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Thomas Pusch

"Spaniens Himmel ..."

und auch für Schleswig-Holsteiner Antifaschisten "keine Sterne" -

ihr Weg durch den Spanischen Bürgerkrieg [*]

Internationale im Spanischen Bürgerkrieg (1936 - 1939)

Im Prozeß des Scheiterns der 2. Spanischen Republik war das Engagement von gut drei Dutzend Menschen aus Schleswig-Holstein angesiedelt. Dieser Aufsatz möchte eine Gruppenbiographie der Schleswig-Holsteiner AntifaschistInnen im Spanischen Bürgerkrieg nachzeichnen und dabei für eine kleine Personengruppe Bedingungen darstellen, die eine kollektive Erfahrung für mehrere Tausend Freiwillige wurden. [1] Eine Darstellung des Gesamtzusammenhanges des Konfliktes und seines historischen Ablaufs kann dieser Aufsatz nur bedingt leisten; er ist aber chronologisch angelegt und gibt so auch Hinweise auf den Ablauf des Bürgerkriegs.

Was war die Motivation, sich als Zivilist in einem Krieg zu engagieren, die ohnehin unsichere Situation in den Emigrationsländern gegen eine noch ungewissere Zukunft einzutauschen? Was waren es für Lebenswege, die nach Spanien führten, was haben die Menschen dort erlebt und was wurde aus ihnen nach dem Bürgerkrieg?

Die Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg gilt mit einiger Berechtigung als eine der konsequentesten antifaschistischen Betätigungen in der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft. Der Weg der Beteiligten war aber nicht nur ein Weg nach Spanien, sondern auch der Weg durch den Transformationsprozeß der Internationalistischen Linken, allen voran der Komintern, durch die Agonie der Komintern 1939-1941 und in eine Zukunft, die mit dem Leben "vor Spanien" nicht mehr viel gemein hatte.

Für die meisten der "kleinen Leute" unter den Spanienkämpfern war der Einsatz im Bürgerkrieg das zentrale Ereignis ihres Lebens. Wer mit den wenigen noch heute lebenden Teilnehmern spricht, kann sich dieser Sichtweise nicht entziehen.

Sozialgeschichte versus Denkmal?

Eine über die bloße Dokumentation des Widerstandes in Schleswig-Holstein hinausgehende kontextualisierende Widerstandsgeschichte fehlt, eine Sozialgeschichte des Widerstandes ist nicht auszumachen. [2] Die Dokumentation einzelner Organisationen in einzelnen Orten ohne eine empirische Einbettung des Geschehens verstellt den Blick. Mythen, Rechtfertigungen, Helden-Geschichten halten einer weiteren Quellenanalyse oft nicht stand. Gerade für den Widerstand der KPD stehen hier noch einige ernüchternde Betrachtungen an, so auch für den Spanischen Bürgerkrieg.

Innerhalb der großen politischen Lager, insbesondere der KPD, galt die Devise, daß am radikalsten ist, wer sich am konsequentesten exponiert und die meisten Opfer bringt - und sich damit als politische Kraft eine führende Rolle in der Gesellschaft nach Hitler ausweist. Ein Trauma der Arbeiterbewegung ist - Karl-Heinz Roth folgend - der Umstand, daß


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manche für das Verteilen von Flugblättern - oft nicht mehr! - 12 Jahre in Lagern, Gefängnissen und KZ gesessen haben oder gar zu Tode kamen. Dagegen hebt sich die in Spanien ausdrückende Militanz nachdrücklich ab und stellt eine bis heute faszinierende Projektionsfläche dar für das, "was hätte sein können".

Ansinnen dieser Darstellung ist nicht, heimattümelnde Sinnstiftung zu leisten. So sehr die Erfahrungen dieser Personengruppe auch die Geschichte der deutschen Linken reflektieren und auch regionale Spezifika wie die Rolle der Seeleute und Hafenarbeiter aufweisen, so wenig gilt es hier, Menschenleben als statisches Denkmal aufzurichten - ein dynamisches, hinsichtlich der Rezeption kritisches Andenken an ihre kollektive Erfahrung steht ihnen dennoch zu.

Doch bei aller Kritik, allen Zweifeln an der Politik von SPD und KPD, allen Opfern der innerlinken Verfolgung, unfähiger militärische Führung und allem Marionettenspiel mit Menschenleben seitens der Komintern: Das Engagement im Bürgerkrieg bleibt ein Lehrstück. Die 60. Jahrestage sind Anlaß dafür, das bisher Bekannte darzulegen und zur "Weiterarbeit" anzubieten.

Die regionale Perspektive

Immerhin 41 Personen, die aus Schleswig-Holstein kamen bzw. mit dieser Region in einer intensiven Wechselwirkung standen oder nach 1945 hierhin zurückkehrten, sind in dem diesem Beitrag zugrundeliegenden IZRG-Forschungsprojekt zur Geschichte der politischen Emigration und Remigration [3] als Teilnehmer des Spanischen Bürgerkriegs identifiziert worden. Aber auch außerhalb Spaniens waren Bestrebungen zur Unterstützung des Engagements dort zu verzeichnen: sowohl in den Emigrationsländern - hier wird auf Dänemark eingegangen - als auch auf den Wegen nach Spanien. [4]

Eine Betrachtung der Schleswig-Holsteiner TeilnehmerInnen am Spanischen Bürgerkrieg mit seinen 41 Personen steht zunächst recht verloren dar, eröffnet aber die Möglichkeit - leider nicht an dieser Stelle - in die Tiefe, ins Detail zu gehen und mit einer "Entschlüsselung" zu beginnen. [5] Im Folgenden soll versucht werden, die Bedingungen einer Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg vor dem konkreten Hintergrund zu beschreiben und sich dabei dem Sozialprofil der Interbrigadisten zu nähern.

Literatur und Quellen

Die (wissenschaftliche) Literatur zum Spanischen Bürgerkrieg und zu den Internationalen Brigaden (IB) scheint uferlos und ist es doch nicht. Zwischen all den Heroen, Mythen, volkspädagogischen Betonungen (und auch einigen vorzüglichen Arbeiten) scheint zweierlei erst spät möglich gewesen zu sein: die Auseinandersetzung um die Verfolgung von Linken durch Stalins langen Arm und die Sozial- und Erfahrungsgeschichte der Internationalen Brigaden.

Trotz der Bibliotheken an Lebensläufen, Erinnerungsberichten und Geschichten ist wenig Konkretes über den sozialen und politischen Werdegang der Internationalen im Spanischen Bürgerkrieg bekannt. Der Einsatz in Spanien selbst ist geradezu ein "Schwarzes Loch". Somit wissen wir auch wenig über die Erfahrungen der IB, wenn sie nicht dem mythenbeladenen Bild entsprechen, das


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mit seiner Erinnerungsliteratur die Regale füllt. Wie agiert ein antimilitaristischer Linker als Kombattant in einem modernen Krieg, was bedeuten töten und die Möglichkeit, getötet zu werden?

Erst in den 90er Jahren war sowohl die Quellenlage als auch die Distanz zum Stellenwert des Ereignisses gegeben, um eine Sozial- und Erfahrungsgeschichte der IB zu beginnen. Klaus-Michael Mallmann hat 1994 mit einem Beitrag über die "Erfahrungsperspektive des Spanischen Bürgerkrieges" [6] erstmals den Versuch unternommen, die einfachsten (leider sehr fragmentarischen) Daten der IB zusammenzustellen und damit eine empirisch abgesicherte Betrachtung vorzunehmen. Mallmann und Paul wiederum haben für ihre Arbeiten über das Saarland ebenfalls Kollektivbiografien von Spanienkämpfern erstellt. [7] In der Literatur aus Schleswig-Holstein sind nur einzelne Hinweise auf das Engagement im Bürgerkrieg vorhanden. [8]

Die Quellen

Die Beschäftigung mit der Emigration im Allgemeinen und der Teilnahme an den IB im Besonderen steht vor einem z.T. erheblichen Quellenproblem. Die Verwendung von Decknamen, die Konspiration, die Berichte vom Hörensagen können häufig zu Verwechslung führen und sind Quellen des Irrtum - so bei Otje Staack [9] und Ludwig Otto. [10] Die Angaben einer zentralen Quelle, die Kaderbeurteilungen [11], irren häufig in Geburtsort, letztem Wohnort oder bringen Geschwister und Cousins durcheinander - klare Hinweise darauf, daß hier nicht überprüfte Informationen weiterverarbeitet wurden. Zu Justin Steinfeld liegt nur eine einzige Quelle vor, deren Angaben wie Geburtsort und Jahrgang bisher nicht bestätigt werden konnten.

Zentrales Archiv für die Angehörigen der KPD und somit auch der InterbrigadistInnen ist die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen (SAPMO) im Bundesarchiv Lichterfelde, vormals das Zentrale Parteiarchiv im Institut für Marxismus-Leninismus.

Beurteilung: "... scharte schlechte Elemente um sich ..."

In den Kaderakten der republikanischen Spanienkämpfer, die 1939/40 in den südfranzösischen Internierungslagern über die Personen erstellt wurden, heißt es über Julius "Jule" Jürgensen, Führungskader der KPD im Landesteil Schleswig:

"Kam im Januar 1937 nach Spanien und wurde Politkommissar der Artilleriebasis in Almansa [der Name seiner Batterie, TP]. Er war in Deutschland ein Spitzenfunktionär der [KPD]. Seine Entwicklung in Spanien war eine sehr schlechte. Er war nicht klar in der Volksfrontpolitik, verkannte die Rolle der Kommissare und der Parteiorganisation, scharte schlechte Elemente um sich und führte mit ihnen einen Kampf gegen die militärische Leitung und teilweise gegen die Parteiorganisation bei der Artillerie. Er zeigte Tendenzen der Demoralisation, wurde seiner Funktion enthoben und trieb sich in der Base herum. An der Front war er nicht. Im Rekupationslager [Rückführungslager, TP] war er Politdelegierter der Kompanie. Auch hier zeigte er keine politische Aktivität. Seine Entwicklung in Spanien war eine Rückwärtsentwicklung. In die KP Spaniens wurde er nicht überführt." (87/119)

Wie kann es sein, daß einem politi-


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[Abb. 1: Gruppe Hamburger Antifaschisten in Albacete, März 1937 (obere Reihe, 4.v.l: " Jule" Jürgensen, 2.v.r. Erich Naeve)]

schen und militärischen Führungskader ein so disqualifizierendes politisches "Zeugnis" ausgestellt wird? Jürgensen war kein Einzelfall, und er selbst hat in allen Erinnerungen, die er hinterließ, nur indirekt auf derartige Anschuldigungen Bezug genommen. Für ihn stellte der Weg durch den Spanischen Bürgerkrieg einen gravierenden Einschnitt im Leben dar.

Eine historisch einmalige politische Zentrifugalkraft schleuderte ihn, wie viele andere IB in der Folge, in entfernteste Ecken dieser Erde, in Vergessenheit und Tod, politische Agonie, aber auch ins Zentrum einer späteren politischen Macht (der DDR) - je nachdem, wo sie sich innerhalb der Konflikte befanden. Für weit mehr Spanienkämpfer aber war die Erfahrung des Spanischen Bürgerkrieges ein Schlußstein im Erosionsprozeß der KPD. [12]

Disziplin - "Jule" Jürgensen

Der 1896 in Flensburg geborene Jürgensen gehörte sicherlich zu den bekanntesten KommunistInnen der Region. Nach 1945 war er Leitungskader des Partei-Bezirks Wasserkante, MdL in Kiel sowie im Parteivorstand der KPD. Sein politischer Lebensweg mag recht typisch für die Generation derjenigen sein, die eine konkrete Erfahrung mit einem "revolutionären Attentismus" hatten.

Jürgensen kam aus einer mittellosen und kinderreichen Familie. Für ihn bedeutete das Soldatsein im Ersten Weltkrieg geradezu einen sozialen Aufstieg. Den Krieg


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beendete er auf dem Balkan als gewählter Soldatenrat einer Artillerie-Einheit - typisches Merkmal zahlreicher Biographien von frühen KPD-Mitgliedern der Weimarer Republik. Ab 1919 gehörte er der KPD an und übernahm auf lokaler Ebene, im Umkreis von Flensburg und auf Sylt, verschiedene Parteiaufgaben.

Nach der Machtübergabe wurde er bald verhaftet und war ca. ein Jahr inhaftiert. Nach seiner Entlassung setzte er die illegale Arbeit fort, wobei er seine berufliche Tätigkeit als Möbelspediteur, der im ganzen Landesteil unterwegs war, geschickt zu nutzen verstand. Im Zusammenhang mit der Affäre um den Parteiinstrukteur Goldberg emigrierte Jürgensen Ende 1934. Seine Tätigkeit in Dänemark bei der legalen Emigrantenleitung der KPD/Roten Hilfe setzte ihn an die Nahtstelle zwischen den Bedürfnissen der EmigrantInnen und seiner Funktion als Transmissionsglied bei der Anleitung der EmigrantInnen. Da er bereits dänisch sprach, konnte er seine Funktion im Kontakt mit dänischen Stellen zunächst behaupten. Die Konflikte, die zu seiner Ablösung als Emigrantenleiter führten, liegen noch etwas im Dunkeln; zu vermuten ist aber, daß er nicht in gewünschter Weise für die Partei "funktionierte". [13] Zumindest begab er sich mit einer größeren Gruppe am 26. Dezember 1936 auf den Weg nach Spanien.

Sein Einsatz dort war an seiner militärischen Ausbildung orientiert; er wurde zeitweiliger Chef der Artillerieausbildung in Albacete und Kommissar der Batterie "Almansa". Wirft man einen Blick auf die Situation seiner Einheit, dann wird verständlich, warum es für Jürgensen durchaus Grenzen der militärischen Disziplin gab - daß es Grenzen der Disziplin gab, hatte er als Soldatenrat 1918 kennengelernt.

Karl Kloster, damaliger Beobachter bei der Batterie, beschreibt deren Waffen: "Tschechisches Geschützrohr, französische Lafette, russische Munition." Andere Geschütze seien schon bei der Belagerung von Paris 1871 dabei gewesen, ohne Rücklauf und auf Holzrädern. "Das konnte nicht gut gehen. Das Sichtfeld des Scherenfernrohrs reicht gar nicht aus, um die Streuung der Einschläge eines Geschützes zu überblicken." [14]

So gelangte Jürgensen in zweifacher Hinsicht in Konflikte: in militärischer Hinsicht, was sich aus dem Material seiner Einheit und der Gefechtsfeldunterlegenheit ergab (er mußte annehmen mit seiner Museumswaffe nur als Zielscheibe zu dienen), sowie in politischer Hinsicht: Angesprochen auf die Konflikte, die zwischen Jürgensen und der politischen Führung der IBs bestanden, berichten sowohl Viktor Prieß als auch Karl Kloster unabhängig voneinander: "Jule" Jürgensen hatte alle "seine Leute" (Personen aus Norddeutschland. und aus der skandinavischen Emigration, die er kannte) später zur Artillerie geholt, damit sie nicht "alle abklappen täten" (Karl Kloster). Jürgensen hätte bald gemerkt, daß dieser Krieg nicht zu gewinnen sei, und er sah es als politisch falsch an, alle erfahrenen Kader in diesem aussichtslosen Kampf zu opfern. Er hielt die Artillerie für verhältnismäßig sicher und holte verschiedene Personen hierhin, so Werner Bringmann, Karl Kloster, Viktor Prieß (den er aus dem legendären Partisanen-Bataillon [15] herausholte) sowie andere Personen aus der ehemaligen "Versöhnler"-Gruppe. In den Demobilisierungslagern sorgte er zudem für Heinrich Rogahns Rückführung nach Dänemark. Sind diese die "schlechte[n] Elemente"?


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Merkwürdigerweise liegt über Jürgensen auch eine positive Beurteilung vor, die nach dem 12. September 1938 verfaßt worden sein muß: "PCE a ete secretaire de region de Flensburg. Tres bon camerade moral eleve responsable du Parti au bataillon 13. Tres bonne education politique. Activiste dans tous les travaux et reunions. Bon element serieux. Arrive le 12.9.38 d'Olot: Bon discipline, sur." Doch dieser wird nachträglich ein weiteres Schriftstück beigefügt. Darin heißt es etwa gleichlautend mit der zuvor zitierten Negativbeurteilung: "Leistet seinen politischen Fähigkeiten entsprechend nicht die praktische Arbeit an Spanien. Verstand es nicht den Soldaten das Problem der Einheits- und Volksfront naeher zu bringen. Entpuppte sich als Intrigant gegen die militärische Leitung, sammelte alle schlechten und verdächtigen Elemente um sich mit denen er einen Kampf gegen die militärische Leitung sowie gegen die Parteileitung in der Einheit führte. Schlechte Moral." [16]

Seinen Weg zwischen der erneuten Wahl zum Kommissar (Herbst 1938) und seiner Verhaftung in Frankreich im Dezember 1943 hat er zwar selbst beschrieben [17], die Angaben bleiben aber höchst widersprüchlich und stehen im Gegensatz zu anderen, eigenen Angaben. Vielleicht sollte er statt Werner Sager nach Norwegen zurückkehren, und die Konflikte mit der Leitung der IB verhinderten dies, vielleicht hatte er weitaus übergeordnetere Aufträge, die er aber auch nicht in seinen Erinnerungen nennt. Fakt ist, daß er Ende 1938 auf einem Schiff nach Kopenhagen, wahrscheinlich gar nach Tallinn (Reval) fuhr. Falls letzteres zutrifft, war es wohl seine Aufgabe, eine weitere Waffenlieferung der UdSSR an die Republik zu begleiten. Die getarnte Lieferung kam zu spät, sie blieb in Le Havre stecken. Rogahn sagt 1941 sogar aus, daß Jürgensen nach der Entlassung aus den IB Offizier der Spanischen Volksarmee geworden sei. Jürgensen blieb dann in Le Havre und verlor die Anbindung an die Parteiorganisation. Anfang Dezember 1943 wird er als deutscher Kommunist identifiziert und nach Deutschland deportiert.

Jürgensen stand in Verlauf des Bürgerkrieges nicht immer auf der einen, sicheren Seite der Parteilinie. Oft waren es Konstellationen, die es ihm gar nicht ermöglichten, "parteikonform" zu handeln, oft handelte er auf Grund seiner Lebenserfahrung - und geriet dabei in Konflikte zwischen einer Loyalität gegenüber ihm bekannten norddeutschen Genossen und einer für ihn nicht immer klar erkennbaren Linie der Partei. Jürgensen - und darüber kann sein Charme als "norddeutsches Original" nicht hinwegtäuschen - näherte sich im Verlauf dieses Prozesses der kommunistischen Orthodoxie an. Nach 1945 befolgte er die Parteidisziplin und tat sich gar als "Säuberer" in Hamburg hervor.

Die Untersuchungsgruppe

Die Zusammensetzung der Gruppe der TeilnehmerInnen am Spanischen Bürgerkrieg aus Schleswig-Holstein schien zunächst keine von der KPD-Generallinie (männliches KPD-Mitglied, Arbeiter und Einsatz in den IB) abweichenden Fälle bereitzuhalten. Derzeit befindet sich unter den 41 Personen eine Frau (Clara Philipsborn), die zumindest von deutscher Seite der Teilnahme an Kampfhandlungen beschuldigt wird. [18] Clara Philipsborn war zudem als verfolgte Jü-


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din - ähnlich wie Hermann Jacobsohn aus Lübeck - in einer Sonderrolle.

Und aller Rhetorik des Leiters des SOPADE-Grenzsekretariats in Kopenhagen, Richard Hansen (Kiel), zum Trotz: Es waren auch vier Personen der sozialdemokratischen Emigration, die sich auf Seiten der Republik engagierten, und Hansen hat (unter der Hand) auch einzelnen - leider nicht namentlich bekannten - Flüchtlingen den Weg nach Spanien ebnen wollen. In einem abgefangenen Brief schreibt er: "Es waren nun zwei Fälle, wo beide im Besitz eines noch jahrelang gültigen deutschen Passes waren. Beide hatten den Wunsch zuerst nach Spanien zu kommen oder wenn das nicht möglich, irgendwo mit dem Dampfer nach Übersee. [...] Offiziell mit einem Komitee kann man solche Dinge auch nicht bearbeiten, dazu sind die Schwierigkeiten zu groß und doch gibt es Fälle, in denen man aus rein menschlichen Gründen gerne helfen möchte." [19]

Nur haben diese nicht dem legalistischen und nationalistischen Kurs der Sopade nahegestanden, sondern - so z.B. Kurt Baum aus Heide - den syndikalistischen Tendenzen der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF). Hansen aber verbot den Personen, die er als Leiter des Matteotti-Komitee [20] in Dänemark betreute, in höchst patriarchalischer Weise jede Agitation für die Teilnahme am Bürgerkrieg. Möglicherweise war Hansens legalistisches Vorgehen aber auch Teil einer Tarnung. Ihm mußte es darum gehen, daß seine Aktivitäten im Bereich der Militärspionage nicht auffielen.

Soziale Zusammensetzung

Auch wenn mindestens 30 Personen vor ihrem Einsatz in Spanien bereits aktive Antifaschisten waren, Haftstrafen oder Konzentrationslager durchlaufen hatten oder einer Verhaftung durch die Emigration entgehen konnten, sind wenigstens vier auch nach den Quellen deutscher Behörden politisch unorganisiert gewesen und nie zuvor in Erscheinung getreten. [21]

Deutlich ist aber: Ein beachtenswerter Anteil des norddeutschen Widerstandes findet in Spanien eine Fortsetzung (vgl. den Abschnitt "Motive") in den IB, der regulären Armee der Spanischen Republik oder den Milizen. Mindestens vier Personen waren auch bei den anarchistischen Milizen, u.a. in der Division Durrutti).

Ein Blick auf die Zusammensetzung der Gruppe nach Beruf und Alter weist auf wichtige Merkmale der Zusammensetzung der Internationalen Einheiten in Spanien insgesamt und für Schleswig-Holstein im Besonderen hin (s. Tabelle 1). Die genannten Berufe und auch ihre Häufungen entsprechen anderen Angaben zu den Interbrigadisten. In Norddeutschland war sicherlich der Anteil an Seeleuten höher, in Westdeutschland der der Bergleute markant.

Die von Mallmann mit "Jugendlichkeit und Radikalität" überschriebene Analyse der Sozialstruktur der Interbrigadisten läßt sich hier nicht ohne weiteres aufzeigen. [22] So jugendlich waren die Schleswig-Holsteiner TeilnehmerInnen aber nicht mehr. Zehn Personen waren vor 1900, 20 bis 1910 und 12 danach geboren.

Scheele, Stark und insbesondere Ausborn waren in der Tat sehr jung; ihr bisheriger Lebensweg weicht auch dahingehend von den übrigen ab, daß sie


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[Tabelle 1: Der Weg in den Spanischen Bürgerkrieg]


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nicht vor dem Bürgerkrieg politisch verfolgt wurden. Stark und Ausborn kamen bereits aus Kanada bzw. den USA, Scheele war wohl durch seinen Bruder im Sinne der KPD beeinflußt worden. Da Scheele im Zusammenhang mit der Emigration einige kleinere Betrügereien vornahm (Reiseutensilien und Kleidung), sind Anlaß und Grund der Emigration nicht genau zu trennen. Sicher ist aber, daß der Entschluß zur Emigration älter ist als die Notwendigkeit, sich der Strafverfolgung zu entziehen.

Den Geburtsjahrgängen vor 1900 war gemeinsam, daß sieben von neun Männern im 1. Weltkrieg Soldaten gewesen waren, also eine "nützliche" Erfahrung bzw. Ausbildung hatten. Den Jahrgängen bis 1910 kann aber das Merkmal zugeschrieben werden, daß sie sich - gemessen an typischen Lebenswegen - im Alter von Mitte Zwanzig bis Mitte Dreißig eigentlich in einer Phase der Seßhaftwerdung, Familiengründung und höchsten Berufschancen befunden haben müßten. Die wirtschaftliche Lage und ihr Schicksal als politisch Verfolgte erlaubte ihnen dies alles nicht. Sofern sie bereits Familie hatten, gaben sie die Familienkontakte auf. Daß in dieser Phase eine Sinnsuche in den Ideen und Vorgaben der Partei gesucht wurde, mag nicht verwundern, eine Radikalisierung - gerade auch der Wunsch, wirkungsvoll seinem Ideal zuzuarbeiten erscheint nachvollziehbar. Die in Spanien gesammelte Kriegserfahrung korrespondierte aber kaum mit der der Teilnehmer am 1. Weltkrieg, denen Disziplin und Gehorsam ebenso vertraut waren wie Gewalt und Gefahr.

Die beiden am stärksten vertretenen Berufsgruppen - besser: Lebenshaltungen - , die Seeleute (10) und Journalisten bzw. hauptamtlichen Funktionäre (7), verdienen eine besonderer Hervorhebung. Zwar bedeutet die Berufsbezeichnung "Journalist" in den meisten Fällen "hauptamtlicher Parteisekretär", verdeutlicht aber auch, welche herausragende Bedeutung JournalistInnen in diesem ersten Medienkrieg hatten.

Motive

Der bereits erwähnte Jürgensen schreibt im Kontext seines Entschädigungsantrags: "Als mir im Herbst 1936 bewußt wurde, daß Hitler die politische Situation in Europa durch den Einsatz der Condor-Divisionen und technischen Einheiten in Spanien für den Faschismus zu beeinflussen suchte, schien mir der Platz des aktiven Antifaschisten an der Seite des republikanischen [!] gesinnten Volkes in Spanien zu sein. Menschen, die die Rolle des Faschismus erkannten, konnten hier am treffendsten und wirksamsten den Todfeind der Arbeiterklasse treffen, und somit gab es keine höhere Aufgabe für die in der Emigration fast tatenlos befindlichen Kräfte, ihre Fähigkeiten, ja selbst ihr Leben einzusetzen. Ich begab mich daher am 26.12.1936 [...] nach Spanien und stellte mich der spanischen Republik zur Verfügung. Als alter Artillerist kam ich sehr bald zum Einsatz und glaube, hier bis zum 5. 2. 1939 meine Pflicht getan zu haben." [23]

Ohne jeden Zweifel war das dominierende Motiv für einen Einsatz im Bürgerkrieg die Begeisterung für die sich hier bietende Möglichkeit, einen antifaschistischen Kampf konsequent und wirkungsvoll zu bestreiten und die legitime Spanische Republik als soziales


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Modell zu unterstützen - sie versprach eine neue Heimat. Viele, so auch Otto Albrecht-Hansen, hofften, "sich in Spanien eine neue Heimat zu erkämpfen." [24] Mitunter hört sich diese Begründung in späteren Jahren recht formelhaft an (wie bei Jürgensen zitiert), aber an ihr selbst kann kein Zweifel bestehen.

Dennoch muß eine Reihe anderer Faktoren dieser Begeisterung als Bedingung an die Seite gestellt werden. Je nach Quellenperspektive - ob vor einem Reichsgericht, in einem Entschädigungsverfahren, in einem in der DDR publizierten Erinnerungsbericht oder aus Perspektive der Kaderkommission in den Internierungslagern - variieren die Angaben zur Motivation.

Vor den Reichsgerichten wurden natürlich verschiedene Faktoren zur Entlastung genannt: Versprechungen seitens der Republik - und es gab falsche Versprechungen - und Zwang durch die KPD - es gab einen teilweisen Zwang durch die Partei - waren die häufigsten genannten Aspekte. Eine Ahnungslosigkeit - und gerade die Radikalisierten, nach 1910 Geborenen ahnten nichts von der Grausamkeit des Krieges - und Ausweglosigkeit in der Emigration wurden zudem als schuldmindernde Umstände ins Feld geführt.

Im Falle des hier als Zeitzeugen genannten Viktor Prieß kann ein weiterer Umstand erwähnt werden, der für eine ganze Reihe von Kadern eine zentrale Rolle gespielt hat: die Zugehörigkeit zum Militärpolitischen Apparat (MP-Apparat) [25] der Komintern, welche aber im Einzelnen nicht bekannt ist. Der Apparat wurde aufgelöst, der populäre Leiter Hans Kippenberg gar in der UdSSR ermordet. Die KPD "entsorgte" aber nicht nur diese militärisch geschulten Kader nach Spanien, sondern auch viele andere im Wege stehenden oder unliebsamen Genossen. Den in der dänischen Emigration als "Verräter" und "Trotzkisten" diffamierten "Versöhnler" [26] oder der KP-Opposition wurde die Möglichkeit eingeräumt, nach Spanien zu gehen. Plötzlich waren sie wieder akzeptiert, momentan wurden sie sogar wieder rehabilitiert, jedoch nicht auf Dauer. [27]

Von der sozialen und politischen Ausweglosigkeit der Situation waren insbesondere jene betroffen, die relativ spät oder erst während des Bürgerkriegs emigriert sind. Die Rote Hilfe als Anerkennungsinstanz für politische Flüchtlinge in Dänemark legte ankommenden Emigranten die Weiterreise nach Spanien nahe, so z.B. bei Ludwig Ahrens. Ahrens war ohne Parteiauftrag emigriert, und ihm drohte in Dänemark Haft oder gar Abschiebung nach Deutschland. "In Kopenhagen war ich nach Grenzübertritt 1936 einige Tage in Haft. Im Herbst 1937 einige Wochen in Haft [im] 'Westrefängsel' Kopenhagen. Man wollte mich im Herbst 1937 von Kopenhagen nach Deutschland ausliefern, demzufolge ging ich am 1.4.1938 illegal nach Spanien." Ludwig Ahrens war ebenfalls in Dänemark wegen einer illegaler politischer Betätigung in Haft geraten. [28]

Auch Paul Steen und wahrscheinlich auch Werner Sager wurden wegen verbotener illegaler Tätigkeit aus der CSR und der Schweiz ausgewiesen und kamen über Frankreich nach Spanien. Gustav Gundelach, der wohl höchstrangige Funktionär aus dieser Untersuchungsgruppe (immerhin Mitglied der illegalen Reichsleitung der KPD), kam anläßlich seiner Abschiebung aus der Schweiz ohne Auftrag nach Frankreich und wurde dann in Spanien "geparkt". [29]

[Weiter auf Seite 28.]


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Freiwilligkeit - Heinrich Rogahn

Heinrich Rogahn war 1933 leitender Funktionär der illegalen KPD in Flensburg, wurde verhaftet und zu einer ersten Gefängnisstrafe verurteilt. Nach der Entlassung nahm er die illegale Arbeit wieder auf. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Ringgaard u.a. wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Er konnte aber noch nach Dänemark flüchten, wo er verantwortliche Tätigkeiten in der illegalen Grenzarbeit der Abschnittsleitung Nord ausübte.

In der Kaderbeurteilung wird über ihn ausgesagt: "Kam im Dezember 1936 nach Spanien zur 11. Brigade und wurde verwundet. War dann dauernd im Hinterland. Hier war er sehr undiszipliniert wurde ein starker Säufer und machte des öfteren Skandalszenen. Er wurde verhaftet und saß lange Zeit im Gefängnis. Über seinen Verbleib ist uns nichts bekannt." (89/60)

In einem weiteren Verfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat wird er 1941 verurteilt. Auch wenn seine Aussage unter dem Aspekt gesehen werden muß, daß er seine Handlungen zu entkräften versucht, stimmen die Angaben mit Informationen und Sichtweisen aus anderen Quellen überein. Die hier gemachten Aussagen können den Aussagen des Kaderberichts entgegengestellt werden.

In der Anklageschrift gegen ihn heißt es, daß er in Dänemark für das Auffliegen eines Kuriers in Hamburg verantwortlich gemacht wurde. "Man verlangte deshalb von ihm, daß er als Freiwilliger nach Spanien gehen sollte. Da man ihm für den Fall einer Weigerung die Entziehung jeglicher Unterstützung androhte, reiste er am 26.12.1936 mit anderen Emigranten über Belgien und Frankreich nach Albacete [...]. Er wurde dem 'Thälmann-Bataillon' der XI. Internationalen Brigade zugeteilt. Nach einer vierwöchigen Ausbildung kam er an die Front bei J[a]rama, wo er schon am zweiten Tag durch einen Oberschenkelschuß verwundet wurde. Nach seiner Wiederherstellung weigerte er sich, an die Front zurückzukehren. Er wurde deshalb zunächst in das Zuchthaus Chincilla bei Albacete gebracht. Später wurde er einer 'Unzuverlässigen-Kompagnie' zugeteilt. Am 5.10.1938 wurde er nach Frankreich abgeschoben. Der Beschuldigte hielt sich dann zwei Monate in Paris auf. Dort traf er Julius Jürgensen, der inzwischen Offizier in der rot-spanischen Armee geworden war. Jürgensen ermöglichte ihm im Dezember 1938 die Rückkehr mit einem dänischen Schiff nach Aalborg. In Dänemark kehrte der Beschuldigte wieder nach Kolding zurück. Dort lebte er bis zu seiner Festnahme durch die dänische Polizei am 26.7.1940 von Unterstützung seitens der Gewerkschaften. Eine politische Tätigkeit übte er nach seiner Rückkehr aus Spanien nicht aus."

Und im Urteil heißt es dann in Zusammenhang mit einer Strafmilderung: "Auf eine höhere Strafe ist nur deshalb nicht erkannt worden, weil der Angeklagte ein offenes Geständnis abgelegt hat und seine innere Umkehr glaubhaft erscheint. Auf dieser Einsicht und die Abwendung vom Kommunismus kann aus der Tatsache geschlossen werden, daß sich der Angeklagte durch die Erlebnisse in Spanien belehrt [Unterstr. im Orig., TP.], wie er es selbst vorgetragen hat, seit Anfang 1937 staatsfeindliche Handlungen nicht mehr hat zuschulden kommen lassen." [30]


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Da die inhaltlichen, persönlichen und strukturellen Schwierigkeiten gerade in der dänischen Emigration nie durch Änderungen in der politischen Haltung, sondern stets nur durch personelle und geringfügige organisatorische Veränderungen angegangen wurden, gerieten gerade hier sehr viele Personen in eine Situation, daß sie entweder abgeschoben wurden, zur "Bewährung" hinkamen oder sich angesichts der desolaten Lage in Kopenhagen freiwillig meldeten, um der dortigen Agonie zu entgehen. Es sind mehrere Fälle von Personen belegt, die wegen angeblicher Fehler in illegaler Grenzarbeit - so bei Heinrich Rogahn [31] - oder der Enttarnung als zumindest zeitweilige V-Leute ("Fiete" Kuhr) nach Spanien sollten, im Falle von Kuhr sich aber weigerten und aus der Emigration ausgeschlossen wurden [32], oder - so bei Alfons Heising ("Emil") und Hans Bringmann - dorthin wollten, aber nicht gelassen wurden, da ihre Qualifikation für andere Tätigkeiten vorbehalten blieb.

Schon sehr bald versiegte der Zustrom "begeisterter Freiwilliger" nach Spanien, und der Weg dorthin wurde dann oft Ausflucht für ungeklärte Aufenthaltsbedingungen im Exilland. Spätestens ab März 1938 wurden keine ausgebildeten Kader mehr nach Spanien geschickt. Hans Bringmann berichtete, "so wichtige Kader sollten dann ja nicht mehr nach Spanien". [33] Dennoch war auch in den Emigrationsländern genug Betätigungsfeld für die UnterstützerInnen-Gruppen vorhanden.

Da die Anerkennung aller EmigrantInnen auf dünnem Eis stand, war die Zusage der Regierung der Spanischen Republik, den Freiwilligen die spanische Staatsbürgerschaft zu verleihen, weit mehr als nur Geste, sondern ein gewichtiges Versprechen.

Der Weg nach Spanien

Der Weg nach Spanien kann zunächst unterschieden werden in die organisierte und nicht-organisierte Anreise. Gerade letztere war in der Anfangsphase des Bürgerkrieges von größerer Bedeutung, als die spontane Bereitschaft, in Spanien zu intervenieren, noch nicht als Anliegen der KPD/Komintern galt. [34] Mindestens drei Personen (Wiese, Kriening und Frick) kamen noch vor dem Engagement der Komintern nach Spanien. Drei weitere Personen (Berger, Jacobsohn und Philipsborn) hielten sich bereits zu Beginn der Kämpfe im spanischen Exil auf.

Aus der französischen Emigration kamen Frick (er hatte sich bis zur Saarabstimmung noch dort aufgehalten), W. Schmidt (der in Paris zu studieren versuchte), Bodo Uhse und Bruno v. Salomon (er nahm eine wichtige Rolle im Ausschuß zur Bildung einer Volksfront ein) nach Spanien.

Über die CSR (via Österreich, die Schweiz und Frankreich) kamen Matiszik, v. d. Reith, Steen, Göbel, Thews, Albrecht-Hansen [35], der desertierte Luftwaffensoldat Schreiber und wahrscheinlich auch Kurt Baum (zuvor in Heide).

Für die Unorganisierten - häufig Seeleute - waren die belgisch-niederländischen Häfen Ausgangspunkt auf dem Weg nach Spanien; teils kamen sie auf eigene Faust auf dem Landweg (Frick) [36], teils per Schiff nach Spanien oder durch Desertion von deutschen Seeschiffen in Südfrankreich (Witt) oder Spanien selbst (Wiese). Kriening hatte sich ohne Ver-


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mittlung aus dem Reich auf den Weg nach Spanien gemacht. Die Angaben zu Scheele variieren: 1941 wird niedergeschrieben, daß er von Dänemark aus direkt auf einem Schiff anheuerte und in Barcelona von Bord ging. [37] Drei Personen kamen direkt aus der UdSSR (Hoffmann, Busch und Petersen), von zwei weiteren wird es vermutet, bei einigen liegen keine Anhaltspunkte vor.

Kopenhagen-Esbjerg-Dünkirchen-Paris, einfache Fahrt, für 78 Dkr.

Da eine Reihe von Personen aus der skandinavischen Emigration über Kopenhagen, Esbjerg, Dünkirchen, Paris nach Spanien gekommen sind - so Ahrens, Bringmann, Jürgensen, Rogahn, Sager und Naeve - , und die beiden zur Verfügung stehenden Zeitzeugen ebenfalls diesen Weg gingen, sind die Informationen über die Bedingungen dieser Anreise sehr dicht. [38]

Zu überwindende Schwierigkeiten waren die Beschaffung gültiger Ausweispapiere - viele EmigrantInnen hatten keine mehr - und die Übernahme der Reisekosten. Beides organisierte die Internationale Rote Hilfe (IRH) in Kopenhagen quasi stellvertretend für die illegale Abschnittsleitung-Nord (ALN), die allerdings "Pech" damit hatte, daß ein als Paßfälscher tätiger Funktionär des ISH-Büros Informant für die Gestapo und die dänische Polizei war. [39] Sowohl der dänischen Polizei als auch den deutschen Behörden war die Abreise eines beträchtlichen Teils der Emigration nach Spanien genauso lieb, wie es der ALN gelegen kam, all die "Versöhnler" loszuwerden. Damit reduzierten sich potentielle deutsch-dänische Spannungen hinsichtlich der illegalen Arbeit von Kommunisten in Dänemark erheblich. [40]

Hatte man Paß, Handgeld und Fahrgeld (einfache Fahrt!) beisammen, bestieg man in Esbjerg einen Liniendampfer nach Dünkirchen, von wo aus es per Bahn weiter nach Paris zum offiziellen Rekrutierungsbüro ging. Dort wurden die "Formalitäten" abgewickelt und einzelne Transporte via Perpignan nach Spanien zusammengestellt. Zeitweise konnte eine Ausreise aus Frankreich mit Billigung der französischen Regierung vollzogen werden, zeitweise mußte der legale Grenzübertritt gemieden werden.

Doch die großzügige Hilfe der IRH fanden nicht alle so positiv. Karl Kloster fiel bei seiner Erzählung noch ein: "Die Kommunisten gaben mir in Dänemark keine Krone, aber als es dann nach Spanien ging, da waren plötzlich für jeden die 78 Kronen da." Und er beschreibt die soziale Not der von der Roten Hilfe anerkannten EmigrantInnen.

Die Zurückgeblieben

Wer nach Spanien ging, setzte sich der Gefahr aus, nicht wieder in das Emigrationsland zurückkehren zu können. Dies war ein Risiko, dem man sich im realen Maß kaum bewußt war. Man ließ die kleinste Chance einer Integration im bisherigen Ausnahmeland fahren, trennte sich von Partnerinnen (und ließ materiell unversorgte Kinder zurück! [41]) und ordnete sein Schicksal einem "höheren" politischen Ziel unter. Die Zurückgebliebenen (Frauen) waren fortan damit beschäftigt, in den Spanien-Hilfskomitees der Gewerkschaften Geld zu sammeln, Postsendungen zu finanzieren oder auch durch die Vermittlung über


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[Tabelle 2: Emigrationswege und Dauer des Einsatzes in Spanien]

den politischen Kontext des Einsatzes in Spanien eine Unterstützung für die Hilfskomitees zu erlangen. Da die Unterstützungsarbeit ja auch Interbrigadisten dänischer Staatsbürgerschaft betraf, konnte man abweichend von den bisherigen Gegebenheiten auch legal und offen Spenden sammeln. Zu diesem Zwecke wurden Anteilsscheine verkauft.

Die Kielerin Bertha Eva Hartmann, Partnerin von Willy Grünert, fiel bei diesen Aktivitäten erstmals der Gestapo als Emigrantin auf. Sie war zudem damit beschäftigt, eine Ausstellung über


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[Abb. 2: Anteilsschein]

den Bürgerkrieg zusammenzustellen. Beabsichtigt war, so die Stapo-Leitstelle Hamburg in ihrem Vermerk vom 26. September 1938, daß "in der Zeit vom 13. bis 17.10.38 [...] zurückgekehrte Rotspanienkämpfer in Kopenhagen eine Ausstellung zugunsten Rotspaniens" durchführen. "Die deutschen Kommunisten wollen diese Ausstellung propagandistisch für sich auswerten, um so für ihren Teil eine kostenlose Propaganda zu haben. Die hierfür Beauftragten für die deutsche Emigrantenleitung sind: Eva Emma Hartmann [...] und eine gewisse 'Sonja'." [42]

Durch das Ende des Bürgerkrieges veränderte sich die Arbeit der Hilfskomitees erheblich. Fortan wurden die internierten Interbrigadisten zentral vom Hilfskomitee in Paris betreut. Über die Verteilung von Hilfslieferungen, Ausreisechancen und die politische Betreuung wurde in den Internierungslagern gezielt Politik betrieben (s. den Abschnitt "9. Kompanie"). Gerade das Hilfskomitee aus Norwegen - hier waren Willy Brandt und Hans Bringmann aktiv - bildete ein Gegengewicht gegen die Ausgrenzung der Angehörigen der "9. Kompanie" und begünstigte linke Oppositionsgruppen.

Spanien

Tätigkeiten und Einsatz

Mit dem Einsatz in und vor Madrid begann der organisierte Einsatz der Inter-Brigaden. Hier starb bereits am 20. November 1936 Emil Seemann beim Kampf in der Universitätsstadt. In der Materialiensammlung zum "national-revolutionären Krieg in Spanien" weist die Erinnerung eines Kameraden von Seemann auf die Umstände seines Todes hin: "Er fiel beim ersten Einsatz des Bataillons 'Thälmann' zur Verteidigung Madrids im Casa del Campo beim Sturm auf das 'Rote Haus'. Er wurde durch den Splitter einer Tankgranate im Rücken schwer verletzt und starb auf dem Transport zum Verbandsplatz. Seine letzten Worte waren: 'Nun muß ich schon aufgeben, wo ich erst so wenig geleistet habe und ich wollte so gerne ein kleiner Lenin werden.'" [43]

Aber erst ab Sommer 1937 waren - mit wenigen Ausnahmen - alle Freiwilligen in den IB und damit der regulären spanischen Volksarmee organisiert. Ge-


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gen Ende ihres Einsatzes betrug der Anteil der Internationalen in den Brigaden wahrscheinlich nicht mehr als 25%, in Einzelfällen blieb nur die Kommandostruktur international.

Das Ende des militärischen Einsatzes der Internationalen Brigaden ist durch den versuchten Übergang über den Ebro markiert. Im Frühjahr 1938 war die Republik quasi in zwei Territorien gespalten. Zunächst hatte sich die Volksarmee hinter den Flußlauf an der Aragon-Front zurückgezogen und versuchte hier ab dem 25. Juli 1938 eine letzte Offensive. Sehr viele Interbrigadisten sind, nachdem die Flußüberquerung zwar glückte, weitere Verstärkung aber ausbleiben mußte, in den Erdlöchern im Lehmboden verschüttet worden. Die hier erzielten Geländegewinne waren unbedeutend (ca. 20 - 25 km), das ganze Unternehmen ein militärisches Fiasko. Dennoch lieferte diese Offensive den Stoff für zahllose Heldenberichte. Der Tod von Paul Steen findet sich in keinem dieser Berichte erwähnt.

Das "Schwarze Loch": Krieg, Soldat-Sein und Politik

Nicht die Geschichte der einzelnen Einsätze sind das eigentlich Unbekannte im Spanischen Bürgerkrieg. Ein "Schwarzes Loch" ist der Einsatz deshalb, weil kaum Informationen über die Interbrigadisten als Individuen nach "außen" (aufs Papier) drangen, die von den politischen Entwicklungen, den persönlichen Nöten und kollektiven Erfahrungen berichten (über Desertion und Verweigerung, politische Verfolgung und Konflikte).

Kaderbeurteilungen

Die Kaderunterlagen der KPD, 1939/40 in den südfranzösischen Internierungslagern zusammengestellt, liefern eine Reihe von - oft verfälschten - Anhaltspunkten zum strukturellen Konfliktpotential der IB. Diese Zeugnisse und andere spärliche Quellen der KPD enthalten eine Reihe von Berichten über - aus Sicht der Parteiführung - angeblich unmilitärisches, gar feindbegünstigendes Verhalten Einzelner. Liest man sie der Reihe nach, entsteht das Bild einer zum einen aus "Deserteuren", "Feiglingen", "Intriganten", "Trotzkisten" und "Gestapo-Agenten", zum anderen aus treuen, zuverlässigen und idealistisch handelnden Genossen bestehenden Freiwilligenarmee. Wenigstens der erste Teil steht im Widerspruch zur Heldenverehrung des Freiwilligeneinsatzes in Spanien.

Aus der Gruppe der Schleswig-Holsteiner Spanienkämpfer finden sich bei 14 Personen Eintragungen zu Wehrvergehen oder politischen Haltungen, die eine direkt Maßregelung, Bestrafung oder Verfolgung nach sich zogen (siehe Tab. 3). Darüber hinaus sind eine Reihe weitere Beurteilungen sehr negativ gehalten. Bei vier Männern - "Jule" Jürgensen, Heinrich Rogahn, Arnulf Schmidt und Werner Schmidt - werden die Fälle von Verweigerung, Desertion oder politischer Verfolgung weiteren Quellenangaben gegenübergestellt.

Die innerlinke Verfolgung

Zunächst einmal stellt sich die Frage, was die Interbrigadisten von den innerlinken Konflikten mitbekommen haben. Sie waren an der Front, und die Verfol-


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[Tabelle 3: Der Weg durch den Spanischen Bürgerkrieg]


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[Abb. 3: Werner Bringmanns Militärpaß]

gung verlief zumeist im Hinterland ab. Drei Hinweise geben zumindest Aufschluß darüber, daß einiges bekannt war, aber die Ansicht bestand, daß die Maßnahmen schon ihre Berechtigung hätten - "gegen so viel Verrat" (so eine zeitgenössische Äußerung). In den Fällen einer Einzelverfolgung mag aber oftmals der Vorwand eines Vorgehens wegen disziplinarischer oder krimineller Vergehen als Erklärung für ein Verschwinden gedient haben.

Zum angeblichen Putsch der POUM [44] in Barcelona im Mai 1937 äußert sich Karl Kloster: "Ist doch alles Quatsch..., die Spanier haben uns als Menschen betrachtet, egal ob Kommunisten oder Anarchisten". Und sie selbst, also die Kommunisten, hätten sich "sooo aufgeführt". Er berichtet darüber, daß sich die Spanier sehr fein gegenüber den Brigadisten verhalten hätten, aber bei den Kommunisten war das immer so "ich weiß nicht was das sollte, das waren doch alle Menschen, aber DIE mußten immer sooo tun [...] und stets dieses 'Du mußt, du mußt!'" Auf die Frage, wie sie über die Ereignisse informiert wurden, bestätigt er, daß sie nur das mitbekommen hätten, was in den Brigadezeitungen verbreitet wurde. Und er fügt hinzu: "Ein Putsch, so'n Quatsch - die haben doch auch gekämpft wie wir." [45]

"Trotzki-Faschismus"

Was stand in den Brigadezeitungen? Da das Ausmaß der "Säuberungen" in der Sowjetunion nicht mehr zu verbergen war, wurde offensiv in der Presse der IB darüber berichtet. Ein Zusammenhang zwischen der Verfolgung des "Trotzki-Faschismus" [46] in der UdSSR wie in Spanien wurde dabei betont. Die "Abrechnung" in der UdSSR, lautet der Tenor der Berichterstattung, könne als Vorbild genommen werden; so wird z.B. über die Hinrichtung von Marschall Tukhatschewski und anderer Offiziere der Roten Armee in der UdSSR berichtet. Über den Ausgang des vom sowjetischen Geheimdienst angestrengten Prozesses gegen die POUM fanden sich keine Artikel: die Leitung der POUM wurde freigesprochen. Über die Vorbereitung und die Beschuldigungen gegen die POUM findet sich dagegen einiges.

In der Abschiedsnummer vom 1. November 1938 mit dem Titel "Bruder ...." erscheint ein zweiseitiger Artikel "Auch Spanien lehrt uns: Der Trotzkismus - eine Agentur des Faschismus", illustriert mit der Karikatur einer hakenkreuz-gemusterten Schlange, an deren


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Kopfende ein Menschenoberkörper (mit antisemitischen Stereotypen!) mit vorgehaltener Pistole gezeichnet ist. [47] Letztere Zeitung bekamen die IB im Demobilisierungslager als Lektüre, und die Ausgabe wird eine starke Rezeption erfahren haben.

Eine am 17. Dezember 1938 stattfindende Versammlung von etwa 60 deutschen und österreichischen Spanienkämpfern greift den Tenor der Hetzartikel - teilweise im Wortlaut - auf; ein Hinweis auf die Inszenierung des Ganzen. Der Aufruf der Versammlung zur Einheit der Arbeiterklasse richtet sich an den Parteivorstand der Sopade (als eigentlichen Adressaten) und an das Zentralkomitee der KPD. Er schließt mit einem "Gelöbnis" ab, in dem es heißt: "Jeder, der sich unseren Bestrebungen zur Herstellung der einheitlichen Hilfe für Spaniens Volk, der brüderlichen Zusammenarbeit von Sozialisten und Kommunisten, der Einheit der Emigration entgegenstellt, wird in uns [...] seine erbittertsten Gegner finden. Wir haben nicht umsonst die unheilvolle Tätigkeit der POUM, dieser trotzkistischen Agentur des Faschismus in Spanien gesehen, die mit allen Mitteln, von der betrügerischen Demagogie bis zur Spionage und dem bewaffneten Putsch, die Einheit des Volkes und der Arbeiterklasse zu zerbrechen und dem Faschismus zum Sieg zu verhelfen trachtet." Man werde stets das in Spanien geschmiedete Gelöbnis der Einheit hochhalten. Unterzeichnet wird dieser Aufruf von je vier deutschen und vier österreichischen Genossen beider Strömungen, für die SPD: Otto Hansen Albrecht (zuletzt Kiel). [48]

Über Albrecht-Hansen heißt es daher in den Kaderbeurteilungen: "War diszipliniert und zuverlässig in seiner Arbeit. Politisch interessiert und aktiv tätig. Seine Entwicklung in Spanien war positiv. Er war ein guter Antifaschist." (87/50) [49] Wen wundert's ...!

Briefe nach Dänemark

In einem Brief der KPD-EmigrantInnengruppe aus Kopenhagen vom 27. August 1938 wird auf "verräterische Aktivitäten der Trotzkisten" Bezug genommen. Aus anderen Schreiben kann geschlossen werden, daß Kloster, Jürgensen, Bringmann und auch Rogahn stets Kenntnis dieser eher freundschaftlichen Mitteilungen hatten: "Leider ist es so, daß Eure Kampferfahrungen [!] auch im Lager der deutschen Emigration nicht zur Anwendung kommt. Es ist ja auch bekannt, daß gerade in der Emigration [...] der Brutherd ist, wo sich alle möglichen Gruppen und Grüppchen zusammenfinden, deren Gruppeninteresse größer ist, als die Aufgabe, die gesammelten Kräfte anzustrengen im Kampf gegen Hitler und den internationalen Faschismus. Um Euch einige Perlen der 'Politik' solcher 'revolutionären' Gruppen zu geben - folgendes: Die Berliner Opposition [KPD/O in Dänemark, TP] schreibt in ihren Materialien, daß das Volksfrontbündnis in Spanien ein Verrat an der internationalen und insbesondere spanischen ARBEITERklasse ist. Die einzigen revolutionären Gruppen wären die POUM und einzelne Anarchisten, die als Krönung für die Ergebenheit für die Revolution den Aufstand in Barcelona organisierten. Daß dieser Aufstand niedergeschlagen wurde, wird als weiterer Beweis des Bündnisses der reformistischen Politik der Stalinisten mit [...] Azana angeführt."


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Dann folgt ein Bericht über eine Diskussion zur Volksfrontpolitik im Kopenhagener Emigrantenheim, die im Monat März und April 1938 geführt wurde. Als deren Konsequenz zog sich die KP-Emigration aus dem Emigrantenheim zurück. "Wir haben natürlich kein Interesse, ein Emigrantenheim zu stützen, deren Mitglieder sich zur Hauptaufgabe machten, dieses als Basis für volksfrontfeindliche und trotzkistische Agitation zu benutzen."

Werner Bringmanns Kamerad Hans Bendtfeldt schrieb am 5. Oktober 1938 als Antwort: "Die Zustände im Emi-Heim sind ja wüst, nach Grete Sch. ihren Brief war alles in bester Butter. Über das politische (POUM-Aufstand usw.) glaube ich, muß ich nicht viel Worte verlieren. Wir, die wir hier schon fast 2 Jahre in der Volksarmee stehen, wissen den Weg, den das Volk zu gehen hat, [...] mit der POUM und alles, was mit ihr sympathisiert, haben wir ja genug traurige Erfahrungen. Ich glaube dies zu den Geschichten mit den [!] Emi-Heim zu sagen." Offensichtlich hatte die besagte Freundin, Grete Sch., nicht den Eindruck, daß das Emigrantenheim eine Basis für "trotzkistische Agitation" sei.

Verfolger und Verfolgte

Aus Aussagen vor Reichsgerichten, Kaderakten und anderen Quellen lassen sich teilweise Hinweise gegenüberstellen, die Konflikte beleuchten und mitunter auch erklären. Im folgenden Abschnitt werden eine Reihe von Aussagen vorgestellt. Teilweise sprechen sie für sich allein, teilweise werden sie durch andere Quellen ergänzt.

Werner Sager

Belegt ist, daß Sager (Lübeck) bei der SIM [50] tätig war, und den Aussagen eines Spanienrückkehreres vor deutschen Behörden zufolge soll Sager zumindest Anfang 1938 in Spanien als "Sekretär der Tscheka in Albacete" tätig gewesen sein. [51] Im Falle Sagers ist weiter bemerkenswert daß er - obwohl er in der schwedischen Emigration sich schwerste Versäumnisse in Sachen konspirativem Verhalten hat zu Schulden kommen lassen - eine der positivsten Kaderbeurteilungen hat. Er sei im Dezember 1936 nach Spanien zur 13. Brigade 8. Bataillon gekommen: "War Politkommissar einer Kompanie, wurde schwer verwundet, nach seiner Verwundung wurde er zum Sergeant befördert und arbeitete bei der SIM der Interbrigaden. Er war ein tapferer und pflichtbewußter Soldat, an der Front mutig und diszipliniert, politisch ein sehr interessierter Genosse, der sich in Spanien sehr gut entwickelte, besonders im Dienste der SIM leistete er eine sehr gute Arbeit im Kampf gegen die konterrevolutionären Elemente." (90/3)

Sager konnte aus den Demobilisierungslagern noch 1938 nach Norwegen zurückkommen, wo er möglicherweise in den illegalen Apparat der Wollweber-Gruppe eingebaut wurde oder zumindest werden sollte. [52] Nach zeitweiliger Internierung in Schweden kehrte er Ende 1945 in die SBZ zurück und wurde hoher Offizier, verlor aber bald darauf wieder seine Position.

Kurt Baum

Im Falle des aus Heide stammenden Sozialdemokraten und ITF-Vertrauensmanns Kurt Baum kann aber eindeutig von einer Diskriminierung bis politi-


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schen Verfolgung gesprochen werden, da er mit oppositionellen Sozialdemokraten in Verbindung gebracht wird. Aus den Kaderberichten geht hervor, daß er "am 4.6.1937 nach Spanien zur Antitankbatterie der 11. Brigade [kam], der Kamerad war an der Front sehr undiszipliniert und unkameradschaftlich, solidarisierte sich des öfteren mit schlechten Elementen, so auch mit dem Gestapo-Agenten Engo Kluthe (alias Fritz Renner). Baum nahm Verbindung auf zu dem Vertreter der II. Internationale Revent[low]. Wirkte in der Truppe zersetzend, wurde des öfteren verhaftet, von exemplarischer Bestrafung wurde Abstand genommen. Politisch ein verworrenes Element." (86/24)

Werner Schmidt und die "9. Kompanie"

Ein Lübecker Zollamtmann bei der "Columna Durrutti" - und gleichzeitig noch der "Kopf der Gestapo in Spanien"?

Über ihn heißt es: "Schmidt, Werner: Cabo. Kam im März 1937 nach Spanien und ging zur anarchistischen 26. Division. Im Juli 1937 kam er zur Interbrigade. Wurde unter die Kontrolle genommen und die Untersuchung ergab, daß er ein früherer deutscher Offizier aus der Reichswehr war, dann Oberzollinspektor in Bremen und zu gleicher Zeit der Gestapo zugehörte. In der Truppe war er tapfer und versuchte, sich an politisch schwache Elemente heranzumachen, wo er anarchistische Propaganda machte. In Wirklichkeit wollte er sie für konterrevolutionäre Handlungen gewinnen, da er mit speziellen Aufträgen von der deutschen Gestapo nach Spanien geschickt worden war. Sein ganzes Bestreben ging da hinaus, bei der Truppe, da er gute militärische Qualitäten besaß und sich auch sehr tapfer zeigte, Offizier zu werden und möglichst eine höhere Kommandostelle zu erhalten, um dann sein verbrecherisches Werk zu vollführen, welches ihm aufgetragen worden war. Er wurde erkannt und stand unter sehr strenger Kontrolle, so daß er sein Werk nicht ausführen konnte. Er war verhaftet, mußte aber freigelassen werden, da vo[r] der spanischen Justiz, die Argumente, die man gegen ihn anführte nicht stichhaltig waren. Die Justiz erklärte, daß das was er in Deutschland gemacht habe, in Spanien keine Gültigkeit habe und er von der Justiz als Antifaschist betrachtet wurde. Im Lager Gurs organisierte er sofort die 9. Kompanie, er machte sich zum Kompanieführer der Kompanie und zog alle demoralisieren Elemente in die Kompanie und entfaltete eine rege Propaganda gegen die Leitung der Interbrigaden sowie gegen die militärische und politische Lagerleitung. Nahm sofort Verbindung auf zur deutschen Botschaft und stand unter dem Schutz der deutschen Botschaft. Er gingen nicht aus dem Lager heraus, sondern organisierte weiter, indem er seine Propaganda entfächerte für die Rückkehr nach Deutschland, daß alle zurückfahren können und nicht bestraft werden. Ebenso denunzierte er die Lagerleitung bei der französischen Polizei und jeden Genossen, den er durch seine Spitzel beschatten ließ, ob sie politische Arbeit machen und wenn sie das feststellten, werde der betreffende Genosse der französischen Polizei ausgeliefert. Er ist der Kopf der Gestapo in Spanien gewesen und auch jetzt im Lager Guers [!]." (90/38)


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"Unabhängige Antifaschistische Gruppe"

Hintergrund dieser diffamatorischen Darstellung war die Situation in den Internierungslagern im Frühjahr 1939, als die KPD-Lagerleitung versuchte, ihren Einfluß in den Lagern auszudehnen: es kam zum offenen Bruch unter den internierten Spanienkämpfern. Einige sahen in den Maßnahmen, u.a. der Neuzusammensetzung der Lagergruppen, den Versuch zur Auflösung der gewachsenen Strukturen, um so eine größere Kontrolle über die Lager zu erhalten. Die von der Leitung ausgeübten Repressionen, wie z.B. verminderte Essenszuteilungen, brachten für die KP-Leitung aber nicht den gewünschten Erfolg. Eine Gruppe von 50 Personen der Baracke Nr. 13 im Lager Gurs traf daraufhin die geballte Denunziation als "Trotzkisten", "Fünfte Kolonne" und "Gestapo-Agenten" - nie folgten diesen Behauptungen stichhaltige Beweise. Die Isolierung der Baracke Nr. 13 gelang nicht, da insbesondere die nicht-deutschen Interbrigadisten sich solidarisierten. Im Laufe der Auseinandersetzung artikulierten bis zu 200 Personen - nun von der Baracke Nr. 13 ermutigt - die Forderung, sich selbst zu organisieren. Der Sprecher dieser Baracke war Werner Schmidt aus Lübeck.

Der Historiker Dieter Nelles schreibt über ihn: "Es war kein Zufall, daß gerade Werner Schmidt von den Kommunisten zum Gestapo-Agenten gestempelt wurde. Schmidt war Zollbeamter in Lübeck gewesen und mußte in dieser Funktion mit der Gestapo zusammenarbeiten. Unter anderem deshalb verließ er Deutschland und ging nach Spanien, wo er aus seiner Vergangenheit keinen Hehl machte. Anfang 1937 schloß er sich der Internationalen Kompanie der anarchistischen Division Durrutti an und wurde bei Kämpfen im April 1937 schwer verletzt. Nach seiner Genesung versuchte er, sich einer Partisaneneinheit anzuschließen, und geriet dadurch in das Netz des kommunistischen Apparates. 'Zusammenarbeit' mit der Gestapo in Deutschland und die freiwillige Meldung zu einer Partisaneneinheit und damit verbunden Einsatz hinter den feindlichen Linien, das machte ihn in Spanien aus der Sicht des Apparates zum 'Kopf der Gestapo in Spanien'.

Laut seiner 'politischen Einschätzung' wurde Schmidt verhaftet, aber von spanischen Gerichten freigesprochen. Er ging zur Interbrigade und zeichnete sich dort durch besondere Tapferkeit aus. Bei den Kämpfen um die 'Höhe 565', die als besonderes Heldenstück des Edgar Andre-Bataillons galt, verlor Schmidt ein Auge. Im spanischen Demobilisierungslager wurde er von Bataillonskommandeur Ernst Buschmann noch aufgefordert, seine Fronterlebnisse über das Bataillon aufzuschreiben. Nachdem Schmidt sich in St.-Cyprien einer Gruppe angeschlossen hatte, die in Opposition zur Lagerleitung stand, galt er als 'Feind der Einheit'." [53]

Schmidt blieb auch nach der Zusammenlegung der Interbrigadisten in Gurs und der dort erfolgenden Aufstellung einer "Unabhängigen Antifaschistischen Gruppe", die sich "9. Kompanie" nannte, die Zielscheibe der Verleumdungen. Letzte Waffe der kommunistischen Lagerleitung war die Behauptung, die "9. Kompanie" organisiere die Rückführung nach Deutschland und würde somit den Faschisten in die Hände arbeiten. Zwar gab es auch in der "9. Kompanie" eine Reihe von Rückkehrwilligen; dies zeigte sich jedoch in keinem anderen Maße als in den "regulären" acht Kompanien. Die "9." steuerte insofern dagegen, als daß sie die Zugehörigkeit


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zur "Unabhängigen Antifaschistischen Gruppe" von der Unterzeichnung einer Erklärung abhängig machte, in der jede Zusammenarbeit mit deutschen Behörden abgelehnt wurde. Die "9. Kompanie" behauptete sich in der Folgezeit, was auch der internationalen Unterstützung sowohl der gewerkschaftlichen Spanienhilfskomitees zu verdanken ist, die mittlerweile angesichts der Schauprozesse in Moskau zur KP auf Distanz gingen. Ende August 1939 gehörten der Gruppe bis zu 600 Personen aus zehn Nationen an, darunter viele Anarchisten und Sozialdemokraten.

Schmidt war im Lager zur Zielscheibe der internen Lagerleitung geworden. Da er sich ebenfalls weigerte, in die Fremdenlegion oder zu einen Bau-Bataillon zu gehen, wurde er ins Lager "Le Vernet" verlegt, wo ihn wieder die Verleumdungen trafen. Ein Fluchtversuch blieb erfolglos. [54]

Desertion, Verweigerung und Ungehorsam

Sowohl über Erich Naeve als auch über den später bei Batea (s. Abschnitt "Keine Rückkehr") vermißten Paul Groth liegen ebenfalls sehr negative Beurteilungen vor. Naeve sei "ängstlich, schon mehr feige. Beim ersten Schuß erhielt er einen Nervenzusammenbruch, kam ins Hinterland. Im Hinterland lehnte er jede Arbeit ab und wollte repatriiert werden." (88/172). Und Groth wird unterstellt, daß er "ein starker Trinker [war] und [...] in der Truppe große Skandalszenen [veranstaltete]. Er forderte einzelne Kameraden zur Desertation auf. Er wurde verhaftet." (87/33)

Eine Reihe weiterer Beschreibungen zeigt die Konfliktlagen der Interbrigadisten im Einsatz:

Waldemar Kriening

Kriening war einfacher Soldat gewesen. Er "kam im Januar 1937 nach Spanien zur 13. Brigade 8. Battallion. War ein sehr schlechter Soldat, ein notorischer Säufer, wirkte zersetzend und war vollständig demoralisiert. Wurde verhaftet und inhaftiert. Kam dann zum Erziehungsbatallion der Interbrigaden. Über seinen weiteren Verbleib ist uns nichts bekannt." (88/44) Diese Angaben ergänzen sich durch die Aussage von Schmahl: "In Rotspanien war er Soldat in der XIII. Inter-Brigade im Battl. 'Tschapajev'. Ende Mai 1937 weigerte er sich zum Wehrdienst [!], gab seine Waffe beim Stab ab und fuhr nach Albacete. In der Kaserne der Garde National inhaftiert worden. Er wurde dann wieder entlassen und wurde zum Wachdienst eingeteilt. Ende Januar 1938 kam er wieder zur Front, wurde in Reservestellung Teruel wegen dauernden Trinkens in eine Strafkompanie versetzt. Auf dem Rückzug von Bechite kam er frei und wurde zum VI. Battl. zugeteilt. Er wurde am Ebro verwundet, kam dann nach Kriegsende nach Argeles und Gurs und wurde legal nach Antwerpen entlassen. Er war in Opposition mit der KP." [55]

Gerade beim aus sehr vielen Sprachgruppen zusammengesetzten "Tschapajev"-Bataillon gab es in der Anfangsphase sehr hohe Verluste. Ihr Einsatz gegen die italienische Interventionsarmee ist in den Beiträgen von Hanns Maaßen mehrfach dargestellt worden. [56]

Inwieweit die Ereignisse um Kriening in einem Zusammenhang mit den Ereignissen im Mai 1937 in Barcelona und der Verfolgung der POUM und anderer standen, ließ sich nicht ermitteln. [57]


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Werner Bringmann

Bringmann wird trotz der Absolvierung einer Parteischulung eine negative Entwicklung bescheinigt. Er "kam nach Absolvierung der Parteischule zur Flagg, war in der Flagg sehr undiszipliniert, kritisierte die politische und militärische Leitung in negativem Sinne, verweigerte den Gehorsam und wurde mehrmals disziplinarisch bestraft. War auf Grund seiner früheren höheren Funktion im KJV Deutschlands und seiner Parteischulung in Spanien sehr eingebildet und arrogant und hatte keinen Kontakt zu den Kameraden." (86/83)

Zwar wird von anderen bestätigt, daß er ein "Querkopf" gewesen sei, doch der Aspekt der Befehlsverweigerung deutet auf die gleichen Umstände hin, die auch bei "Jule" Jürgensen eine Rolle spielen.

In den beschriebenen Fällen zeigen sich Verhaltensweisen, die darauf hindeuten, daß die Männer mit der psychischen Belastung nicht fertig wurden - angesichts der ungünstigen Umstände der Kampfeinsätze, der mangelnden Ausrüstung und fehlenden Kriegserfahrung der Jüngeren wenig überraschend.

Nur die wenigsten Freiwilligen, wahrscheinlich nur diejenigen mit einer militärische Ausbildung, werden ohne die Illusion, einen militärischen Handstreich vor sich zu haben, nach Spanien gegangen sein. Als Soldaten des Weltkriegs kannten sie die Bedeutung von Disziplin und waren trainiert, diese einzuhalten; diejenigen ohne eine militärische Erfahrung zeigten in nicht ungewöhnlichem Maße ihre Überforderung - manche neigten zur Desertion. Die militärisch fragwürdigen Entscheidungen, in denen eine taktisch-technische Unterlegenheit durch Kampfbereitschaft der Brigaden kompensiert werden sollte, führte zwangsläufig zu Einsätzen mit sehr hohen Verlusten, insbesondere zu Beginn und zum Ende des Einsatzes.

Quittieren des Wehrdienstes war nicht möglich, nur in Einzelfällen wurden Brigadisten aus der Truppe entlassen. So freiwillig die Meldung zu den Brigaden war, so sehr verbietet es die militärische Logik bewaffneter Konflikte, daß Einzelne sich aus der Truppe entfernen. Wenn auch selten, so hat es doch in Fällen von Desertion Bataillonsgerichte mit Todesurteilen gegeben.

Keine Rückkehr

Die Anzahl der getöteten Spanienkämpfer war hoch. Liest man die Verlustlisten, so wird deutlich, daß insbesondere der letzte Einsatz am Ebro-Bogen die Einheiten zusammenschmelzen ließ - Verluste von mehr als 30% der Kampfstärke waren durchgängig bei den meisten Einheiten, nicht gerechnet die Gefangennahme und schwere Verwundungen.

Zu Steen, Schreiber und Seemann liegen gesicherte Informationen darüber vor, daß sie im Kampf gestorben sind, Steen und Schreiber während des letzten Einsatzes am Ebro-Bogen. Seit dem Rückzug von Batea - dem Stützpunkt der XI. Brigade - im März 1938 wird auch Groth vermißt, über den sich nach diesem Datum keine weiteren Informationen beschaffen ließen. [58] Sein Bataillon, das "Thälmann-Bataillon", war beim Rückzug umzingelt worden und zwischen 11. März und 2. April 1938 auf 80 Brigadisten zusammengeschrumpft. Die gesamte XI. Brigade verlor in diesem Zeitraum etwa 1.000 Personen.


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Gewalterfahrung - Arnulf Schmidt

Im Falle von Schmidt kann man die sehr negative Kaderbeurteilung einer - wenn auch mündlich tradierten - eigenen Schilderung gegenüberstellen.

Schmidt wuchs in Thüringen auf und kam 1932 als Student nach Berlin. Er betätigte sich in einer Sozialistischen Studentengruppe, dem "Roten Studentenbund", und in der Rotsportbewegung. Mitglied der KPD oder des KJVD wurde er nicht. Im Mai 1934 wurde er offiziell von der Hochschule, die er bereits im Sommer 1933 verlassen hatte, entfernt; sein Studium der Tiermedizin beendete er dann in der Schweiz. Hinweise darauf, daß er zu diesem Zeitpunkt den Status eines Emigranten gehabt hatte, liegen nicht vor. Nach Beendigung seines Examens ging er im September 1937 über Paris nach Spanien. [59]

Gegenüber den deutschen Behörden hat er vor 1945 die der Entlastung dienende Aussage gemacht, daß er aus der Schweiz nach Deutschland abgeschoben zu werden drohte und dann lieber freiwillig nach Paris gegangen sei. So wäre er quasi zufällig in die Rekrutierung für den Bürgerkrieg geraten. Seine spätere Ehefrau widerspricht dieser Darlegung und betont, er habe die Schweiz zwar in Richtung Spanien verlassen, aber mit Sicherheit nicht, weil es der einzige Ausweg war, einer Auslieferung nach Deutschland zu entkommen. Sie stellt klar: "Er wollte dahin, er sah was dort geschah und meinte dort eingreifen zu müssen." [60]

In den Kaderberichten heißt es über ihn: "War nie an der Front, drückte sich immer im Hinterland herum in Albacete, war ein sehr schlechtes Element, politisch verkommen, demoralisiert und wirkte auf die Kameraden sehr zersetzend. War ein höchst verdächtiges Element, welches in Verdacht stand, mit bestimmten Aufträgen vom Klassenfeind nach Spanien geschickt worden zu sein." (90/31). Im Internierungslager Gurs wird er als Angehöriger der oppositionellen "9. Kompanie" geführt und auch hier sehr negativ beurteilt. [61]

Schmidt wurde am 16. April 1940 in Frankreich verhaftet, nach Deutschland ausgeliefert und bis zum 20. Juli in verschiedenen Gefängnissen verhört. Anschließend wurde er unter Polizeiaufsicht gestellt und als Tierarzt auf dem Schlachthof in Flensburg eingesetzt. Im Zuge der "Gewitter-Aktion" wurde Schmidt verhaftet, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt und gegen Ende des Krieges noch an die Westfront eingezogen. 1946 kommt er aus der Kriegsgefangenschaft zurück, sein bisheriger Arbeitsplatz ist durch seinen mittlerweile aus der Wehrmacht entlassenen Stellenvorgänger besetzt worden.

In späteren Jahren erzählte er wiederholt eine Begebenheit, die auf eine der zentralsten Erfahrungen der Internationalen Freiwilligen hindeutete: die Gewalterfahrung. [62] Gleich zu Beginn seines Aufenthaltes in Spanien sei er mit seiner Einheit einmal in einer Turnhalle einquartiert worden. Dort suchten sich die Brigadisten Decken zum Schlafen und fanden auch welche. Als sie die Decken hochnahmen, sahen sie, daß darunter tote Kinder lagen. Sie ließen die Decken dort liegen.

Und Schmidt wiederholte in dieser Erzählung, daß er froh gewesen sei, nie auf einen anderen Menschen geschossen zu haben. [63] Die denunzierende Beschreibung von "demoralisiert" und "zersetzend" bekommt so eine andere Qualität.

Abzug von der Front

Als letzte politische Initiative versuchte die Regierung der Republik, eine Nationalisierung des Konfliktes einzuleiten. Als einseitige Vorleistung zog sie die internationalen Einheiten aus der Front heraus und faßte sie in mehreren Demobilisierungslagern zusammen. Das der XI. Brigade lag in Bisaura Ter. Beauftragte des Völkerbundes sollten hier eine Registrierung der Brigadisten vornehmen und eine Rückführung initiieren. Waffenlieferungen seitens der UdSSR hatte die Republik ohnehin nicht mehr erhalten.

Die IB blieben in den Demobilisierungslagern in völliger Ungewißheit ihres weiteren Schicksals. Spekulationen blühten. Die einen hofften auf eine Ausreise in die UdSSR, die ihrerseits aber klar machte, daß sie nicht ein "Kur-Hotel" der Arbeiterbewegung sei. Andere sahen den herannahenden neuen europäischen Krieg und hofften auf einen Einsatz auf Seiten Frankreichs gegen Deutschland.

Wer Emigrant war, hatte ohnehin nur auf die Rückkehr in sein bisheriges Emigrationsland gehofft, wobei Österreich und die CSR bereits nicht mehr in Frage kamen. Die Verstrickungen, die sich aus der Rückführung in die noch "freien" Emigrationsländer wie die skandinavischen Exilländer ergab, waren vielfältig.

Fast alle - unabhängig ob Emigrant oder Staatsbürger eines souveränen Landes - verfügten über keine gültigen Ausweispapiere mehr. [64] Für die europäischen Regierungen bestand zumindest de facto eine Pflicht, ihre eigenen Staatsbürger zurückzunehmen, doch auch für die US-Bürger - so Werner Stark - gestaltete sich die Rückreise schwierig. Diese hatten bei ihrer Abreise aus den USA Papiere erhalten, die ausdrücklich die Wiedereinreise in die USA nach einer gesetzten Frist verhinderten. Der noch sehr junge Paul Ausborn kehrte aus diesem Grunde bereits Ende 1937 nach Amerika zurück. (86/19)

Wer in dieser Situation das Land verlassen konnte, mußte Träger besonderer Aufgaben sein, wie etwa Jürgensen und Sager, oder aus humanitären Gründen eine Aufnahme gefunden haben. Viele machten sich aber auch das Fehlen von Pässen zunutze, indem sie sich als Staatsbürger ihrer Emigrationsländer ausgaben und so eine Einreise über die skandinavischen Botschaften in Paris erwirken wollten. [65]

Einzelne, so Erich Naeve aus Jürgensens Einheit, versuchten in das Land der neu gewonnenen Lebenspartnerin zu gelangen. Naeve wurde aber trotz der Heirat mit einer norwegischen Krankenschwester, welche in den IB tätig war, die Einreise nach Norwegen verwehrt - er war dort bereits in politischer Hinsicht negativ aufgefallen. Beide gelangten dann nach Schweden, von wo aus zumindest Naeve Ende 1945 nach Mecklenburg zurückkehrte.

Eine erheblicher Flüchtlingsstrom setzte auch nach Lateinamerika ein, wohin u.a. der Lübecker Jacobsohn ging; auch zahlreiche andere Personen, die schon zuvor im spanischen Exil waren und über entsprechende Sprachkenntnisse verfügten, setzten sich dorthin ab. [66]

Niemand wollte dieses Ersatzheer haben. Die Versorgung war schwierig, deren Repatriierung teilweise unmöglich. Die politische Hoffnung der Regierung, man könnte - wenn irgend möglich - sich bis zum Beginn des herannahenden


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großen Krieges retten und dann die westlichen Demokratien auf seiner Seite wissen (die Ebro-Offensive war Teil dieses Konstruktes), bewahrheitete sich ebensowenig wie die Hoffnung, diese Staaten würden im Falle einer Re-Nationalisierung des Konfliktes Garantien für die Rest-Republik übernehmen.

Die Verabschiedung in Barcelona und der "2. Einsatz"

Im November 1938 wurden die Interbrigadisten unter größter Anteilnahme der Bevölkerung in Barcelona verabschiedet. So sehr die Veranstaltung ihre außenpolitische Funktion zu erfüllen hatte, so sehr entsprach sie doch auch den vorherrschenden Empfindungen und half vielen Internationalen, die Ungewißheit zu mildern. Nach einer in den Demobilisierungslagern durchgeführten Überprüfung der Interbrigadisten wurden diese in die spanische Kommunistische Partei aufgenommen - kein Ersatz für die von der Republik versprochene Staatsbürgerschaft. Erst 60 Jahre später löste das spanische Parlament dieses Versprechen endlich ein.

In die KP Spaniens wurden drei Personen mit ausdrücklich positiver Beurteilung übernommen, Gundelach mit einer negativen [67] und v.d. Reith trotz schwerwiegender militärischer Fehler. Bodo Uhse wurde ausdrücklich nicht aufgenommen!

In dem Moment, als die Republik Anfang 1939 zusammenbrach, folgten nicht wenige der deutschsprachigen oder tschechischen Interbrigadisten dem Aufruf der Republik und meldeten sich zum "2. Einsatz" - geradezu ein Ordnen in der Erinnerung der Einzelnen in späteren Jahren. Der militärische Erfolg war bescheiden, doch das Bewußtsein, gerade der Zivilbevölkerung auf ihrer Flucht über die Pyrenäen den Rücken frei gehalten zu haben, wirkte als anhaltende moralische Stärkung. Am "2. Einsatz" nahmen mindesten neun, wahrscheinlich aber elf Personen teil. Hanns Maaßen erlebte gar das Ende in Madrid, wo er zunächst von Einheiten der Republik gefangengenommen wurde, da die Streitkräfte in Madrid vor der verbleibenden Regierung in Valencia kapitulierten.

Die Internierung in Frankreich

Aussagekräftige Quellen zur sozialen Situation der Internierten sind die Schriftwechsel des Hilfskomitees in Paris mit den Betroffenen. Diese sind angefüllt mit diesen, und den Ersuchen um Zusendung einer Zeitung, etwas Geld oder Zigaretten, Kontakt zu Personen, der Schilderung, welche Eingliederungschancen sie in welchem Emigrationsland hätten, würde man ihnen nur die Ausreise organisieren, usw. Aber: außer Mexiko nahm kein Staat ohne Vorbehalte die IB und andere spanische Flüchtlinge auf. Auch Bodo Uhse fand in Mexiko ein Exil; zuvor war er in den USA untergekommen. Bruno v. Salomon bemühte sich ohne Erfolg um eine Einreise in die USA und tauchte nach dem deutschen Einmarsch in den bewaffneten Untergrund ab. [68]

Doch für die meisten Internierten kam ein weitaus heftigerer Einschnitt - dies geht aus den Schilderungen der Beteiligten hervor. Weniger die schlechten Bedingungen und der Status zermürbte die Internierten, vielmehr der Kontrast zwischen der nachhaltig sich in die Erinnerungen eingrabenden Verabschiedung in


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[Abb. 4: Internierungslager Gurs/Frankreich]

Barcelona und der entwürdigenden Situation als Manövriermasse in einer Konfliktsituation, die nur die wenigsten durchschauten, ließ politische und zwischenmenschliche Konflikte mit besonderer Deutlichkeit aufeinandertreffen, zumal die militärische Disziplin innerhalb der Lager nicht mehr gegeben war.

Bis Kriegsbeginn im September 1939 waren die IB tatsächlich nur Internierte in Frankreich. Auf französischer Seite bestand kein Interesse daran, sie zu inhaftieren; man wollte sie lieber loswerden. Mit Kriegsbeginn wurden aber auch die deutschsprachigen IB zu "feindlichen Ausländern", die als Häftlinge geführt wurden. Auch ihr "freiwilliger" Einsatz in Schanz- und Bau-Bataillonen der französischen Armee darf darüber nicht hinwegtäuschen (so z.B. bei Bringmann).

Was dann geschah, war für alle - komintern-treu oder "Unabhängige Antifaschisten" - ein Trauma, eine Katastrophe: der Hitler-Stalin-Pakt führte viele Brigadisten in die Agonie, nicht mehr wissend, wer überhaupt noch Freund und wer Feind war. Dieser Schlag wirkte sich um so dramatischer aus, als daß viele Interbrigadisten gehofft hatten, im Falle eines deutsch-französischen Krieges als Eliteeinheit in der französischen Armee zu kämpfen, hatten sie doch bereits bewiesen, wie hoch ihre Motivation war. Beim deutschen Einmarsch in Frankreich blieb ihnen nur die Wahl, entweder in die Fremdenlegion - das verhaßte Symbol für die Unterdrückung der Menschen in Französisch-Afrika - zu gehen oder als Schanz- und Bausoldaten zu dienen: dies taten Bringmann, Ahrens, Matiszik. Schmidt wollte - wie auch Kloster und V. Prieß - beides nicht und wurde daraufhin ins Lager "Le Vernet" verlegt, wo ihn wieder die Verleumdungen trafen.


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Die Verhaftungen von deutschen Spanienkämpfern begann nach der Niederlage Frankreichs. Es wurde unterschieden zwischen internierten und nicht-internierten Deutschen, so zwischen denen im besetzten und unbesetzten Frankreich. Im kollaborierenden Vichy-Frankreich ergab sich eine unübersichtliche Lage, die zu sehr unterschiedlichen Exilwegen führte - letztlich um den ganzen Globus, nach Shanghai, in die Sahara, nach Moskau sowie die KZs Buchenwald, Auschwitz und Fuhlsbüttel. Im Waffenstillstandsabkommen vom 23. Juni 1940 verpflichtete sich die französische Regierung, alle Reichsangehörigen auf Aufforderung hin auszuliefern. Die Lager in Frankreich wurden in Folge dieser Abmachung von einer nur oberflächlich als "Rote-Kreuz"-Kommission getarnten, sog. "Kommission Kundt" durchsucht; auch für Werner Bringmann der Anlaß zu türmen. Dies betraf in weit stärkerem Maß als die Interbrigadisten die deutschsprachigen jüdischen BürgerInnen. Die Identifizierung und Auslieferung zog sich, so auch im Falle Jürgensen, noch bis 1943 hin. [69]

Die Komintern-geführte innere Leitung der Internierungslager für IB gab nach dem Bekanntwerden des Hitler-Stalin-Pakts die Devise aus, nach Deutschland zurückzureisen, also genau das Gegenteil der vorigen Position, bei der man die Opposition in den Lagern genau dieser Haltung beschuldigt hatte. Wer sich bei der KP-Lagerleitung meldete, wurde an die Gendarmerie übergeben, welche die betreffenden Personen dann an den SD überstellten. Die meisten Zwangsrückkehrer kamen so zunächst nach Paris und dann erst in deutsche U-Haftanstalten, zumeist in den ehemaligen Wohnbezirken, für die Schleswig-Holsteiner also nach Kiel, Hamburg und Lübeck. Zu den wahrscheinlich unentschuldbarsten Fehlern der Strategie der Lagerleitungen gehörte es, daß noch nach (!) dem Angriff auf die UdSSR nicht der veränderten Lage, sondern den zuletzt gegebenen Instruktionen Folge geleistet wurde. Ludwig Ahrens (Lübeck) gehörte zu diesen verratenen Genossen.

Aus den Internierungslagern in den Widerstand

Während Jürgensen, der sich mit einer dänischen Identität in einem Internierungslager befand, 1943 durch einen Mithäftling identifiziert wurde, konnten einige andere in Frankreich illegal weiterleben; teils tauchten sie unter oder schlossen sich bewaffneten Einheiten der Résistance oder der Marquis an. [70] Auffällig ist, daß - zufällig oder nicht - gerade diese Personen (Jürgensen, Matiszik, v. Salomon und Bringmann) auch nach 1945 in der Bundesrepublik [71] aktive KPD-Mitglieder blieben. Das durch den bewaffneten Kampf gestärkte Selbstbewußtsein mag als Erfahrung genau das Gegenteil der Erfahrungen der Internierung und Haft bewirkt haben.

Gerhard Kratzat, bekannter als "Jan", der von 1937 bis nach Kriegsende in Spanien leitende Funktionen in der nachrichtendienstlichen Tätigkeit der Gruppe "Seeschiffahrt" der KPD innehatte und u.a. bei der Zurückführung der Angehörigen des englisch-sprachigen Lincoln-Batallions wesentliche Tätigkeiten unternahm, wurde am 12. Juli 1944 in Lyon hingerichtet. Er war bereits Monate zuvor den Deutschen in die Hände gefallen und hatte zunächst seine Identität verbergen können. [72]


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Rückkehr in die verschiedenen Deutschlands

Rückkehr während der NS-Zeit

In 15 Fällen kommen die Spanienkämpfer während des NS nach Deutschland zurück, drei von ihnen (Berger, Hoffmann und Scheele) geraten in Spanische Gefangenschaft und werden nach Deutschland ausgeliefert. [73]

Strafe

Mit dem "Gesetz zur Verhinderung der Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg" vom 18. Februar 1937 waren alle Aktivitäten zugunsten der Republik und den IB unter Strafe gestellt worden. Das Reichsjustizministerium stellte am 11./ 12. November 1936 fest, daß das Mitwirken an einer ausländischen Sektion der Komintern den Tatbestand der Vorbereitung zum Hochverrat erfülle. Doch das neue Gesetz war bestenfalls Rhetorik; der Gummiparagraph der "Vorbereitung zum Hochverrat" gab letztlich eine ausreichende Handhabe für die Verfolgungsinstanzen. [74] Die nach dem Gesetz vom 18. Februar 1937 erfolgende beschleunigte Aberkennung der Staatsbürgerschaft war als Strafe gemeint gewesen. Die Konsequenzen einer Staatenlosigkeit zeigten sich aber erst nach Ende des Bürgerkrieges und in der Emigration. Und selbst nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft mußten sich einzelne Spanienkämpfer um die Wiedererlangung einer Staatsbürgerschaft mühen. [75] Da die meisten der gut 30 bisher politisch Verfolgten ohnehin Verfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat hinter sich hatten oder ihnen entwichen waren, lag hier keine direkte Sanktionierung vor.

Die Information der deutschen Behörden verlief sowohl über die deutsche Botschaft in Madrid (später Salamanca), die V-Leute in den Rekrutierungsbüros wie in Kopenhagen und natürlich auch über V-Leute in den Reihen der IB. Mehrere Fälle von Postüberwachung sind für die Untersuchungsgruppe nachweisbar, etwa bei Seemann. Mit dem weiteren Verlauf erlangen aber die Aussagen der Spanienrückkehrer zunehmende Bedeutung. [76]

Die eigentliche Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg - sie konnte ohne weiteres ja bedeuten, daß ein IB einen Angehörigen der Legion Condor tötete - wurde dann sehr milde bestraft. Verurteilungen können zwischen einem Jahr (unter Anrechnung der U-Haft) und bis zu sechs Jahren lauten; dann spielten aber Straftaten aus der Zeit vor dem Spanischen Bürgerkrieg die größere Rolle bei der Zumessung des Strafmaßes.

Für diejenigen, die ohne ein Urteil direkt in ein KZ eingewiesen wurden, waren die Haftbedingungen ungleich schwerer als für die Verurteilen, die zunächst in Haftanstalten gefangengehalten und dort als Arbeitskraft ausgebeutet wurden. Wer nach der Verbüßung einer kürzeren Haftstrafe mit der Freilassung rechnete, mußte jedoch schon sehr weitgehende Zugeständnisse an das Regime gemacht haben oder aber durch besondere berufliche Qualifikationen an anderer Stelle einsetzbar gewesen sein. Nicht wenige Interbrigadisten, so auch Scheele, sind sofort nach der Entlassung ins KZ überstellt worden.

Jürgensen, Werner Schmidt und auch


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Berger, die erst 1941 bzw. erst 1944 nach Deutschland deportiert wurden, kamen ohne Urteile ins KZ. Berger kam aus der Haft in spanischen Lagern und Gefängnissen (u.a. Zentralgefängnis Burgos und dem berüchtigten Miranda de Ebro [77]) über das Polizeigefängnis in Kiel ("Blume") und die Prinz-Heinrich-Straße in Berlin nach Sachsenhausen.

Das Schicksal zweier Personen, Arnulf Schmidt und Rudolf Göbel, die erst nach dem Spanischen Bürgerkrieg nach Norddeutschland kamen, verdeutlichen Widersprüchlichkeit und Bandbreite der Behandlung in der NS-Zeit. Während A. Schmidt ohne Gerichtsverhandlung freigelassen und auf die Stelle eines Tierarztes in Flensburg gesetzt wurde (s. Kasten), traf es Rudolf Göbel [78], der bis 1938 in Freudenthal (CSR) lebte, ungleich härter. Er kam aus der französischen Internierung über verschiedene Stationen zunächst in Freiheit und arbeitete bis zu seiner erneuten Verhaftung im Oktober 1940 wieder in seinem Heimatort als Weber und Gelegenheitsarbeiter. Nach einer Verhaftung kam er in Troppau ins Gefängnis und wurde später im KZ Auschwitz inhaftiert, wo er durch die Behandlung der SS und Arbeitsunfälle mehrfach schwerst verletzt wurde. Obwohl physisch stark eingeschränkt, wurde er im Herbst noch in ein Bewährungsbataillon eingezogen und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. 1947 kehrte er - möglicherweise durch Kontakt zu den ebenfalls in Auschwitz inhaftierten und dann im Bewährungsbataillon eingesetzten Gebrüdern Maßmann - nach Eckernförde zurück.

Rückkehr nach dem 8. Mai 1945: Verbleib in der DDR

Generell günstigere Rahmenbedingungen fanden die ehemaligen IB in der DDR vor; allein schon die soziale Absicherung durch eine Verfolgtenrente und die Sicherheit eines qualifizierten Arbeitsplatzes trug dazu erheblich bei. Viele wurden - wie Werner Sager - Polizeioffiziere. Eine spezielle Rolle in der NVA kann für die Spanienrückkehrer dort aber nicht festgestellt werden.

Gundelach, der als hoher Funktionär bereits vor Ende des Bürgerkrieges aus Spanien abgezogen wurde, gehörte zu den Rückkehrern der Gruppe Ulbricht. Er wie auch der später aus der UdSSR zurückkehrende v.d. Reith wurden in die Westzonen beordert. Ernst Busch und Bodo Uhse, Willi Bredel und zahlreiche andere Prominente nahmen eine wichtige Rolle in der neugegründeten Akademie der Küste der DDR ein.

Die überlebenden inhaftierten Spanienrückkehrer in Sachsenhausen blieben in der Regel in der SBZ. Der Fall von Werner Schmidt, der nach Norddeutschland reiste, bleibt ein leider unzureichend geklärter Einzelfall. Für die meisten fand sich - auch wenn sie nicht in allen Punkten verdiente Kader waren - in der SBZ eine Aufgabe: von Alfred Berger wissen wir, daß er in Mecklenburg und Vorpommern beim Aufbau des Feuerwehr- und Kampfmittelräumdienstes beteiligt war. Ihm kam zugute, daß er gleich drei Qualifikationen besaß: er war Schlosser in Dresden gewesen, Marinesoldat im Ersten Weltkrieg und Feuerwehrmann in Flensburg.

Interessant ist der Fall von Hanns Maaßen. Seine und die Rückkehr anderer Inhaftierter in Spanien (sowie der 1945/46 erwartete baldige Zusammenbruch auch des Franco-Regimes) fanden intensive Berücksichtigung in der


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[Tabelle 4: Verbleib und Sozialprofil nach dem Spanischen Bürgerkrieg]

Presse. Maaßen wurde Rundfunkredakteur, später Intendant in Leipzig und Berlin, fiel aber auch zeitweilig in Ungnade. Neben der Tatsache seiner West-Emigration traf er bei parteiinternen Überprüfungen nicht den "richtigen Ton". Als er erbost darauf reagierte, ein x-tes Mal einen Fragebogen ausfüllen zu müssen, wurden ihm seine Grenzen aufgezeigt. Später wurde der Hamburger Spanienrückkehrer und BRD-Reimport Heinz Priess sein Nachfolger, da Maaßen sich mit dem sowjetischen Kontrolloffizier angelegt hatte. [79] Eine öffentliche Würdigung wurde ihm erst mit der in den späten 60er Jahren einsetzenden Herausstellung der Spanischen Bürgerkrieges als Anliegen der DDR-Historiographie zuteil.

Verbleib in der BRD

Die Spanienrückkehrer "Jule" Jürgensen, "Vatti" Hoffmann sowie Willi Grünert, Leitender Funktionär in der dänischen Emigration, überlebten als Mitglieder der illegalen Lagerleitung des KZ Buchenwald und begaben sich sofort nach Hamburg. Dort waren sie im Anschluß bei der "Ausrichtung" der spontan neugebildeten KPD sowie der gemeinsamen Ausschüsse von KPD und SPD tätig. [80] Jürgensen hatte zwar noch einen Flensburger Wohnsitz und wurde Mitglied der beiden ernannten Landtage in Kiel; sein eigentliches Wirkungsgebiet waren aber Hamburg bzw. der Bundesvorstand (ZK), wo er im Bereich Landwirtschaftspolitik sein Ressort bekam. Bereits als schwerkranker Mann


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siedelte er nach dem KPD-Verbot nach Ost-Berlin über. Die Taktik der KPD, die Kader wieder ins Reich hineinzubringen, und sei es als Gefangene, ging auf. Im Moment der Niederlage waren sie vor Ort, während die anderen Emigranten noch Monate, gar Jahre auf eine Rückkehr warten mußten.

Aus dem Widerstand in Frankreich kehrten Matiszik, Bringmann und v. Salomon zurück. Bruno v. Salomon wurde von seinem Bruder Ernst v. Salomon als schwerkranker Mann in Paris ausfindig gemacht und 1951 nach Hamburg geholt, wo er nach langer Krankheit 1954 verstarb. Bringmann kehrte 1946 nach Lübeck, Matiszik nach Bad Oldesloe zurück.

Willy v. d. Reith nahm Parteifunktionen in Kiel und später Hamburg ein, wo er sich als Denunziant gegen vermeintliche "Parteischädling" wie Viktor Prieß hervortat. Er nahm ein Mandat in der Hamburger Bürgerschaft wahr.

Das Schicksal vieler Rückkehrer in andere West-Länder ist zunächst noch unbekannt. Lediglich bei Heinrich Rogahn, Heinz Scheele und Rudolf Göbel liegen Informationen über die ungeheuren Schwierigkeiten einer sozialen Integration vor. Göbel siedelte später auch in die DDR über.

60 Jahre danach - Lernprozesse?

Kaum eine der hier angerissenen Biographien ist unberührt von den Konfliktfeldern, wie sie sich innerhalb der KPD (bzw. des Antifaschismus), innerhalb eines militärischen Konfliktes oder überhaupt einer sozialen Realität darlegen. Diese Gruppenbiographie mag andeuten, daß eine Widerstandsforschung ohne eine Sozialgeschichte des Widerstandes kaum eine Kontextualisierung von Verhalten (und von Dissenz) leisten kann. Zu erforschende Prozesse bedürfen einer "Buchstabierung" - die geschieht "von unten" als empirische Annäherung - und nicht allein als Draufsicht (im Gegensatz zur "Buchstabierung von unten" wäre dies eine "Ganzwortmethode" des Forschens).

Das Beispiel des "Jule" Jürgensen verdeutlicht dies im besonderen Maße: Er stand im Verlauf des Bürgerkriegs nicht immer auf der einen, sicheren Seite der Parteilinie. Oft waren es Konstellationen, die es ihm gar nicht ermöglichten, "parteikonform" zu handeln; oft handelte er aufgrund seiner Lebenserfahrung - und geriet dabei in Konflikte zwischen einer Loyalität gegenüber ihm bekannten norddeutschen Genossen und einer für ihn nicht immer klar erkennbaren Linie der Partei. Jürgensen näherte sich - wie bereits ausgeführt - im Verlauf dieses Prozesses der kommunistischen Orthodoxie an. Nach 1945 befolgte er die Parteidisziplin und tat sich gar als "Säuberer" hervor.

Sowohl hinter der Heroisierung in der DDR als auch der Stigmatisierung als "Rotspanier" in der BRD war nicht viel Platz für eine Erfahrungsverarbeitung. Echte Kontroversen begannen erst 60 Jahre danach, und es ist in nicht unerheblichem Maße dem Kinofilm Land and Freedom von Ken Loach - einer realitätsnahen Leinwandfiktion - zu verdanken, daß die Gemeinschaft der ehemaligen Spanienkämpfer differenziert zu den Ereignissen Stellung nimmt.

Man diskutierte nicht, weder hier noch da, sondern man feierte sie als "Kreuzritter" ohne menschliche Eigenschaften. Sie versteckten ihre Vergan-


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genheit. Die Sprachlosigkeit wurde auch nicht durch den Aufruf zur Erinnerungssammlung durchbrochen - die Sprachlosigkeit wurde nur wortreicher. Franz Dahlems Ton wurde sehr ungehalten, als auch in der DDR in einer "Schwamm-drüber"-Mentalität erwogen wurde, Interbrigadisten und Angehörige der Legion Condor in einer Ehemaligengemeinschaft zusammenzufassen. [81] Solche Bestrebungen waren der Verklärung zu viel, deuteten aber darauf hin, welche Funktionen eingenommen werden sollten.

Bezogen auf den diffamierenden Gehalt der in diesem Beitrag des öfteren zitierten Kadereinschätzungen schreibt Kurt Höfer, der Sprecher der Gemeinschaft der ehemaligen Spanienkämpfer: "Wir haben versäumt Klarheit zu schaffen, wissen andererseits, daß das 'Wissen' über Personen Schaden anrichten kann." [82]

Und er formuliert, was bleiben wird: "Trotz Niederlage im Spanischen Bürgerkrieg wurden Jahre später Kräfte, Mächte und Regierungen, jene einzigartige Allianz der nationalen Fronten, formiert, die den Faschismus militärisch besiegten." Der Spanische Bürgerkrieg hat diese Konstellation erstmals hervorgebracht. [83] Der Einsatz auch der schleswig-holsteinischen Interbrigadisten war damit keineswegs umsonst.

Anmerkungen

* Dieser Titel spielt auf den Titel der 1996 erschienen Autobiographie von Heinz Priess (Hamburg/Berlin) an. Priess selbst bezieht sich dabei auf das Kampflied der Interbrigadisten "Spaniens Himmel breitet seine Sterne ..." ("Die Thälmann-Kolonne") von Paul Dessau.

1. Die Zahl der deutschen Freiwilligen wird auf etwa 5.000 von 50.000 geschätzt. Als beste Einführung ins Thema kann nach wie vor gelten: Patrik v. zur Mühlen, Spanien war ihre Hoffnung. Die deutsche Linke im Spanischen Bürgerkrieg 1936 - 1939, Bonn 1985.

2. Die Teilnahme am Bürgerkrieg ist ein Teil der Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus außerhalb des Deutschen Reiches. Er müßte in einer Reihe mit dem Kampf in Frankreich (in Résistance, der Maquis, CALPO/NKFDW), dem gerade hier an der Küste nur rudimentär erforschten Widerstand der Seeleute (in ITF und ISH) oder dem Einsatz zahlreicher jüdischer EmigrantInnen in alliierten Armeen genannt werden.

3. Titel: Die Erfahrung des politischen Exils und der Remigration - Schleswig-Holsteiner EmigrantInnen und das skandinavische Exil (1933 - 1960), bei Prof. Dr. Gerhard Paul.

Dieser Beitrag greift auch auf die Diskussionen in der Arbeitsgruppe "No Pasaran!" und die Artikelserie "Schleswig-Holsteiner im Spanischen Bürgerkrieg" in der Zeitschrift "Gegenwind" (Nr. 94, 97, 100, 102, 103, 104 und 108) zurück. Dank an Jens Hülsen, Björn Marnau, Christoph Schauman (alle Kiel) sowie Christiane Artus (Hamburg) für zahlreiche Hilfestellungen und Anregungen. Besonderer Dank an Dieter Nelles (Wuppertal) und Ruth Weihe (Berlin), die mir ihre Kenntnisse über EmigrantInnen in der Widerstandsarbeit der Seeleute zur Verfügung stellten und auch Material überließen, sowie an die Zeitzeugen, die zu Gesprächen bereit waren: Viktor Prieß, Karl Kloster, Hans Bringmann (alle Hamburg).

4. Willy Brandt wird in der Untersuchungsgruppe nicht berücksichtigt. Er war zwar als parteigebundener Journalist zeitweilig in Spanien tätig, war parteiisch, und die Situation der innerlinken Verfolgung war für seine politische Entwicklung sicher von großer Bedeutung; er gehörte aber keiner militärischen Einheit an und genoß Freizügigkeit.

Der Fall eines deutschen V-Mannes - ob Gestapo oder SD ist nicht geklärt - , der zwar als Interbrigadist diente, auch verwundet wurde und dann Postfahrer war, wird an dieser Stelle nicht weiterverfolgt.

5. Eine "Entschlüsselung" von Emigrationserfahrung ist zentraler Bestandteil des oben genannten Forschungskontextes. Eine differenzierte Auswertung ihrer Erfahrungsverarbeitung in den Kategorien "Erosion der KPD im Exil", "Orthodoxie" und die Rolle des Opfers wäre zwar wünschenswert, ginge aber über den hier zur Verfügung stehenden Raum weit hinaus.

6. Klaus-M. Mallmann, "Kreuzritter des antifaschistischen Mysteriums". Zur Erfahrungsperspektive des Spanischen Bürgerkrieges, in: Das "andere Deutschland" im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Hg. Helga Grebing / Christl Wickert, S. 32-55.

7. Mallman und Paul wiederum haben für ihre Arbeiten über das Saarland ebenfalls Kollektivbiografien von Spanienkämpfern erstellt: Gerhard Paul / Klaus-Michael Mallmann, Widerstand und Verweigerung im Saarland 1935 - 1945, Bd. 3. Milieus und Widerstand. Eine Verhaltensgeschichte der Gesellschaft im Nationalsozialismus, Bonn 1995, hier: S. 295 - 307.


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8. Z.B. in: Werner Petrowsky / Arbeitskreis "Geschichte der Lübecker Arbeiterbewegung", Lübeck - eine andere Geschichte. Einblicke in Widerstand und Verfolgung in Lübeck 1933-1945, Lübeck 1986; oder: Fritz Bringmann / Detlef Siegfried, Die Bringmanns. Erinnerungen an eine Familie in der Lübecker Arbeiterbewegung, in: Demokratische Geschichte (DG) IV, 1989, S. 229 - 258, bes. S. 250ff.

9. Im Falle des "Otje" Staack aus Eckernförde stehen sich ebenfalls zwei Quellen gegenüber. Aus einem V-Leute-Bericht der Gestapo geht hervor, daß er in Spanien an der Front war, eine andere Quelle, die Protokollbücher der ITF-Gruppe-Antwerpen, verzeichnen aber seine Anwesenheit in Belgien. Staack selbst hat sich nicht dazu geäußert. Informationen in: PAAA II A/B 83/76, R 99752. Gegenteilig: Auskunft von Dieter Nelles, Wuppertal. In Staacks Entschädigungsverfahren (LAS 761/27010) wird auf keine seiner Aktivitäten der illegalen Arbeit Bezug genommen.

10. Im Falle des Ludwig Otto ist erst kurz vor Fertigstellung dieses Aufsatzes deutlich geworden, daß alle Informationen, die davon berichten, daß Otto in Spanien war, auf einer flüchtig ausgelegten Quelle beruhen. Es liegt trotz mehrfach anders lautender Quellen kein Beleg dafür vor, was zwischen Ottos Abschiebung aus Amsterdam und seiner ungeklärten Erschiessung nahe der belgisch-französischen Grenze während des Angriffs auf Frankreich im Mai 1940 geschah. (vgl. BArch, SAPMO Ry 1 / I 2 / 3 / 365, Bl. 32-36; PAAA Inland II A/B, 83/76, Mic. 6631; LAS 761/ 24479. Weitere Informationen verdanke ich seiner in Hamburg lebenden Tochter. Gespräch mit Frau N. am 27.1.98, Abschiedsbrief von Otto (Datum: 10.1.37) an seine Ehefrau (im Besitz der Tochter, Frau N. in Hamburg.)

11. Diese "Beurteilungen" (BArch, SAPMO Ry 1 / 2 / 3 / 86-91) haben, seitdem sie allgemein zugänglich sind, bei den Betroffenen schärfsten Protest hervorgerufen. Die "Gemeinschaft ehemaliger republikanischer Spanienkämpfer in Deutschland" hat aus diesem Grunde den Akten einen "Beipackzettel" beigelegt ("Wir bitten zu beachten ...", vom 22.9.1997). Die Akten werden im Folgenden nicht mit einzelnen Fußnoten belegt, sondern mit dem Band und der Seite im Haupttext: 86/22 = Ry 1 / I 2 / 3 / 86, S. 22.

In den Archiven finden sich Kaderberichte (zu 30 Personen), Erinnerungen, Materialien der Spanienhilfe und Justizakten (zu 21 Personen) dieser Untersuchungsgruppe. Im Landesarchiv Schleswig (LAS) finden sich zu 12 Personen Angaben in den Entschädigungsverfahren (Abt. 761). Außerdem liefert das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes in Bonn (PAAA) mit den Ausbürgerungsverfahren eine wichtige Fundstelle, um den Personenkreis zunächst identifizieren zu können (22 Fälle). Die eigentlichen Kaderakten der Interbrigadisten liegen im Komintern-Archiv in Moskau und sind nicht Bestandteil des historischen Archivs der KPD (1918-1946).

12. Sie waren "Kreuzritter des antifaschistischen Mysteriums" geworden, zitiert K. Mallmann den Schriftsteller Arthur Koestler aus dem Roman "Abschaum der Erde". Mallmann, "Kreuzritter", a.a.O., S. 32-34.

13. Von Seiten der EmigrantInnen sind keine negativen Schilderungen über sein Wirken bekannt.

Die Informationen, die der Gestapo vorlagen, nach denen Jürgensen noch Anfang 1937 in Stockholm Freiwillige rekrutierte und dabei der Unterschlagung von Parteigeldern beschuldigt wurde, sind unzutreffend. PAAA, Inland II A/B, 83/76, Mic. 6495, Bericht 7.6.1937.

14. Gespräch mit Karl Kloster am 22.11.96.

15. Prieß und andere waren hier Vorlagenlieferanten für Hemingways Wem die Stunde schlägt, Gespräch mit V. Prieß 22.9.96.

16. BArch, SAPMO, Sg Y 11 / V 237 /4 / 33, Bl. 15.

17. BArch, SAPMO, Sg Y 30/0442, Bl. 9-16.

18. PAAA, Inland II A/B, 83/76, R 99846, Ausbürgerung Clara Philipsborn. Schreiben Stapo Berlin (D 1 b) an Gestapa, 7.2.1940. "Die Philipsborn gehörte der Internationalen Brigade in Rotspanien an und war im Militär-Hospital von Okania als Dolmetscherin tätig. Sie hat sich an der Plünderung von Privateigentum beteiligt." Der Einsatz von Frauen wurde in den internationalen Einheiten im Laufe des Konfliktes auf den Gesundheits-, Büro- oder Stabsdienst festgeschrieben.

Zu Jacobsohn: PAAA, Inland II A/B, 83/76, R 99827 (Bericht von Hasselbacher [Gestapo Kiel] vom 30.6.1939; sowie LAS 761/22754. Arno Lustiger informiert über die Aspekte von JüdInnen im Bürgerkrieg: "Schalom Libertad!" Juden im spanischen Bürgerkrieg, Frankfurt a.M. 1989.

19. BArch R 58/2043, Bl. 58. Richard Hansen in einem von deutschen Dienststellen abgefangenen Brief (Org. in Akte) an Walter Pötsch am 13.8.38: Hansen wollte nach Holland fahren, hätte das dann aber unterlassen. Er wolle mit Pötsch die Unterbringung weiterer Genossen und auch von Deserteuren besprechen, denen er in Dänemark keine dauernde Aufenthaltsgenehmigung verschaffen könne. Beide seien erst gefährdet durch ihr Fortgehen aus Deutschland, als Deserteure hätten sie aber keine Chance, in Dänemark als politische Flüchtlinge anerkannt zu werden.

20. Das Matteotti-Komitee wie auch andere vergleichbare gewerkschaftliche Rechtshilfe- und Unterstützungskomitees wurde in den 20er Jahren In der Tradition der Kampagne zur Freilassung von zwei US-amerikanischen politischen Gefangenen (Sacco und Vanzetti) gegründet; Anlaß war die Ermodrung des italienischen Sozialisten Giacomo Matteotti. In Dänemark war das Komitee ab Sommer 1933 durch besagten R. Hansen als Geschäftsführer mit einem Büro vertreten. Über die hier gegebene Möglichkeit der Anerkennung eines Asylgrundes und der finanziellen Unterstützung der Flüchtlinge wurde von Hansen Politik betrieben. Satzungsgemäß sollten gewerkschaftlich organisierte und verfolgte GenossInnen unterstützt werden. Die Angehörigen der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGI) der Komintern waren per Definition ausgeschlossen. Dennoch verwehrte Hansen auch bei einer Doppelmitgliedschaft in Freien Gewerkschaften (ADGB) und der KPD die Anerkennung als Flüchtling, die zur Erlangung des Aufenthaltsrechts in Dä-


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nemark unumgänglich war.

Interessanterweise wurde aber gerade sein engster Mitarbeiter Hans E. Hansen kurze Zeit später Beteiligter einer anderen Freiwilligeneinheit, nämlich Flugzeugmonteur im Finnisch-Russischen Winterkrieg auf Seiten der Finnen.

21. Gerade diese Personen waren natürlich stärker im Visier der SIM ("Servicio de Investigación Militar").

22. Mallmann, "Kreuzritter", a.a.O.

23. Jürgensen in LAS 761 / 11898, Lebenslauf. Mit der Datierung seines Einsatzes bis zum 5. 2. 1939 suggeriert er, am 2. Einsatz teilgenommen zu haben, was aber nicht zutreffend ist.

24. AdsD in der FES, Emigration-Sopade, Mappe 50, Brief A. Hansen an Sopade, 6.6.39.

25. Dieser Organisationsstruktur diente der Organisierung und Durchführung von militärischen oder nachrichtendienstlichen Aktivitäten. Bekannte Beispiele waren etwa der Hamburger Aufstand der KPD 1923 oder die Aufstände in China. Waffen für letzteren wurden z.B. im Hamburger Hafen auch nach der Machterlangung gestaut und weiterverschifft. Darüber hinaus organisierte dieser Apparat alle Aktivitäten zum Schutz der Partei, jedoch nicht im Sinn eines öffentlichen Auftretens; dafür war der Rotfrontkämpferbund (RFB) zuständig. Die Auflösung dieses Apparates mündete in eine Gleichschaltung der KPD und die Liquidierung der nicht neu zu verwendenden Kader.

26. "Versöhnler" war das Schimpfwort für die Gruppe um Georg Jallas und Hein Tack. Diese Gruppe war im Hamburger Hafen politisch fest verankert und zeitweilig autonom agierender Teil der Oppositionsgruppen innerhalb (!) der KPD. Auch V. Prieß verdankt ihren Verbindungslinien seine Flucht aus Hamburg.

27. Prieß erzählt, daß er bei der Ankunft in Spanien gleich als "Genosse Prieß" begrüßt wurde. Er hätte aber geantwortet: man sollte doch besser bei der Anrede "Kamerad" bleiben, denn er sei ja aus der Partei ausgeschlossen worden. Gespräch mit V. Prieß am 20.9.1996. Prieß' Schicksal war über den Spanischen Bürgerkrieg, die Internierung in Frankreich, die Zeit als Britischer Soldat in Algerien, die Zeit in der Fallschirmspringeragentenausbildung in der UdSSR, in der Verbannung und acht Jahren "Gulag" durch seine frühere Zugehörigkeit zum MP-Apparat bestimmt. Dazu: Bernd Kaufmann u.a., Der Nachrichtendienst der KPD 1919-1937, Berlin 1993, hier S. 416. Übrigens eine Studie, die innerhalb des MfS erarbeitet wurde.

28. LAS 761/ 7898, Lebenslauf.

29. zu Steen: PAAA Inland II A/B, 83/76, Mic. 6552; zu Sager: ebd., Mic. 6392; zu Gundelach sein eigener Erinnerungsbericht, BArch, SAPMO, Sg Y 30 / 0321, Bl. 190 - 207.

30. Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim Hanseatischen Oberlandesgericht vom 7.4.1941 und Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts vom 13.5.1941 (daraus das Zitat). Auch: Lebenslauf o.D. in LAS 761/14332, Bl. 10, die Behandlung in Spanien erwähnt er hier nicht.

31. BArch NJ 13471.

32. BArch NJ 14705.

33. Gespräch mit Hans Bringmann am 22.6.96 und 9.6.97. Hans Bringmann wurde bald von der Partei nach Norwegen abgezogen und arbeitete zusammen mit Willy Brandt bei der norwegischen Spanien- und Flüchtlingshilfe mit. Wahrscheinlich wurden in keinem Land in diesem Zeitraum höhere Geldbeträge gesammelt als hier, im Durchschnitt pro NorwegerIn der Gegenwert von mehreren Stundenlöhnen. Hans Bringmann erzählt noch heute mit Begeisterung von dieser Zeit, als er sich politisch und sozial integriert in Norwegen aufhielt.

34. Wenn jemand für eine organisierte Beteiligung der deutschen Emigration die Weichen gestellt hat, dann war das Herbert Wehner ("Kurt Funk"). Er ergriff die Initiative zur Aufstellung der "Centuria Thälmann", dem Beginn der späteren IBs. In der DDR-Literatur zum Bürgerkrieg kommt Wehner nicht vor. Michael F. Scholz, Herbert Wehner in Schweden 1941 - 1946, Berlin 1997, hier S. 22f.

35. Albrecht-Hansen war mit falschen Papieren in Kiel auf einer Flugzeugwerft beschäftigt und versuchte zunächst nach Dänemark zu entfliehen, als seine Aufdeckung drohte. Von dort wurde er aber abgeschoben; s. AdsD in der FES, Emigration Sopade, Mappe 139, Liste: "Personal- und Parteidaten ...".

36. Sein Erinnerungsbericht in "El Voluntario de la Libertad" (Mitteilungsblatt der ehemaligen deutschen republikanischen Spanienkämpfer), hier Nr. 15, August 1958 (= BArch, SAPMO, Sg Y 11 / V 237 /11 / 166).

37. Vermerk in der Strafakte der Sta. Düsseldorf, in: LAS 761/26426. Die Angabe könnte aber auch auf der Entlastungsaussage beruhen, daß er nicht organisiert nach Spanien gekommen sei.

38. Gespräch mit Karl Kloster am 22.11.1996, Gespräch mit Viktor Prieß am 20.9.1996. Als Bestandteil einer Biographie: Heinz Priess [Cousin von V. Prieß, TP], Spaniens Himmel und keine Sterne, Berlin 1996, S. 96ff.

39. Gerhard Paul, Staatlicher Terror und gesellschaftliche Verrohung. Die Gestapo in Schleswig-Holstein, Hamburg 1996, S. 339 - 341, hier 341. ISH = International Seeman and Habour-Workers Union, in Deutschland als "Einheitsverband der Seeleute und Hafenarbeiter" geführt (Einheitsverband/EV), die einzige von der RGO kontrollierte Gewerkschaft im Reichsgebiet.

40. Erst als die Rückkehr der nun militärisch ausgebildeten Interbrigadisten bevorstand, sah man Anlaß wieder miteinander in Kontakt zu treten. Der dänische Reichspolizeichef und spätere Minister Thune Jacobsen wandte sich am 20.3.39 an den Gesandtschaftsrat Hensel in Kopenhagen und besprach mit ihm konkrete Schritte zur Überwachung deutscher Kommunisten in Dänemark. Jacobsen deutete dabei an, daß er auch das Vertrauen seines Justizministers Steincke genieße. Protokoll der Unterredung Jacobsen-Hensel in: BArch R 58/2212, Bl. 31ff.

41. Tina Jacobsen, Frauen im dänischen Exil 1933-45, Typoskript S. 12ff. (erscheint demnächst in einem v. Einhart Lorenz u.a. herausgegebenen Sammelband).

42. R 58 / 2212, Bl 25: Auszug aus einem Schreiben der Stapo-Leitstelle Hamburg - II A - ... vom 26.9.1938.


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43. Brief von Hans Schubert an "Lieber Genosse Schürmann" vom 1.2.65, in: BArch, SAPMO, Sg Y 11 / V 237 / 12 / 198.

44. POUM = Pardito Obrero de Unificación Marxista / Arbeiterpartei der marxistischen Vereinigung. Vgl. Reiner Tosstorff, Spanischer Bürgerkrieg, Stalinismus und POUM, in: Utopie kreativ, Nr. 69/70, S. 80-91 und den Film von Ken Loach: "Land and Freedom" (1996).

45. Gespräch mit Karl Kloster am 22.11.96.

46. Diese Formel beschreibt pauschal alle verdächtigen Haltungen, die die Ankläger in den Moskauer Schauprozessen erblicken mochten. Zentrale Konstruktion dabei war, daß Trotzki - ehemaliger Bundesgenosse von Stalin - mit seiner Position dem Faschismus zuarbeite. Das Ganze war aber so grotesk, daß bei einem ausbleibenden Beweis für das Vorhandensein dieses Anklagekomplexes das Nicht-Vorhandensein der Beweis sein sollte, da der Trotzki-Faschismus sich so geschickt versteckt habe.

47. "Le Volontaire de la Liberte - Organe des brigades internationales. Deutsche Ausgabe Nr. 35", 21.6.37 und die Abschiedsnummer vom 1.11.38 (2. Jg., Nr. 92), in: BArch, SAPMO, Sg Y 11 / V 237 / 11 / 165.

48. "Pasaremos". Deutsche Antifaschisten im national-revolutionären Krieg des spanischen Volkes, Hrsg. Militärakademie "Friedrich Engels", Berlin o.J., S. 252f.

49. Albrecht-Hansen, hat auch später die Rolle eines Vorzeige-Sozialdemokraten, so schreibt er am 6.6.39 an den PV in Paris, daß er nicht von der kommunistischen Lagerleitung benachteiligt wird, obwohl er Sozialdemokrat sei. Offensichtlich war er hier vorgeschickt worden, um der Kritik anderer Sozialdemokraten im Lager den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der PV ließ sich aber gar nicht darauf ein. AdsD in der FES, Emigration Sopade, Mappe 50, Schreiben vom 6.6. und 10.6.1939. Letzte Nachricht von Albrecht-Hansen ist sein Ausrücken aus dem Lager Gurs in eine Arbeitskompanie im März 1940.

50. "Servicio de Investigación Militar", einer Art Militärpolizei mit erweiterten Aufgaben. Dazu bei v. zur Mühlen, a.a.O., S. 271-276.

51. BArch, NJ 12249 Bd. 1-2, Bl. 35, Gestapa an ORA am VGH am 20.5.1939.

52. Eine Stelle in den Lebenserinnerungen von Jürgensen legt die Annahme nahe, daß Sager statt seiner nach Norwegen kam. Der Umstand, daß Sager auch vor der Emigration dem MP-Apparat angehörte, mag auch dafür sprechen - trotz zwischenzeitlicher Abwicklung dieses Apparates.

53. Dieter Nelles, Die Unabhängige Antifaschistische Gruppe 9. Kompanie im Lager Gurs. Zur gruppenspezifischen Interaktion nach dem spanischen Bürgerkrieg, in: Das "andere Deutschland" im Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Beiträge zur politischen Überwindung der nationalsozialistischen Diktatur im Exil und im Dritten Reich, Hg. von Helga Grebing, Christel Wickert, Essen 1994, S. 56 - 85.

54. Aussage Schmahls über Schmidt, BArch-Zwischenarchiv Z/C 14166 Bd. 1, Bl. 61 (im Folgenden "ZK").

Bei der Besetzung Frankreichs wurde Schmidt verhaftet; möglicherweise kam er ins KZ Sachsenhausen, darauf weist eine Notiz aus dem Stadtarchiv Kiel hin. Am 5. Juli 1945 beantragt ein Werner Schmidt die Unterstützung durch den Ausschuß zur Vorbereitung der Wiedergutmachung (späteren KSHA). Zwar stimmt das Geburtsjahr nicht (1923 statt 1913), aber das übrige Geburtsdatum ist identisch. Dort heißt es: "Haft Febr. 44 - 24.4.45, wg. Zersetzung der Wehrkraft". Als Wohnort gibt er einen Dampfer an, meldet sich später aber nicht erneut beim KSHA. Alle an ihn gerichtete Post kommt zurück. Nach dem 5. Juli 1945 verliert sich seine Spur.

Der Vermerk "wg. Zersetzung der Wehrkraft" könnte ein Hinweis darauf sein, daß Schmidt aus der Internierung in Südfrankreich noch zur Wehrmacht eingezogen wurde, war er doch Soldat im ehemaligen 100.000-Mann-Heer der Weimarer Republik gewesen.

55. Aussage von Schmahl: BArch-Zwischenarchiv, Z/C 14166 Bd. 1, Bl. 40 RS.

56. "Brigada International" ist unser Ehrenname. a.a.O.

57. Ein in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft als Beweisstück genanntes Tagebuch von Kriening lag leider der Akte nicht bei (BArch NJ 15261, Bl. 2-4).

58. Aussage Schmahl, a.a. O., Bl. 32 RS, über Groth. Zu Schreiber, Seemann, Steen und Otto, s. in: Ursel Hochmuth / Gertrud Meyer, Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933-1945, Frankfurt a. M. 1969, S. 200ff.

59. Angaben aus Fragebogen des Kreissonderhilfsausschuß, sowie Lebenslauf in: Stadtarchiv Flensburg, VIII D 12.

60. Mündl. Bericht von Frau Schmidt am 24.7.97.

61. Angaben zur "9. Kompanie": BArch, SAPMO Ry 1 / I 2 /3 / 85, (Bl. 113).

62. Mündl. Bericht von Frau Schmidt am 24.7.97.

63. Vergleichbare Äußerungen sind auch von anderen Interbrigadisten zu vernehmen. Ähnliche Angaben macht Karl Kloster am 22.11.96 im Gespräch.

64. Diese waren mit dem Abzug des sowjetischen Personals in den Fundus des NKWD gelangt, immerhin mehrere tausend Ausweise aus gut 50 Staaten der Erde.

65. So waren "Jule" Jürgensen, Werner Bringmann und auch Heinz Priess später als "Dänen" in die Illegalität gegangen, Kratzat als Belgier. Jürgensen schreibt in seinen Lebenserinnerungen, daß er sogar mit norddeutschen Wehrmachtssoldaten in der Identität als Däne aus ehem. Abstimmungsgebiet in der Öffentlichkeit in Kontakt getreten ist. Bei seiner späteren Verhaftung und Identifizierung beharrte er - zunächst sogar mit einer Wirkung - auf den Standpunkt, daß er als Einwohner des Abstimmungsgebietes, die dänische Staatsbürgerschaft erworben hätte und so geschützt sei. Es war ein Bluff! BArch, SAPMO Sg Y 30 / 0442, Bl. 11ff.

66. Der kulturelle Exodus und die dem folgende Wechselwirkung zwischen Emigrations- und Heimatland sollten den intensivsten kulturellen Austausch zwischen Spanien und Lateinamerika in diesem Jahrhundert darstellen.

67. s. BArch, SAPMO Ry 1 / I 2 / 3 / 87: Bl. 36. "Gundelach Gustav ... In der letzten Zeit hatte er kein


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großes Interesse mehr an seiner Arbeit und betrieb bei der Partei seine Ausreise aus Spanien, welche im August 1938 stattgegeben wurde. Arbeitete nicht genügend mit der politischen Leitung kollektiv zusammen und es dadurch ermöglicht wurde, daß sehr viel schlechte und verdächtige Elemente, sich im Service Sanite einfiltrieren konnten. Wurde 1938 in die KP Spanien überführt. 9.2.40". Die SIM hinterließ aber ein anderes Dokument, zur Mühlen, a.a.O., S. 272. Hier bekommt Gundelach ein Zeugnis, daß ihm große organisatorische Gaben und Verantwortungsbewußtsein attestiert.

68. v. Salomon schreibt noch kurz vor dem Mai 1940, daß er plane, nach einer Ausreise in die USA dort ein Buch über den Bauernkampf und die Landvolkbewegung zu schreiben, vgl. BArch, SAPMO, Sg Y 11 / V 237 / 10 / 143, Bl. 219ff.

69. v. zur Mühlen, a.a.O., S. 303f.

70. Literatur hierzu: Karlheinz Pech, An der Seite der Résistance. Zum Kampf der Bewegung "Freies Deutschland" für den Westen in Frankreich (1943-1945), Berlin (DDR)1974, und aktuell: Klaus-Michael Mallmann, Frankreichs fremde Patrioten. Deutsche in der Résistance, in: Exil und Widerstand, hrsg. im Auftrage der Gesellschaft für Exilforschung, München 1997 (= Exilforschung, Bd. 15), S. 33-65.

71. LAS 761/26038 zu v. Salomon, LAS 761/16870 zu W. Bringmann, ebenso auch Hinweise von Hans Bringmann (W. Bringmann verstarb bereits 1953), LAS 761/11898 zu Jürgensen, LAS 761/13645 zu Matiszik.

72. Das Feldgerichtsverfahren (BA-Aachen, Gericht der Feldkommandantur 590 Nr. 6), die Entschädigungsakte (LAS 761/12584) und gut 25 Fundstellen in den Standorten des Bundesarchivs lassen eine Würdigung von Kratzats Arbeit mittlerweile zu. Seiner faszinierenden Persönlichkeit wird zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich dargestellt werden.

73. v. zur Mühlen, a.a.O., S. 303f. Ein vierter, Hanns Maaßen, bleibt gar bis 1946 in Haft.

74. ebd., S. 299 - 307.

75. Zu Rogahn: Stadtarchiv Flensburg, VIII D - 31 R.

76. Z/C 14166 Bd. 1, Bl. 56. Schmahl macht bei seiner Vernehmung in Hamburg nach der Rückführung in Deutschland Aussagen zu nicht weniger als 312 Personen. Trotz einiger Fehler, Verwechslungen oder Falschaussagen im Allgemeinen sehr brauchbare Angaben. Als "Kronzeuge" wird gegen ihn keine Anklage erhoben, und er wird entlassen.

77. Zu den Haftbedingungen dieses "Konzentrationslagers": Patrick v. zur Mühlen, Fluchtweg Spanien - Portugal. Deutsche Emigration und der Exodus aus Europa 1933 - 1945, Bonn 1992, S. 95ff. Zu den Konflikten innerhalb der deutschen Insassen sowie Haftbedingungen auch nach dem 8.5.45: BArch, SAPMO Sg Y 11 / V 237 / 195, Bl. 50 - 55, [Insassen] an Kaderabteilung der KPD-Westdeutschlands und Oberst Molina [Lagerleitung], Mai 1946.

78. LAS 761/18792.

79. Priess, Spaniens Himmel, a.a.O., S. 260ff.

80. BArch SAPMO, By 1, besonders: 161, Bl. 1-3, 652, Bl. 43ff. (Lebenslauf von Hoffmann).

81. Korrespondenz Hanns Maaßen und Frau an Franz Dahlem, Dez. 1971 folgend, in: BArch, SAPMO, NY 4072/154 (Fich), Bl. 89-107.

82. Brief von Kurt Höfer für die Gemeinschaft ehemaliger Republikanischer Spanienkämpfer in Deutschland, Berlin, den 22.09.1997, in: BArch, SAPMO Ry 1 / I 2 / 3 / 86 - 91.

83. Das ist auch der Gedanke von Eric Hobsbawm in seinen phantastischen Spanien-Abschnitten im Kapitel "Wider den gemeinsamen Feind" (S. 184 - 227), hier S. 203 - 210 u. besonders S. 211; Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München/Wien 1995.

Abbildungsnachweise:

Abb. 1: Bundesarchiv SAPMO Sg. Y 1 / 5639 / N.

Abb. 2: Bundesarchiv SAPMO Sg. Y 11 / V 237 / 10 / 151, Bl. 53.

Abb. 3: Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv Schleswig, LAS 761/16870.

Abb. 4 aus Karlheinz Pech, An der Seite der Résistance, Berlin-DDR 1974.

Titelfoto: Bundesarchiv SAPMO Sg. Y 11 / V 237 / 1 / 16.

Die Tabellen wurden vom Autor erstellt.


Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Heft 32 (Dezember 1997) S. 17-54.


Thomas Pusch, Jahrgang 1963, studierte in Göttingen Mittlere und Neuere Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik. 1992 Magisterexamen. Tätigkeiten bei der Geschichtswerkstatt Göttingen und am Institut für Regional- und Zeitgeschichte, Schleswig. Zur Zeit Promotion zum Thema "Schleswig-Holsteiner EmigrantInnen und das skandinavische Exil".


Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 32

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