1938 entstand in Schwesing ein Barackenlager für höchstens 400 Mann, die beim Bau des Militärflugplatzes Husum-Schwesing eingesetzt wurden. Im September/Oktober 1944 wurden ca. 2500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme nach hier gebracht, um die Verteidigungsanlage „Friesenwall“ zu bauen. Die Häftlinge stammten vor allem aus Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, der Sowjetunion und Polen. Hunger, Schwerstarbeit, Krankheiten und Misshandlungen kosteten fast 300 Menschen in den nur wenigen Wochen bis zur Auflösung des Lagers Ende 1944 das Leben, weitere starben in den folgenden Monaten an den Folgen der Haft.
Nach dem Krieg wurden die meisten der Toten in ihre Heimat überführt; an der Stelle der ehemaligen Massengräber brachte die Stadt Husum eine Gedenktafel an. 1983 veröffentlichte die „KZ-Arbeitsgruppe Husum-Schwesing“ die Geschichte des Lagers und veranstaltete am 30. Januar 1983 eine von rund tausend Menschen besuchte Gedenkveranstaltung in Husum, bei der ehemalige Häftlinge von ihrem Leiden im Lager berichteten. 1985 konnte der Kreis Nordfriesland die östliche Hälfte des ehema-
ligen Lagergeländes und 1994 weitere Teile des Geländes, auf dem sich auch die Fundamentreste und der Hydrant befinden, kaufen. Schon im November 1987 konnte auf dem Lagergelände eine von dem Bildhauer Ulrich Lindow gestaltete Gedenkstätte eingeweiht werden. Seit 1995 steht das Lagergelände unter Denkmalschutz.
Die Gedenkstätte wurde von der Arbeitsgruppe und dem Bildhauer Ulrich Lindow in Absprache mit den Überlebenden aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und England entworfen.
Wer sie betritt, wird auf die Enge des Raumes reagieren, der nur den freien Blick nach oben erlaubt. Eine leicht ansteigende Rampe führt den Besucher zu einem schmalen vergitterten Fenster, durch das er auf ein raumfüllendes, aus Beton gegossenes Modell des Lagers blickt.
Ausschnittweise erschließen sich die Formen der Baracken, wie sie einem Luftbild der Royal Air Force vom Dezember 1944 nachempfunden sind. Besucher können das Gefühl des Eingeschlossenseins und die Gegenwart der Gewalt erfahren. Aber sie können, anders als die Häftlinge damals, diesen Ort jederzeit verlassen. Zahlreiche über das Gelände verstreute Spuren der ehemaligen Baulichkeiten (Stufen, Fußböden, Fundamentreste), die 2001 freigelegte Lagerstraße, die das ehemalige Lager von Süden nach
Norden in der Mitte durchquert, und der Hydrant geben Zeugnis von der beklemmende Atmosphäre der KZ-Außenstelle. Eine mehrsprachige Informationstafel mit Hinweisen zur Geschichte und zum Geschehen im Lager wird 1998 neben dem Parkplatz aufgestellt.
Seit 2001/2002 erinnern 300 Stelen – eine Idee der Schülerin Ida Kühnast und des Künstlers Ulrich Lindow – an die 300 getöteten Lagerinsassen. Die Stelen symbolisieren gebückt stehende Menschen in demütiger Haltung und erinnern in ihrer verstreuten Verteilung an die Zufälligkeit des Tötens in einem Konzentrationslager.
Kreis Nordfriesland, Kulturamt.
Unterhalt, Betrieb und Ausbau der Gedenkstätte liegt in den Händen des Kreises Nordfriesland. Unterstützt wird er durch Landeszuschüsse bei
Ausbaumaßnahmen und Publikationen, Spendengelder bei der Umsetzung des Projektes Stelenfeld und durch die Bundeswehr bei der Pflege der Gedenkstätte. Neuerdings zeichnet sich eine Kooperation mit der Ferdinand-Tönnies-Realschule in Husum ab.
Es ist kein direkt für die Betreuung der Gedenkstätte zuständiges Personal vorhanden.
Derzeit gibt es keine Angebote – hier wird sich durch eine engere Zusammenarbeit mit der hauptamtlich verwalteten Gedenkstätte Ladelund künftig ein zusätzliches Angebot verwirklichen lassen.
Keine Zählung, da Gelände frei zugänglich und kein Personal vorhanden.
Derzeit nicht.
Gedenkstätte Husum Schwesing, Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme (kostenlose Informationsbroschüre in deutscher, französischer, dänischer und englischer Sprache; polnische und niederländische Übersetzungen sind in Vorbereitung).
Das KZ Husum-Schwesing. Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme. Materialien zu einem dunklen Kapitel nordfriesischer Geschichte, hg. v. Klaus Bästlein u.a. 2., verb. Aufl. Bredstedt 1983.
Olde Lorenzen, „Macht ohne Moral“. Vom KZ Husum-Schwesing zum Mahnmal für die Opfer. Heide 1994.
Gedenkstätte KZ Husum-Schwesing – Fragen an den Bildhauer Uli Lindow. In: Nordfriesland 79/80 (1987), S. 61-64.
Pierre Jorand, Husum, „Hier wird Leben ausgerottet“. Bredstedt 1996.
KZ-Gedenkstätte Husum Schwesing, 25813 Schwesing bei Husum, in Trägerschaft des Kreises Nordfriesland, Kulturamt, 25813 Husum. Verantwortlich für die Betreuung: Ernst-Walter Schmidt, Tel. 04861/8973-102, Fax 8973-111, E-Mail: kulturamt@nordfriesland.de, www.nordfriesland.de
Die Gedenkstätte ist jederzeit frei zugänglich. Führungen nur nach Vereinbarung.
Keine, siehe unter 11.
Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 47 (2006) S. 116 - 118. Im Original enthält der Beitrag 1 Abbildung.
Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 47