch Schleswig-Hol-
steins Justizminister Klingner, indem er Akteneinsicht gewährte.
Die Ausstellung wurde schließlich 1990 zum 50. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Norwegen eröffnet, außer in Schleswig-Holstein auch in Norwegen und Dänemark gezeigt und in einem Katalogbuch dokumentiert, das auch ausführliche zweisprachigen Textbeiträge enthält (Norwegische Gefangene in Schleswig-Holstein 1940 - 1945, hrg. von der Stadt Rendsburg, Rendsburg 1990).
Die Begründung für die Verleihung des Verdienstordens nahm ausdrücklich auf die Ausstellung bezug. Doch auch vor und neben dieser besonderen Arbeit haben sich Schwarz und Jenner mit Aspekten der norddeutschen NS-Geschichte befaßt: Harald Jenner publizierte größere Arbeiten über die diakonischen Einrichtungen Schleswig-Holsteins und Hamburgs zwischen 1933 und 1945, vor allem die Alsterdorfer Anstalten (1987) und das Diakoniewerk Kropp (1990). Rolf Schwarz widmete sich maßgeblich der breiteren Erforschung des Schicksals ausländischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter in Schleswig-Holstein (Verschleppt zur Sklavenarbeit, hrg. zus. mit Gerhard Hoch, 2. Aufl. Alveslohe und Rendsburg 1988) und publiziert regelmäßig Aufsätze und Untersuchungen zur Aspekten der NS-Geschichte Schleswig-Holsteins.
Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Heft 30 (Dezember 1996) S. 72-73.
Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 30