Gerhard Paul

"Von Judenangelegenheiten hatte er bis dahin keine Ahnung."

Herbert Hagen, der Judenreferent des SD aus Neumünster

Er war ein Vertreter jener jungen antisemitischen SS-Generation, die die "Lösung der Judenfrage" planten und maßgeblich an ihrer Realisierung mitwirkten. [1] Für ihn war die 'Judenfrage' in erster Linie eine wissenschaftliche und administrative Angelegenheit, die emotionslos, kalt und sachlich gelöst werden sollte. Schließlich war er ein Prototyp jener Tätergeneration, die es nach 1945 im Westteil Deutschlands schnell wieder zu etwas gebracht hatte.

Herbert Martin Hagen wurde am 20. September 1913 als Sohn des damals 32jährigen Zollinspektors Hans Heinrich Hagen und dessen Frau Amanda in Neumünster geboren, wo 1919 auch seine Einschulung stattfand. [2] Im September 1920 verzog die Familie - bedingt durch den Beruf des Vaters - nach Bramstedt im Kreis Tondern [3], wo Hagen nun die kleine Dorfschule besuchte. Für kurze Zeit ging er anschließend im Grenzdorf Ellund zur Schule. 1923 wechselte er zur Mittelschule in Flensburg, 1925 dann zur dortigen Oberrealschule. Irgendwann in dieser Zeit verzog der Vater ins Mecklenburgische, wodurch der Junge nun de facto - wie so viele seiner Generation - vaterlos aufwuchs. 1925 stand ein erneuter Schulwechsel zur Oberrealschule II in Kiel an, wo Hagen Ostern 1932 das Abitur ablegte.

Intensive Freundschaften konnten angesichts dieses häufigen Schulwechsels kaum entstehen. Von Nachbarn wurde der Abiturient später als höflich und verschlossen bezeichnet; körperlich schien er von eher schwächlicher Konstitution gewesen zu sein. Die Aufnahme eines Studiums war ihm aus finanziellen Gründen nicht möglich; auch scheiterte der Versuch, die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Aus Gründen des Gelderwerbs begann Hagen daher eine kaufmännische Lehre bei den Spirituosenwerken Fritz Lehment in Kiel, deren Chef ihm nach dem Kriege "tadellose Führung" bescheinigte. Im Mai 1934 brach der 20jährige seine Lehre ab. Die neuen braunen Herren winkten mit einer politischen Karriere.

Wie und wo Hagen mit dem Nationalsozialismus in Berührung kam, entzieht sich den Quellen. In jedem Fall trat er - fasziniert von dem neuen Regime - "aus wirtschaftlichen und ideellen Gründen", wie er angab, am 1. Oktober 1933 in die SS ein, die seinem Streben nach einer seiner schulischen Bildung entsprechenden Position in der Gesellschaft ganz neue Möglichkeiten offerierte und in der er schon bald Freunde fand. Mit dem Parteiprogramm der NSDAP hatte er sich bereits früher vertraut gemacht. Seinen ersten ideologischen und militärischen Schliff erhielt er im Kieler SS-Sturm 3/40, wo es ihm gelang, seine Vorgesetzten von sich zu überzeugen.

Im Mai 1934 bot man ihm eine berufliche Position innerhalb des sich noch in der Aufbauphase befindlichen Sicherheitsdienstes (SD) des Reichsführers-SS (RFSS) in München an. Hagen hierzu: "Durch einen Vertreter des SD-Hauptamtes, der unseren SS-Sturm 1934 in Kiel besuchte, wurde uns die Möglichkeit geboten, hauptamtlich innerhalb der SS-Formation SD tätig zu werden." [4] Am 22. Mai 1934 trat er in Heydrichs SD ein, der zum Jahresende 1934 reichsweit gerade einmal über 820 Mitglieder verfügte, sich als interne Elite der SS begriff und noch keinen eigenständigen Platz innerhalb des polykratisch organisierten NS-Herrschaftssystems besaß.

Hagen verließ Kiel und begann nun eine steile Karriere im SD-Hauptamt, das sich noch in München befand, aber schon im September 1934 nach Berlin umsiedelte und im Prinz-Albrecht-Palais Quartier bezog. [5] Dort war er zunächst in der für Presse und Museen zuständigen Zentralabteilung I.3 tätig. 1936 wurde der Leiter der für "Gegnererforschung" zuständigen SD-Zentralabteilung II.1, der 28jährige Professor Dr. Franz Alfred Six [6], auf den jungen Mann aus Schleswig-Holstein aufmerksam. Trotz des nur geringen Altersunterschiedes entwickelte Six zu Hagen ein fast väterliches Verhältnis. Vermutlich durch Six inspiriert, belegte Hagen ab dem Sommersemester 1936 parallel zu seiner Tätigkeit beim SD Lehrveranstaltungen im Fach Zeitungswissenschaft an der Berliner Universität.

Hagen war nicht der einzige, der 1934 aus Kiel zum SD-Hauptamt rekrutiert worden war. Vielmehr scheint gleich eine ganze Gruppe von jungen radikalisierten Männern aus der Stadt an der Förde in die Führungsetage des SD aufgerückt zu sein. Da war zunächst der aus einem gutbürgerlichen Elternhaus stammende und nur wenige Monate ältere Werner Göttsch, der seit 1932 arbeitslos war und ein Betätigungsfeld suchte. Im April 1933 war Göttsch in Kiel an der Ermordung des jüdischen Rechtsanwalts Schumm beteiligt; im Februar 1935 gehörte der frisch rekrutierte SD-Mann zu einem Mordkommando des SD, das in der Tschechoslowakei den Rundfunkingenieur Rudolf Formis liquidierte, der dort als Mitarbeiter Otto Straßers einen schwarzen Sender zur Rundfunkpropaganda der 'Schwarzen Front' gegen Hitler-Deutschland betrieb. 1937 avancierte Göttsch zum Leiter der Abteilung II.12 (Gegnerformen) im SD-Hauptamt; später war er Hauptabteilungsleiter im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und Heydrichs Spezialist für besondere Einsätze gegen Regimekritiker im Ausland. Beim 'Anschluß' Österreichs leitete er ein 'Führerschutzbegleitkommando'; während des Krieges war er u.a. als SS-Obersturmbannführer in der Balkan-Abteilung des SD tätig. [7]

Demselben Jahrgang wie Göttsch gehörte auch Karl Haß an, der seine SD-Karriere in Six' Presseamt begann, später in die Position des Leiters der Abt. I.311 im SD-Hauptamt aufstieg und 1943 in Schellenbergs Amt IV wechselte. Im März 1944 war Haß an der Erschießung von 355 italienischen Geiseln in den Adreatinischen Höhlen bei Rom beteiligt, weswegen er 1997 von einem römischen Gericht zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt wurde, die angesichts des hohen Alters allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurden. [8]

Schließlich wäre Karl Döscher zu nennen, der nur wenige Wochen jünger als Hagen war, in Kiel bis zur Unterprima die Höhere Schule besucht hatte und anschließend wie Hagen eine kaufmännische Lehre absolviert hatte. Der NSDAP war er 1932, der SS 1934 beigetreten. Zunächst war Döscher in der Abteilung II.112 beim SD-Oberabschnitt Ost tätig, bevor Hagen ihn im Mai 1938 ins SD-Hauptamt nach Kiel holte. [9]

Die SD-Führung setzte sich 1936 aus Männern zusammen, die im Durchschnitt gerade einmal 30 Jahre alt waren und deren Lebensläufe erhebliche Parallelen aufwiesen. [10] Wie Reinhard Heydrich und Werner Best gehörten sie der 'politischen Generation' der Kriegsjugend an, hatten ihre entscheidenden politischen Erfahrungen in den Wirren der Nachkriegszeit gesammelt und waren früh in kleinen elitären rechtsradikalen Bünden und Organisationen der völkischen Jugendbewegung sowie der 'konservativen Revolution' tätig gewesen. Hier hatten sie ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein entwickelt, "das durch radikal-völkisches Denken, einen elitären, 'massen'-feindlichen Idealismus und Mißtrauen gegen die ältere Generation der 'nationalen' Politiker gekennzeichnet war. 'Sachlichkeit', persönliche Kühle, betont 'hartes' Auftreten einerseits, unbedingte Leistungsbereitschaft, akademischer Ehrgeiz sowie vor allem ein weltanschaulich fundierter Radikalismus andererseits" [11] waren die Kennzeichen des Selbstbildes jener SD-Führer, mit denen es Hagen zu tun hatte und deren Verhalten zunehmend auf ihn abfärbte.

Der NSDAP bzw. Massenorganisationen wie der SA standen diese Männer eher distanziert gegenüber; vielmehr begriffen sie sich als Hüter der 'reinen Lehre' des Nationalsozialismus, den sie als weltanschauliches, nach rassischen und gesellschaftsbiologischen Kategorien geformtes Gesamtkonzept verstanden, nach dem die Welt zu gestalten war.

Das Klima im SD-Hauptamt entsprach denn auch eher einer modernen Denkfabrik als einer bürokratischen Dienststelle. "Die Mitarbeiter des SD-Hauptamtes taten ihre 'Arbeit' aus Überzeugung und Phantasie, sie wurden dazu angehalten, eigene Vorschläge auszuarbeiten, Ideen und 'Lösungen' zu entwickeln und zur ständigen Effizienzsteigerung des Apparates beizutragen." [12]

Mit der Umstrukturierung der von Six geleiteten Abteilung II.1 des SD-Hauptamtes im Frühjahr/Sommer 1937 wurde Hagen zum neuen Leiter des für Judenfragen zuständigen Referats II.112 [13] berufen. Dort sollte er in den folgenden Jahren zum "eigentliche[n] Motor der SD-Judenpolitik" avancieren. [14] Durch seinen ideologischen Eifer und durch mannigfache Ghostwriter-Dienste hatte sich der "hungrige Streber" - so Hachmeister - bei Six unentbehrlich gemacht. [15]

In seiner neuen Funktion war Hagen Vorgesetzter von zwei Männern, die später zu maßgeblichen Organisatoren des Holocaust werden sollten: von Adolf Eichmann [16], der für das Sachgebiet 'zionistische Fragen' zuständig war, und von Theodor Dannecker [17], der das Sachgebiet 'assimilierte Juden' betreute.

Mit den Veränderungen verfolgte Heydrich u.a. die Absicht, dem SD bei der Planung der Judenpolitik eine zentrale Rolle zu sichern. Nach Hagen hatte der Leitungswechsel zur Folge, "daß sofort von der theoretischen Bearbeitung des Judentums abgegangen und die praktische Arbeit aufgenommen" wurde. Die Zusammenarbeit mit der von Kurt Lischka geleiteten Dienststelle 4II.B 4 für Judenfragen beim Berliner Gestapa (Gestapo-Amt) sei nun intensiviert und die Erfassung und Bespitzelung der jüdischen Organisationen auf das Ausland ausgeweitet worden. Durch die regelmäßige Vorladung der leitenden Funktionäre der jüdischen Organisationen habe man versucht, "die gesamte Judenpolitik so auszurichten, daß die Auswanderung besonders unbemittelter Juden laufend gefördert und verstärkt wird. [...] Darüber hinaus wurde angefangen, durch die Verbindungsaufnahme mit den zuständigen Stellen im Innenministerium und dem Auswärtigen Amt, direkten Einfluß auf die praktische Durchführung der Auswanderung zu bekommen." Das Endziel sei die "Zentralisierung der gesamten Bearbeitung der Judenfrage in Deutschland bei SD und Gestapa" gewesen. [18]

Schon bald sollten Hagen und Eichmann die Judenpolitik des SD maßgeblich bestimmen. [19] Der Student aus Neumünster arbeitete sich schnell in das für ihn völlig fremde Aufgabengebiet ein. Er sei "ein kluger Mann mit weitem Horizont" gewesen, berichtete Eichmann später über ihn. Er "verfügte über ein gesundes Allgemeinwissen und hatte eine gute Gabe, auch die ihm bis dahin fremd gewesenen Angelegenheiten binnen kurzem in sich aufzunehmen. Von Judenangelegenheiten, von den Organisationen, deren Wollen und Zielen, hatte er bis dahin noch keine Ahnung. Sein erstes, als er kam, war, daß er sich mich vornahm und sich von mir über mein Sachgebiet erschöpfend Auskunft geben ließ. Er wollte alles so genau wissen, daß ich Mühe hatte, mein ganzes Wissen zusammenzukratzen. Mich pumpte er jedenfalls leer. Und das Erstaunliche: er behielt alles. Er wußte von diesem Augenblick an so gut Bescheid wie ich." [20]

Auch Six lobte den "besonderen Arbeitseifer" Hagens, der in der Zwischenzeit nun auch der NSDAP beigetreten war, seine "unermüdliche Bereitwilligkeit zu zusätzlichen Leistungen", seine "zuverlässige nationalsozialistische Haltung", seine "persönlich gerade und saubere Lebensführung". Vor allem seine "besonders schnelle Auffassungsgabe habe ihn bis heute allen Aufgaben gerecht werden lassen und auch bereits bei dem Chef des Sicherheitshauptamtes ausgezeichnet". [21] Eine SS-Beurteilung aus dem Jahr 1943 charakterisierte Hagen knapp und bündig als "frisch und elastisch, ein Führer über dem Durchschnitt".

Wie sein Ziehvater Six und sein Vorgänger Wisliceny war auch Hagen ein Vertreter jenes 'Antisemitismus der Vernunft', der die Juden aus vermeintlich wissenschaftlichen Gründen bekämpfte. [22] In ihrem wahnhaften Denkmodell gingen diese Männer davon aus, daß das deutsche Volk in seiner "völkischen Substanz" durch die Vermischung mit anderen Völkern und Rassen und hier vornehmlich durch die Juden schwer geschädigt und daher der "Volkskörper" durch künstliche Einschnitte von all seinen kränklichen und degenerativen Elementen zu "reinigen" sei. "Zielpunkt dieses akademischen Antisemitismus war die nach dem 'Bluts- und Abstammungsprinzip' [...] durchgeführte radikale Dissimilation von 'Juden' und 'Deutschen'. In dieser Perspektive also war die Ablehnung der Juden kein Ausdruck von 'Vorurteilen' oder gar individuellem Haß gegen Einzelpersonen, sondern Teil der 'völkischen Weltanschauung'." [23]

In den gemeinsam von Wisliceny und Hagen verfaßten "Richtlinien und Forderungen an die (SD-)Oberabschnitte" vom April 1937 hieß es: "Die Bekämpfung des Judentums bildet von Anfang an ein Grundprinzip des Nationalsozialismus. Die Judenfrage ist für den Nationalsozialismus kein politisches oder religiöses Problem, sondern eine Rassenfrage. Damit ist die Möglichkeit eines Kompromisses von vornherein ausgeschlossen. Die Kampfstellung der NSDAP gegen das Judentum zieht sich durch das ganze Parteiprogramm. Das Judentum ist für den Nationalsozialismus der Gegner schlechthin." [24]

Antisemitische Greuelpropaganda, wie sie der Stürmer des fränkischen NSDAP-Gauleiters Julius Streicher praktizierte, und eingeschlagene Fensterscheiben waren nicht Sache dieser SD-Männer. In einer Aktennotiz hielt Hagen etwa fest, daß das von Parteidienststellen hochgelobte antisemitische Jugendbuch des Stürmer mit dem Titel Der Giftpilz schlicht jugendgefährdend und der Sache wenig förderlich sei. [25] Nach Höhne empfanden die "jungen Intellektuellen" in den Kommandoposten des SD geradezu einen "Horror vor den primitiven Rezepten des parteiamtlichen Haut-den-Juden-Kurses" [26], wiewohl sie Straßenterror und Pogrom als Mittel bei der Verschärfung des Vertreibungs- und Entrechtungsprozesses durchaus einkalkulierten.

Als radikale Form der Dissimilation favorisierten Hagen und seine Mitarbeiter zunächst die territoriale Lösung der 'Judenfrage': die Förderung der jüdischen Auswanderung und die Zusammenarbeit mit den zionistischen Organisationen. In den "Richtlinien" Wislicenys und Hagens hieß es unmißverständlich: "Die Lösung der Judenfrage kann nur in einer völligen Entfernung der Juden aus Deutschland liegen." Nur durch die zionistische Auswanderung nach Palästina sei die "Entfernung der Juden aus Deutschland" denkbar. [27]

Zu diesem Zweck sollte ihnen das Leben in Deutschland durch gesellschaftliche Ausgrenzung und staatliche Entrechtlichung so schwer wie nur möglich gemacht werden. Deutschland müsse ein Land ohne Zukunft für die Juden werden. Als "Generallinie", so Hagen 1937, "für alle Arbeit bei II.112 gilt nach wie vor Zurückdrängung und Unschädlichmachung aller assimilatorischen Bestrebungen der Juden und Unterstützung jeder positiven zionistischen Arbeit zugunsten der Auswanderung". [28] Hierzu zählte auch die Förderung jener zionistischen Ausbildungsstätten, wie sie etwa auf dem Gut Jägerslust vor den Toren Flensburgs, auf dem Brüderhof bei Harksheide [29] oder auch in Kiel und Lübeck betrieben wurden, in denen zukünftige Auswanderer auf eine landwirtschaftliche bzw. handwerkliche Tätigkeit in Palästina vorbereitet wurden.

Parallel zur konzeptionellen Arbeit gingen Hagen und seine Mitarbeiter daran, die konkrete "Gegnererfassung" voranzutreiben. Nach einer Besprechung mit Six am 7. Juni 1937 notierte er, seine Abteilung solle "mit sofortiger Wirkung" mit der Erfassung aller wichtigen Juden - "insbesondere der in der internationalen Wissenschaft tätigen" - in einer zentralen Judenkartei beginnen. Besonders wichtig erschien beiden im Vorfeld der expansiven Bestrebungen des NS-Staates "eine Erfassung der österreichischen Juden". [30] Bald schon sollten Hagens Ambitionen über Österreich hinausgehen.

Ende September 1937 unternahmen Hagen und Eichmann mit ausdrücklicher Genehmigung Heydrichs eine Dienstreise nach Palästina. Dieser Reise vorangegangen war der Besuch eines Abgesandten der zionistischen Geheimorganisation 'Haganah' im Februar 1937 im Referat II.112, bei dem die beiderseitigen Vorstellungen und Möglichkeiten eines palästinensischen Judenstaates diskutiert wurden. Hagen allerdings stand dem Gedanken eines eigenen jüdischen Staates ablehnend gegenüber, weil, wie er glaubte, ein solches Gebilde als "Aktionszentrum der jüdischen Internationale" eine Gefahr für Deutschland und die übrige Welt darstelle. [31]

Anfang Oktober beabsichtigten Hagen und Eichmann die Gespräche in Palästina fortzusetzen, um selbst vor Ort die zionistische Kolonisationsarbeit zu studieren und Möglichkeiten der jüdischen Einwanderung nach Palästina zu sondieren. Eichmann gab sich als Schriftleiter des Berliner Tageblatts aus, sein Chef Hagen als ihn begleitender Student. Wegen der Verhängung eines Belagerungszustandes durch die britische Mandatsmacht gelang es beiden jedoch nicht, das Schiff in Haifa zu verlassen, so daß das Treffen mit dem 'Haganah'-Vertreter kurzfristig nach Kairo verlegt werden mußte. In seiner Gesprächsnotiz hielt Hagen fest, daß man in nationaljüdischen Kreisen die deutsche Auswanderungspolitik sehr begrüße, "weil damit der Bestand der jüdischen Bevölkerung in Palästina so vermehrt werde, daß in absehbarer Zeit mit einer Mehrheit der Juden gegenüber den Arabern in Palästina gerechnet werden könne". [32]

Trotz der Unterstützung der Politik einer Förderung der jüdischen Auswanderung nach Palästina durch Hitler seit Februar 1938 [33] blieb die Judenpolitik des SD innerhalb der NSDAP umstritten. Vor allem die Hetztiraden Streichers durchkreuzten immer wieder die 'Generallinie' Hagens. Dessen Versuch, den Stürmer von seinen dauernden antijüdischen Angriffen abzubringen, war kein Erfolg beschieden, so daß Heydrich schließlich anordnete, weitere Kontakte zwischen dem SD-Judenreferat und dem 'Frankenführer' zu unterlassen. [34]

Durch eine rege Referententätigkeit versuchte Hagen Unterstützung für die Judenpolitik des SD einzuwerben. Allein im ersten Halbjahr 1938 hielt er 18 Vorträge vor hohen Partei- und SS-Funktionären, vor Polizeibeamten, vor Mitgliedern des Volksgerichtshofes sowie vor Wehrmachtsoffizieren. Eine besondere Genugtuung für ihn dürfte ein Referat über die 'Judenfrage' vor Offizieren des Marine-Oberkommandos in Kiel gewesen sein, wo Hagen vor nicht einmal sechs Jahren sein Abitur abgelegt hatte. [35] Am 1. November 1938 referierte er auf einer gemeinsamen Tagung aller Judenreferenten von SD und Gestapo, auf der er beklagte, daß es dem SD "bisher an der großen Linie und dem Systematischen in der Arbeit" gefehlt habe und er zugleich die Perspektiven der zukünftigen NS-Judenpolitik skizzierte. [36]

Trotz des Scheiterns ihrer Palästina-Reise hielten Himmler und Heydrich große Stücke auf Hagen und Eichmann, was schon bald deren Entsendung als Leiter eines SD-Sonderkommandos am 12. März 1938 nach Wien zeigte. Die Aufgabe dieses Kommandos bestand u.a. darin, nach vorbereiteten Listen Angehörige und Funktionäre jüdischer Organisationen, wie etwa der B'nai B'rith, verhaften zu lassen sowie Dokumente und Unterlagen jüdischer Verbände und wichtiger Privatpersonen zu beschlagnahmen und zur Auswertung nach Berlin zu bringen. [37] Darüber hinaus sollten Hagen und Eichmann die Auswanderung der österreichischen Juden in die Wege leiten. Mit Hagens Hilfe baute Eichmann eine Zweigstelle des Berliner Judenreferats in Wien auf, aus der im Herbst die 'Zentralstelle für jüdische Auswanderung' hervorging. [38] Am 9. April legte Hagen seinem Amtschef "befehlsgemäß eine Aufstellung der auf Veranlassung von II.112 verhafteten Personen" vor. [39]

Mitte April kehrte Hagen nach Berlin zurück, um dort wieder die Leitung des SD-Judenreferats zu übernehmen. Im August 1938 inspizierte er die neugegründete 'Zentralstelle' in Wien. In einem Bericht hierüber hob er hervor, daß durch die neue Dienststelle "die Gewähr für eine beschleunigte Erteilung der Auswanderungsdokumente an Juden gegeben" und die "Durchführungsmöglichkeit einer derartigen Maßnahme im alten Reichsgebiet zu erwägen" sei. [40]

Besonderen Gefallen fand er daran, daß die Juden nicht nur die Kosten der bürokratischen Abwicklung ihrer Vertreibung selbst zu bezahlen hatten, sondern zusätzlich auch einen Teil der Personal- und Sachkosten der 'Zentralstelle' bestritten - ein Modell, das noch Schule machen sollte: "Eine Belastung für den Sicherheitsdienst bedeutet diese 'Zentralstelle' weder in sachlicher noch finanzieller Hinsicht, da sie sich in das Referat II.112 einschließt und sich aus einer von jedem Juden zu bezahlenden Gebühr selber finanziert." [41]

Die 'Erfolge' in Wien indes vermochten nicht darüber hinwegzutäuschen, daß sich die antijüdische Politik des NS-Regimes seit der internationalen Konferenz von Evian-les-Bains am Genfer See vom Juli 1938, auf der es zu keiner Erhöhung der Einwanderungsquoten für Juden aus Deutschland in die potentiellen Zufluchtsländer gekommen war [42], in einer Sackgasse befand. In einem Bericht über die Konferenz befand Hagen, daß "die Periode einer ausschließlich durch die Initiative der deutschen Behörden bestimmten Auswanderungspolitik vorbei" sei und die zukünftigen Auswanderungsmöglichkeiten in einem hohen Maße Beschränkungen unterlägen. Völlig zu recht registrierte er eine zusehends "stärkere Abschliessung aller Immigrationsländer gegen Zuwanderung". [43]

Parallel führte auch die Politik einer forcierten Vertreibung, wie sie seit der 'Reichskristallnacht' und der Einrichtung der Berliner 'Reichszentrale für jüdische Auswanderung' betrieben wurde, nicht zu den von Hagen gewünschten Emigrationszahlen, wie er in seiner Denkschrift "Das Judentum in Deutschland" vom Juni 1939 eingestand. Über die "Ziele deutscher Judenpolitik" hieß es dort: "Mit allen Mitteln Auswanderungen fördern. Einwanderung der Juden immer schwieriger. Alle Auswanderungspläne, wohin auch, fördern." [44]

Nach Anfangserfolgen scheiterten im Sommer 1939 auch die Auswanderungstransporte nach Palästina, die der SD hinter dem Rücken des Auswärtigen Amtes mit dem zionistischen Mossad vereinbart hatte, am Verhalten der britischen Mandatsmacht. Eine von Six, Hagen und Eichmann im Juni 1939 geplante Besprechung mit SS-Gruppenführer Heinrich Müller und Kurt Lischka von der Gestapo, bei der Six versuchen wollte, die Bearbeitung der 'Judenfrage' zentral in seinem Zuständigkeitsbereich zu verankern, kam offenbar nicht mehr zustande. Der Kriegsbeginn bedeutete schließlich das Ende einer autonomen Judenpolitik des SD, die nun ganz in den Kompetenzbereich der Gestapo überging.

Diese Entwicklung hatte sich bereits im Januar 1939 mit der Ernennung des Leiters der für innenpolitische Angelegenheiten zuständigen Abt. II des Gestapa, Heinrich Müller, zum Geschäftsführer der künftigen 'Reichszentrale' abgezeichnet, wodurch Hagens Referat II.112 de facto funktionslos geworden war. Im Mai hatten Hagen und Dannecker zwei ihrer Regionalleiter vorsorglich schon einmal gebeten, sich mit den im Ausland lebenden Juden zu beschäftigen und zu überlegen, was mit den polnischen Juden geschehen solle. [45] Noch vor der Einrichtung der Zentralstelle II P (Polen) des SD hatte sich Hagen Gedanken über "Verbindungsmöglichkeiten nach Polen" gemacht und notiert, "daß es darauf ankomme, in Polen Personen zu kennen, die genaue Auskünfte zu einer vollständigen Erfassung des Judentums in Polen geben können". [46]

Mit der Zusammenlegung von SD, Gestapo und Kriminalpolizei unter dem Dach des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) im September 1939 sowie der Bildung des nun von Adolf Eichmann geleiteten und mit weitreichenden Exekutivbefugnissen ausgestatteten zentralen Judenreferates der Gestapo wurde der in der Zwischenzeit zum SS-Sturmbannführer ernannte Hagen in das RSHA-Amt VI (Auslandsnachrichtendienst) versetzt und dort mit der Leitung der Dienststelle VI H 2 'Judenfragen und Antisemitismus' betraut. [47] Sein Nachfolger als SD-Judensachbearbeiter wurde - vermutlich auf Hagens Vorschlag - sein Kieler 'Kamerad' Karl Döscher. [48] Bereits im Mai 1938 hatte ihn Hagen beim SD-Oberabschnitt Ost für seine Abteilung angefordert, um ihn dort zunächst bei der "Bearbeitung der sudetendeutschen Frage" einzusetzen. [49]

Im Februar 1940 absolvierte Hagen sein Diplom an der 'Hochschule für Politik' mit der Note 'gut'. Seine Examensarbeit befaßte sich mit dem Thema "Das Judentum in der Geschichte Englands". Teile davon wurden später in einer Schriftenreihe des Auswärtigen Amtes unter dem Titel "Britannien - Hinterland des Weltjudentums" veröffentlicht.

Der Krieg verstreute die ehemaligen Mitarbeiter des SD-Judenreferats in alle Himmelsrichtungen: Eichmann wurde nach Prag beordert; Dannecker ging zunächst nach Nisko in Polen, wo das RSHA ein zentrales Judenreservat plante; Hagen demgegenüber wurde, da er über gute französische Sprachkenntnisse verfügte, im Juni 1940 zu einem von seinem RSHA-Gruppenleiter, Dr. Helmut Knochen [50], geleiteten Sonderkommando nach Paris abkommandiert. Wie in Berlin war er auch hier zunächst wieder für Judenangelegenheiten zuständig. [51]

Über die Tätigkeit des Sonderkommandos schrieb er: "Die Auswertung des in Deutschland, Österreich, CSR und Polen sichergestellten Materials ließ den Schluß zu, daß die Zentrale des Judentums für Europa und damit die Hauptverbindung nach den überseeischen Ländern in Frankreich zu suchen ist. Aus dieser Erkenntnis heraus wurden daher zunächst die bereits bekannten großen jüdischen Organisationen, wie Weltjudenkongreß [...] [es folgt eine Aufstellung der Organisationen; G.P.] durchsucht und versiegelt." [52] Zusammen mit dem 31jährigen Lischka zählte der 27jährige Hagen in Paris zu den engsten Vertrauten des in der Zwischenzeit zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) aufgestiegenen Knochen, der selbst erst 30 Jahre alt war.

Am 30. Juli 1940 wurde Hagen von Paris abberufen und zum Leiter einer der elf in Frankreich eingerichteten Außendienststellen des Beauftragten des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD in Bordeaux bestellt. Mit einem kleinen Stab überwachte er von dort aus in den beiden kommenden Jahren das Gebiet entlang die Atlantikküste von der spanischen Grenze bis zur Loire einschließlich des Hinterlandes. 1941 wurde sein Zuständigkeitsbereich um die Bretagne erweitert, wo nun ebenfalls Außenstellen der SIPO und des SD entstanden. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Oberbefehlshaber des Heeres und dem RFSS hatten sich diese Dienststellen vor allem um die Erfassung und Überwachung von gegen das Reich gerichteten Aktivitäten der Juden, Emigranten, Kommunisten und Kirchen zu kümmern.

Hagen funktionierte, wie es die deutsche Besatzungsmacht von ihm erwartete: bei der Hinrichtung von 50 Geiseln am 24. Oktober 1941 im Lager Souges stellte er die Todesliste zusammen [53]; im Dezember 1941 schlug er die Errichtung eines Konzentrationslagers für die Juden der Region in Mérignac vor. [54]

Im Mai 1942 wurde er zurück nach Paris beordert, wo er jetzt die Funktion des persönlichen Referenten des im März 1942 von Himmler eingesetzten Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) Carl Albrecht Oberg [55] übernahm. Beide kannten sich aus Münchener Tagen, wo Oberg in seiner damaligen Eigenschaft als Personalchef des SD-Hauptamtes Hagen 1934 eingestellt und ihn später mit nach Berlin genommen hatte.

In den folgenden Monaten avancierte der diplomierte Zeitungswissenschaftler zum 'Vordenker' des einflußreichen HSSPF. Nach Ansicht des Generalsekretärs der Vichy-Regierung bei den deutschen Behörden in Paris sei Oberg, der weder die Mentalität der Franzosen kannte, noch französisch sprach, von Hagen regelrecht "beherrscht" worden. Dieser habe an allen wichtigen Verhandlungen mit den obersten französischen Regierungsstellen teilgenommen und bei Oberg gewissermaßen den Platz eines "mächtigen Stabschefs" [56] innegehabt. Zugleich leitete Hagen die Abteilung VI (Nachrichtendienst) beim BdS in Paris, die für die Sammlung und Auswertung von Nachrichten über die Tätigkeit der französischen Regierung und der politischen Polizei zuständig war.

Sowohl bei der Bekämpfung des politischen Widerstandes als auch bei der Deportation von Arbeitskräften und Juden aus Frankreich favorisierte Hagen eine Politik der Kollaboration mit der französischen Polizei und dem Vichy-Regime. [57] Am 2. Juli 1942 war er Teilnehmer jener wichtigen Besprechung zwischen den Spitzen der SS und der Wehrmacht in Frankreich sowie dem Generalsekretär der französischen Polizei, René Bousquet, bei der sich dieser bereit erklärte, 40.000 in Frankreich lebende ausländische Juden festzunehmen und der deutschen Besatzungsmacht zur Deportation zu übergeben. [58]

Daß Hagen - anders als er 1947 angab - wußte, was mit den aus Frankreich deportierten Juden geschah, machte ein Aktenvermerk vom 4. September 1942 deutlich, in dem er über eine Besprechung mit Regierungschef Pierre Laval berichtete. Dieser habe darum gebeten eine verbindliche Sprachregelung zu treffen, was zu antworten sei, wenn er gefragt werde, was mit den an die deutschen Besatzungsbehörden übergebenen Juden geschehe. Hagen: "Es wurde vereinbart, daß Präsident Laval zukünftig auf derartige Anfragen mitteilt, daß die aus dem unbesetzten Gebiet an die Besatzungsbehörde übergebenen Juden zum Arbeitseinsatz in das Generalgouvernement abtransportiert werden." [59]

Nach den sorgfältigen Recherchen Serge Klarsfelds zählte Hagen zu den "deutschen Hauptverantwortlichen für die Deportation der Juden aus Frankreich". [60] Wie groß sein Einfluß beim HSSPF de facto war und wie tief er in die Politik der Judenvernichtung involviert war, zeigte sich 1942/43 u.a. daran, daß er im Auftrage Obergs wiederholt Verhandlungen mit Bousquet in Judenangelegenheiten führte. Unter Bezugnahme auf Hitler, der kurz zuvor öffentlich die "Ausrottung des Judentums in Europa" gefordert hatte, drängte er diesen so etwa im November 1942 zu einer "sofortigen Lösung der Judenfrage" in Frankreich. [61]

Am 12. Juni 1943 fand unter der Leitung Hagens eine Besprechung statt, bei der Einzelheiten der Erfassung der für den 24. und 25. Juni geplanten Deportation von rund 70.000 Juden abgestimmt wurden. Dabei vereinbarte man, Laval mitzuteilen, "daß diese Juden wegen der wiederholt festgestellten Mitbeteiligung an Terrorakten und aus militärischen Gründen sofort ins Reich überführt werden müssen". [62] Nach den erfolgten Deportationen verfaßte Hagen für seinen Chef 'Erfolgstelegramme' an Himmler mit den Zahlenangaben der deportierten Juden.

Am 9. Juli 1943 heiratete Hagen eine Schreibkraft des BdS Paris. Im Juli 1944 stand sein Name zuoberst auf der Exekutionsliste der revoltierenden Militärs des 20. Juli in Frankreich. Zusammen mit Oberg und Knochen wurde er im Auftrage General von Stülpnagels von Wehrmachtsangehörigen festgenommen, die bereits konkrete Vorkehrungen für die Hinrichtungen der drei SS-Leute getroffen hatten. Nur das Scheitern des Putsches rettete Hagen vor der Erschießung. [63] Im September 1944 wurde er zum HSSPF Alpenland, Erwin Rösener, nach Kärnten versetzt, wo er mit der Führung des in der Bekämpfung jugoslawischer Partisanen tätigen 'Einsatzkommandos bei der z.b.V. Gruppe Iltis' Verwendung fand; gegen Kriegsende war er im Verbindungsstab der Heeresgruppe Süd tätig.

Am 13. Mai 1945 geriet Hagen in Klagenfurt in britische Kriegsgefangenschaft, die er zunächst in verschiedenen Lagern in Italien, dann ab Mai 1946 in den britischen Internierungslagern Munsterlager und Sandbostel südlich von Hamburg verbrachte. Im November 1946 wurde er von den Engländern an die französische Abwehr in Wildbad ausgeliefert, genau ein Jahr später nach Sandbostel rücküberstellt.

In den Vernehmungen beim 'Öffentlichen Ankläger bei dem Spruchgericht Stade' [64] gestand Hagen zwar seine Beschäftigung beim SD ein, verschwieg aber konsequent seine Funktion als Leiter des dortigen Judenreferats. Auch seine konkrete Arbeit im RSHA umging er geschickt, indem er behauptete, im Referat 'Vorderer Orient' des Amtes VI beschäftigt gewesen zu sein. Diese Strategie setzte er fort, als seine Tätigkeit in Frankreich zur Debatte stand. Dort, so bekundete er, habe seine Aufgabe lediglich im Aufbau eines politischen Nachrichtendienstes bestanden.

Bei seiner Vernehmung beteuerte er wahrheitswidrig: "Der mir soeben vorgehaltene Begriff 'Endlösung der Judenfrage' ist mir bisher nicht geläufig gewesen." Die aus Frankreich deportierten Juden seien "mit Zustimmung der französischen Regierung zum Arbeitseinsatz nach Deutschland abtransportiert worden". [65] Angesprochen auf seine Reise 1937 in den Vorderen Orient gab er an, daß diese Reise das Ziel verfolgt habe, "die bereits bestehenden nachrichtendienstlichen Verbindungen in Palästina und Ägypten persönlich aufzunehmen und auf ihre Ausbaufähigkeit zu überprüfen". Zugleich habe diese Reise dem Zweck gedient, "die Möglichkeit einer Auswanderung von Juden im größeren Stil nach Palästina" zu prüfen. Sein Bericht an Heydrich sei dann zur Grundlage der von 1938 bis 1940 betriebenen Auswanderungspolitik gegenüber den Juden aus Deutschland geworden. [66]

Diverse Leumundszeugnisse schilderten Hagen als "höflich, fleißig und gutherzig". Die Anklageschrift der Spruchkammer in Stade warf ihm denn auch lediglich vor, durch seine Mitgliedschaft in SD, Reichsführung-SS und SS deren "vielfach verbrecherisches Tun und Handeln" unterstützt und dadurch beigetragen zu haben, "daß die Gebote der Menschlichkeit mißachtet und das Ansehen des deutschen Volkes in Verruf gebracht" worden sind. [67] Am 4. März 1948 wurde Hagen aus der Internierung zu seiner Frau ins niederrheinische Dinslaken entlassen.

Beschäftigung fand er zunächst als kaufmännischer Angestellter bei einer amerikanischen Firma, die mit Demontagearbeiten auf der Hamborner August Thyssen-Hütte beschäftigt war. Angesichts des hartnäckigen Verschweigens seiner Verstrickung in den Prozeß der 'Endlösung' und der mangelnden Informiertheit des Gerichts überraschte das Urteil der Spruchkammer nicht.

Wegen Zugehörigkeit zu SS und SD wurde Hagen am 5. Mai 1948 zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, die allerdings durch die Internierung als verbüßt galten. In der Urteilsbegründung führte die Kammer aus: "Bei der Strafzumessung war strafmildernd zu berücksichtigen, daß der Angeklagte bisher unbestraft ist, daß er innerhalb des SD nur in der Nachrichtenauswertung und in der aktiven Spionage tätig war, sowie, daß er im wesentlichen geständig ist und dadurch zur Abkürzung der Ermittlungen beigetragen hat." [68]

Das Urteil der Stader Spruchkammer und die Tilgung der Strafe aus dem Strafregister als Folge des Straffreiheitsgesetzes von 1954 eröffneten Hagen einen beruflichen Neuanfang. Wie sein ehemaliger Chef, Franz Alfred Six, der in der Adenauer-Ära die Werbeabteilung der Porsche-Diesel-Motoren GmbH leitete, oder Kurt Lischka, der als Prokurist bei einem Kölner Unternehmen Beschäftigung gefunden hatte, machte auch Hagen in der Industrie eine neue Karriere. 1964 hatte er es zum Geschäftsführer einer angesehenen Apparatebau- und Gerätefirma in Warstein gebracht.

Es schien niemanden zu stören und am wenigsten Hagen selbst, daß er am 18. März 1955 vom Pariser Militärgericht in Abwesenheit zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden war. Das Gericht hatte ihn für schuldig befunden, maßgeblich an der Deportation der Juden aus Frankreich beteiligt gewesen zu sein. Ohne behelligt zu werden, unternahm er auch weiterhin Urlaubsreisen an die Stätten seines ehemaligen Tuns. [69]

Vor dem Hintergrund der jahrelangen Recherchen Klarsfelds erhob der Staatsanwalt beim Landgericht Köln im Juli 1978 Anklage gegen Kurt Lischka, Herbert Hagen und Ernst Heinrichsohn. Klarsfeld selbst trat als Nebenkläger auf. Nach 15 Monaten Verhandlungsdauer verkündete die 15. große Strafkammer des Kölner Landgerichts am 11. Februar 1980 das Urteil. Wegen Beihilfe zum Mord von 73.000 Menschen wurde Hagen unter Anrechnung der Internierungshaft zu einer Freiheitsstrafe von 12 Jahren verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts sei Hagen nicht nur über das Programm der 'Endlösung' informiert gewesen, sondern habe selbst im Zentrum der Judenpolitik des Dritten Reiches gestanden. Von den drei Angeklagten habe Hagen - aus niedrigen Beweggründen handelnd - die längste Zeit an den Deportationsmaßnahmen aus Frankreich mitgewirkt.

Für das Kölner Landgericht stand außer Zweifel, daß Hagen "einverständlich" an den Deportationsmaßnahmen mitgewirkt habe, "weil er sich den antijüdischen Rassenhaß der NS-Führung zu eigen gemacht hatte und ihn teilte. Überdies war er bestrebt, die ihm innerhalb dieser Maßnahmen zugeteilte Rolle [...] nach besten Kräften auszufüllen. Aus diesen Gründen nahm er die Tötung zumindest eines Teils der jüdischen Menschen billigend in Kauf. In der Zeit, in der als persönlicher Referent des HSSPF der Sachbearbeiter der Judenfragen dieser Dienststelle war, gingen 70 Transporte mit 70 790 jüdischen Menschen in die Konzentrationslager im Osten, von denen mindestens 35 000 in den Gaskammern getötet wurden." [70]

Herbert Hagen verbüßte nicht einmal die Hälfte seiner Strafe. Nach vier Jahren öffneten sich für ihn bereits wieder die Gefängnistore. 1997 lebte er in einem Seniorenheim in der Nähe von Warstein.

Anmerkungen

1. Nach Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six, München 1998, S. 22 und 168 habe Hagen zusammen mit anderen SD-Führern wie Adolf Eichmann und Helmut Knochen "eine tragende Rolle bei der Entrechtung und Ermordung der europäischen Juden gespielt," außerdem sei er einer der "führenden Konzeptionisten der SD-Judenpolitik" gewesen.

2. Die biographischen Daten sind entnommen diversen Lebensläufen Hagens aus dem ehemaligen Berlin Document Center, SS-Personalakten Rasse- und Siedlungshauptamt, Akte Herbert Hagen, sowie dem Urteil des Landgerichts Köln v. 11.2.1980 gegen Lischka, Hagen und Heinrichsohn, Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen (Ludwigsburg) (künftig ZSL): SA 568.

3. Auskunft Ordnungsamt der Stadt Neumünster. Für Hilfen bei den biographischen Recherchen zu Hagen waren Herr Dr. Carsten Obst (Neumünster) vom Arbeitskreis Stadtgeschichte Neumünster, Pfarrer Harald Richter (Ladelund) und Herr Klaus Arweiler (Flensburg) behilflich, bei denen ich mich auf diesem Wege herzlich bedanken möchte.

4. Vernehmung Hagens am 8.12.1947 in Stade, Bundesarchiv Koblenz (BAK), Z 42 VIII/4031.

5. Zur Frühphase des SD, seinen Angehörigen sowie speziell zum SD-Hauptamt siehe jetzt George C. Browder: Hitler's Enforcers. The Gestapo and the SS Security Service in the Nazi Revolution, Oxford 1996, S. 131ff. u. 175ff.

6. Zu Six jetzt ausführlich Hachmeister: Der Gegnerforscher.

7. Zu Göttsch siehe Browder: Hitler's Enforcers, S. 188. Hachmeister: Die Gegnerforscher, S. 17, 162; Landesarchiv Schleswig, Abt. 352 Kiel / 4500f. Zur Ermordung von Formis siehe Hartmut Mehringer: Waldemar von Knoeringen. Eine politische Biographie, München-London-New York-Paris 1989, S. 82. 1957 lebte Göttsch wieder in Kiel, Alte Lübecker Chaussee, als kaufmännischer Angestellter.

8. Hachmeister: Der Gegnerforscher, S. 177, 223f., 372; zur Karriere von Haß siehe auch Der Spiegel Heft 4/1997, S. 70ff.

9. Hachmeister: Der Gegnerforscher, S. 370 Anm. 46.

10. Zum Führungspersonal des SD jetzt ausführlich Jens Banach: Heydrichs Elite. Das Führungskorps der Sicherheitspolizei und des SD 1936 - 1945, Paderborn 1998.

11. Ulrich Herbert: Best. Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft, 1903 - 1989, Bonn 1996, S. 187.

12. Susanne Heim: "Deutschland muß ihnen ein Land ohne Zukunft sein". Die Zwangsemigration der Juden 1933 bis 1938, in: Arbeitsmigration und Flucht. Vertreibung und Arbeitskräfteregulierung im Zwischenkriegseuropa (Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 11), Berlin 1993, S. 53.

13. Zur Judenabteilung II.112 jetzt Claudia Steur: Theodor Dannecker. Ein Funktionär der "Endlösung", Essen 1997, S. 22ff.

14. Hachmeister: Der Gegnerforscher, S. 185.

15. Ebd., S. 168.

16. Adolf Eichmann, * 1906, seit 1934 im SD-Hauptamt, Gründer der Zentralstellen für jüdische Auswanderung in Wien, Prag und Berlin, seit 1939 Leiter des Judenreferates im RSHA, von März bis Dezember 1944 Leiter des Sondereinsatzkommandos Eichmann in Ungarn; Eichmann floh nach Kriegsende nach Argentinien, wo er 1960 vom israelischen Geheimdienst gefaßt und nach Israel gebracht wurde. Eichmann wurde dort zum Tod verurteilt und 1962 hingerichtet.

17. Zu Dannecker siehe Steur: Theodor Dannecker.

18. Zit. nach dem Urteil des Landgerichts Köln v. 11.2.1980, ZSL, SA 568.

19. Allgemein zur frühen Judenpolitik des SD sowie zur Politik Hagens siehe Heim: "Deutschland muß ihnen ein Land ohne Zukunft sein", S. 48 - 81, sowie Michael Wildt (Hrsg.): Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. Eine Dokumentation, München 1995.

20. Das Eichmann-Protokoll, Berlin 1982, S. 31.

21. Beurteilung Hagens durch Franz Alfred Six v. 7.12.1937, BDC, Personalakte Herbert Hagen; siehe auch Herbert: Best, S. 209, der schreibt, daß unter der Leitung von Six ab Sommer 1935 Hagen und die anderen Dezernatsleiter begannen, die Judenpolitik "auf eine systematischere, 'wissenschaftliche' Grundlage zu stellen [...], um eine radikale antijüdische Politik nicht auf der Basis von Vorurteilen und Mythen, sondern aufgrund gesicherter 'Erkenntnis über Wesen und Ziel des Judentums' zu konzipieren". Zur Charakterisierung der Tätigkeit Hagens als SD-Judenreferent siehe Serge Klarsfeld: Vichy - Auschwitz. Die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der "Endlösung der Judenfrage" in Frankreich, Nördlingen 1989, S. 49; zu weiteren Aspekten der Tätigkeit Hagens auch Volker Dahm: Kulturelles und geistiges Leben, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Die Juden in Deutschland 1933 - 1945. Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft, München 1988, S. 224f.

22. Siehe so etwa Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, Augsburg 1995, S. 321, der über Hagen schrieb: "Die SD-Intellektuellen vom Schlage eines Herbert Hagen hatten wenigstens noch versucht, in der Judenfrage Nuancen zu sehen und eine Lösung anzusteuern, die nationalsozialistisches Dogma und ein gewisses Maß an Weltläufigkeit in Einklang brachte."

23. Siehe Herbert: Best, S. 205, der den "Antisemitismus der Vernunft" bislang am präzisesten herausgearbeitet hat.

24. BAK, R 58/544, hier zit. nach Wildt: Die Judenpolitik des SD, S. 110.

25. Günther Deschner: Reinhard Heydrich. Statthalter der Macht, Frankfurt a.M.-Berlin 1987, S. 161.

26. Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf, S. 301.

27. Zit. nach Wildt: Die Judenpolitik des SD, S. 112. Zur Auswanderungsoption des SD vor 1940 siehe auch Norbert Kampe: "Endlösung" durch Auswanderung? Zu den widersprüchlichen Zielvorstellungen antisemitischer Politik bis 1941, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg. Analysen. Grundzüge. Forschungsbilanz, München 1989, S. 827 - 843; Deschner: Reinhard Heydrich, S. 162f.

28. Herbert Hagen: Die bisher vom Sicherheitsdienst auf dem Gebiete der Judenfrage geleistete Arbeit und die zukünftigen Aufgaben von II.112 (1.11.1937), zit. nach Wildt: Die Judenpolitik des SD, S. 126.

29. Siehe hierzu Bernd Philipsen: "Atempause auf der Flucht in ein Leben mit Zukunft." Das Kibbuz auf Gut 'Jägerslust' bei Flensburg (1934-1938), in: Gerhard Paul/Miriam Gillis-Carlebach (Hrsg.): Menora und Hakenkreuz. Zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona (1918-1998), Neumünster 1998, sowie Sieghard Bußenius: Zionistische Erziehung im norddeutschen Moor. Die Ausbildungsstätte des Hechaluz auf dem Brüderhof bei Harksheide, ebd.

30. BAK, R 58/544.

31. Zum Widerspruch und Dilemma dieser Politik Hagens, einerseits die Auswanderung nach Palästina zu forcieren, andererseits einen jüdischen Staats abzulehnen, siehe Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf, S. 308f., sowie Hachmeister: Der Gegnerforscher, S. 204.

32. Zit. nach Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf, S. 310; zur Palästina-Reise Hagens und Eichmanns siehe Bericht über die Palästina-Ägyptenreise von SS-Hptscharf. Eichmann und SS-O'Scharf. Hagen v. 4.11.1937, BAK, R 58/954, Bl. 11ff., sowie den Tätigkeitsbericht v. 1.7.-15.12.1937, ebd. 991.

33. Uwe Dietrich Adam: Judenpolitik im Dritten Reich, Düsseldorf 1972, S. 200.

34. Siehe Deschner: Reinhard Heydrich, S. 166f.

35. Tätigkeitsbericht v. 1.1.-30.6.1938, BAK, R 58/991, Bl. 3.

36. Ausführlich zu dieser Konferenz Wildt: Die Judenpolitik des SD, S. 46ff.; siehe dort auch den als Dokument abgedruckten Redetext Hagens, S. 124 - 128, sowie ein weiteres Referat Hagens über "Jüdisches Zeitungs- und Zeitschriftenwesen im In- und Ausland und seine Auswertungsmöglichkeiten für die SD-Arbeit", S. 155f.

37. Siehe Hans Safrian: Die Eichmann-Männer, Wien 1993, S. 36f.

38. Zur Tätigkeit Hagens in Wien ausführlich Wildt: Die Judenpolitik des SD, S. 52ff.

39. BAK, R 58/982.

40. Bericht Hagens über die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien vom November 1938, ebd., S. 193f.; zur 'Zentralstelle' ausführlich Jonny Moser: Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung, in: Kurt Schmid / Robert Streibel (Hrsg.): Der Pogrom 1938, Wien 1990.

41. Bericht Hagens v. 12.9.1938, BAK, R 58/486, Bl. 7.

42. Ausführlich zu dieser Konferenz siehe Hans-Albert Walter: Deutsche Exilliteratur 1933-1950, Bd. 2: Europäisches Appeasement und überseeische Asylpraxis, Stuttgart 1984, S. 63ff.

43. Bericht Hagens v. 29.7.1938, zit. nach Wildt: Die Judenpolitik des SD, S. 57.

44. BAK, R 58/623, Bl. 67ff. Zu der von Hagen für Six verfaßten Denkschrift "Das internationale Judentum" vom Januar 1939 siehe Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933 - 1939,. München 1998, S. 336f.

45. Steur: Theodor Dannecker, S. 27f.

46. Bundesarchiv-Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten, DOK/P 15658.

47. Urteil Landgericht Köln v. 11.2.1980, ZSL, SA 568.

48. Hachmeister: Der Gegnerforscher, S. 370 Anm. 46. Aus der Feder von Döscher stammt ein aufschlußreicher, für Six bestimmter Vermerk über die 'Endlösung des deutschen Judenproblems' vom Dezember 1939, in dem dieser u.a. die Einrichtung eines Judenreservats in Polen als außenpolitisches Druckmittel gegen die Westmächte vorschlägt; siehe BAK, R 58/544.

49. Aktennotiz Hagens v. 10.5.1938, BAK, R 58/612.

50. Zu Knochen ausführlich Klarsfeld: Vichy - Auschwitz, S. 47f.

51. Zum Sonderkommando Paris und seinen Tätigkeiten siehe Jacques Delarue: Geschichte der Gestapo, Königstein i. Ts. 1979, S. 206ff.

52. Nürnberger Prozeß VII, S. 42.

53. Klarsfeld: Vichy - Auschwitz, S. 49f.; Delarue: Geschichte der Gestapo, S. 210f.

54. Siehe Abschrift des Schreibens von Hagen v. 8.12.1941, in: Urteil des Landgerichts Köln v. 11.2.1980, S. 197ff., ZSL, SA 568.

55. Zu Oberg siehe Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten, Düsseldorf 1986, S. 252ff., 341.

56. De Brinon, zit. nach Klarsfeld: Vichy - Auschwitz, S. 50; ähnlich auch Safrian: Die Eichmann-Männer, S. 205, der zu dem Schluß gelangt: "Obwohl Knochen und Hagen dem HSSPF unterstanden, bestimmten sie und nicht Oberg, der über keinerlei Erfahrung mit der Besatzungs- und Innenpolitik Frankreichs verfügte und überdies die französische Sprache nicht beherrschte, weitgehend die Politik der SS in Frankreich."

57. Ausführlich zur deutschen Besatzungsherrschaft in Frankreich und der dortigen Judenpolitik Herbert: Best, S. 251ff., sowie Bernd Kasten: "Gute Franzosen". Die französische Polizei und die deutsche Besatzungsmacht im besetzten Frankreich 1940 - 1944, Sigmaringen 1993.

58. Aufzeichnung Hagens v. 4.7.1942, siehe Klarsfeld: Vichy - Auschwitz, S. 396; zu dieser Besprechung und den nun folgenden Verhaftungsaktionen im besetzten wie im unbesetzten Teil Frankreichs siehe auch Safrian: Die Eichmann-Männer, S. 206f.

59. Aktenvermerk Hagens v. 4.9.1942, in: Klarsfeld: Vichy - Auschwitz, S. 454.

60. Ebd., S. 11.

61. Ebd., S. 186f., 475.

62. Von Hagen unterzeichnetes Besprechungsprotokoll v. 14.6.1943, zit. nach ebd., S. 535.

63. Ebd., S. 309; siehe hierzu auch Wilhelm von Schramm: Der 20. Juli in Paris, Bad Wörishofen 1953.

64. BAK, Z 42 VIII/4031.

65. Vernehmung Hagens v. 6.1.1948, ebd.

66. Dto. v. 24.2.1948, ebd.

67. Anklageschrift der Spruchkammer Stade v. 21.1.1948, ebd.

68. Urteil der 10. Spruchkammer des Spruchgerichts Stade v. 5.5.1948, ebd.

69. Urteil Landgericht Köln v. 11.2.1980, ZSL, SA 568.

70. Urteil des Landgerichts Köln v. 11.2.1980, S. 202f., ZSL, SA 568; zum Prozeß gegen Lischka, Hagen und Heinrichsohn siehe auch Jörg Friedrich: Die kalte Amnestie. NS-Täter in der Bundesrepublik, erw. und überarb. Neuausgabe München 1994, S. 410f.

Im Original enthält der Beitrag zwei Abbildungen.


Der Autor: Prof. Dr. Gerhard Paul, geboren 1951, ist Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Bildungswissenschaftlichen Hochschule Flensburg und Direktor am Institut für Zeit- und Regionalgeschichte in Schleswig. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte des Nationalsozialismus, zuletzt "Staatlicher Terror und gesellschaftliche Verrohung. Die Gestapo in Schleswig-Holstein 1933-1945" (Hamburg 1996). Im Herbst 1998 erschient der von ihm und Miriam Gillis-Carlebach herausgegebene Sammelband "Menora und Hakenkreuz. Zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona".


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