"Besitzt die Eignung zum höheren Führer"

Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr - eine SS-Karriere

Von Tino Jacobs


Foto: Tino Jacobs

Die Kieler Woche 1934 wurde von den Nationalsozialisten für eine Propagandaschau von besonderen Ausmaßen genutzt. So veranstaltete der SS-Abschnitt XX (Schleswig-Holstein) die „2. SS-Reichszielfahrt zur Ostsee“, ein militaristisch aufgeladenes Motorsport-Ereignis, zu dem SS-Männer in allen Teilen des Reichsgebietes aufbrachen. In der Festbroschüre pries Kiels Oberbürgermeister Behrens die Zielfahrt als „nüchterne Probe auf die Leistungskraft“ der motorisierten SS-Formationen, und ein 34-jähriger SSObersturmführer aus Mecklenburg namens Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr, der dem Schiedsgericht angehörte, schlug noch martialischere Töne an: „Die Motor-Formationen sind die Formationen der Zukunft! Ihre Aufgabe heißt: Die Ersten am und im Feind! Nur ein vorwärtsstürmender und revolutionierender Geist kann diese Aufgabe lösen! Die Motor-SS. besitzt diesen Geist und wird ihn bei der 2. Reichszielfahrt der SS. wiederum beweisen.“[1]

Der Ehrgeiz, stets in vorderster Linie gegen „den Feind“ vorzugehen, sollte den Grafen von Bassewitz-Behr (1900-1949) während seiner gesamten SS-Laufbahn nie verlassen - was während des Zweiten Weltkriegs das Leid und den Tod tausender Menschen in der Ukraine, in Weißrussland und Norddeutschland zur Folge hatte. Denn nachdem Bassewitz-Behr in den besetzten Gebieten der Sowjetunion tatkräftig an der Ermordung der Juden und am Terror gegen die Zivilbevölkerung mitgewirkt hatte, wurde er im Frühjahr 1943 zu Himmlers Stellvertreter im Wehrkreis X ernannt. Bis zur Befreiung im Mai 1945 residierte Bassewitz-Behr als Höherer SSund Polizeiführer (HSSPF) und Führer des SS-Oberabschnitts Nordsee in Hamburg. Er sollte im Mobilmachungsfall das Kommando über alle SS- und Polizeikräfte in Schleswig-Holstein, Hamburg sowie im nordwestlichen Teil des heutigen Niedersachsen übernehmen, ohne jedoch - das war für die Funktionsweise dieser Instanz entscheidend - in die herkömmlichen Befehlsstrukturen von SS, Sicherheitspolizei und Ordnungspolizei eingebunden zu sein. [2]

Erschienen in:
Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Nr. 44. Oktober 2004. S. 50 – 65.

Der vollständige Text:


Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte

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