Herbert Modrow, ehemaliger SS-Mann.
„Folgende Bekleidungsstücke wurden an Gefangene ausgegeben: ein Hemd, Unterhose, eine Jacke und ein paar Hosen, Wolldecke und Fußlappen, d.h. viereckige Stücke Stoff anstatt Socken. Schuhe wurden nicht regelmäßig ausgegeben. Wer keine Schuhe hatte, bekam Pantinen. [...] Die ‚Schuhe’ hatten Holzsohlen und ein Oberteil aus Leder oder Stoff.“
Aussage vor dem britischen Militärgericht 30.10.1947
Joseph Braitmann, ehemaliger Häftling.
„Für den ganzen Tag bekamen wir eine Wassersuppe mit Steckrüben und zwei Scheiben Brot zu essen. Manchmal war auf einer Scheibe Brot etwas Margarine, manchmal etwas Marmelade.“
Eidesstattliche Erklärung 10.4.1947.
Bernhard Scoor, ehemaliger Häftling.
„Später brachte ich zwei Wochen in diesem ‚Bunker’ zu. Das Wasser in der Bunkerzelle stand ca. 15 cm hoch. Mein Strohsack lag im Wasser. Licht gab es nicht in der Zelle. Ich war im November 1944 im Bunker, und Heizung gab es nicht!“
Aussage vor dem britischen Militärgericht 12.11.1947
Adele Bosy, Anwohnerin des Eichhof-Friedhofs.
„Um 7 Uhr am 26. April stand ich an meinem Zimmerfenster, ich hatte ein Fernglas. Ich sah, dass zwei Pferdewagen zum Abschnitt 49 kamen, die mit Leichen beladen waren. Sie waren weder in Särgen noch in Säcken, sie waren einfach von einer Persenning bedeckt. Alle diese Leichen wurden in ein großes Grab geworfen von SS-Männern.“
Eidesstattliche Erklärung 20.7.1945.
Ende Juli 1944 hatten Häftlinge der nahe gelegenen Polizeibaracke „Drachensee“ und zivile Facharbeiter die ersten Baracken fertig gestellt. Bald darauf wurden die ersten Gefangenen ins Lager eingeliefert und von jedem eine Karteikarte mit seinen persönlichen Angaben angelegt. In der Bekleidungskammer mussten sie ihre Wertsachen und Zivilkleidung abgeben und erhielten Häftlingskleidung. Später wurde die Zivilkleidung einfach mit roten Kreuzen versehen, um die Gefangenen als Häftlinge zu kennzeichnen. Eine Möglichkeit zum Wechseln der Kleidung bestand für die Inhaftierten nicht und aufgrund der Arbeitsbedingungen verdreckte und verschliss die Kleidung schnell.
Die Ernährung bestand aus einem Becher Ersatz-Kaffee, etwas trockenen Brot und einer dünnen Suppe. In den für 200 Mann ausgelegten Baracken dienten doppelstöckige Holzgestelle mit nackten Brettern als Schlafstätten, eine Heizung war nicht vorhanden, und die Häftlinge erhielten lediglich eine Wolldecke für die Nacht. Waschräume wurden nicht mehr fertig gestellt und als Toiletten dienten offene Kübel in den Baracken bzw. einige Aborte im Lager.
Für die medizinische Versorgung war eine Krankenbaracke eingerichtet worden, in der ein zwangsverpflichteter Hasseer Arzt, ein russischer Häftlingsarzt, eine Krankenschwester sowie der dänische Lagersanitäter Jensen Dienst taten. Aufgrund der häufigen Misshandlungen durch die SS, der mangelhaften Hygiene, der schlechten Versorgung und der unmenschlichen Arbeitsbedingungen war die Krankenbaracke häufig überfüllt. Die Häftlinge konnten hier nur völlig unzureichend versorgt werden, und außerdem drohte den Schwerkranken und - verletzten die Ermordung durch den dafür nach 1945 verurteilten Sanitäter Jensen.
Der Tag im Lager begann morgens um 5 Uhr mit einem Häftlingsappell, d.h. die Gefangenen mussten getrennt nach Deutschen und Ausländern antreten und wurden durch den stellvertretenden Lagerkommandanten zu Arbeitskommandos eingeteilt. Danach mussten sie ca. 10 Stunden lang besonders schmutzige, schwere oder gefährliche Arbeiten ausführen: im Lager halfen sie beim Bau von Baracken, der Planierung der Wege oder auch in der Kiesgrube. Außerhalb des Lagers wurden sie beim Bunkerbau in Schulensee und am Schützenwall, zur Räumung von Trümmern sowie der Bergung von Bombenblindgängern eingesetzt. Bezeichnenderweise nutzten auch Kieler Firmen die Häftlinge für sich als billige Arbeitskräfte: so die Holsten-Brauerei, die Land- und See-Leichtbau GmbH, die Betonbaufirma Ohle & Lovisa und die Nordland Fisch-Fabrik in Hassee.
Wer sich im Lager oder auf den Arbeitskommandos den Befehlen der Wachmannschaften widersetzte, vor Erschöpfung nicht mehr arbeiten konnte oder anderweitig auffiel, wurde durch die SS willkürlich geschlagen, schwerst misshandelt oder sogar erschossen. Die wenigen Fluchtversuche endeten bis kurz vor Kriegsende immer mit dem Tod des Häftlings; erst Ende April 1945 gelang es einigen Häftlingen, von den Arbeitskommandos zu entfliehen.
Geboren 1908 in Danzig, Kaufmann. Ab 1930 SA- und NSDAP-Mitglied. Seit 1935 Gestapo-Mitarbeiter. Kriminalkommissar, SS-Sturmbannführers (1939). 1942 Gestapo Kiel. 1944-1945 Lagerkommandant. Mai 1945 Flucht, 1947 Verhaftung und Prozess vor britischem Militärgericht wegen Ermordung alliierter Luftwaffenoffiziere. Verurteilung zum Tode. 1948 Hinrichtung in Hameln. (Mehr zur Biografie)
Für 675 der 4.-5.000 Häftlinge können Angaben über deren Nationalität und Alter gemacht werden: ca. drei Viertel von ihnen waren zwischen 1911 und 1930 geboren, nur ein Viertel waren Frauen.
Die Gesamtzahl der Häftlinge im „AEL Nordmark“ setzt sich aus 3.193 Entlassenen und 578 Ermordeten zusammen. Hinzu kommt eine unbekannte Anzahl Gefangene, die im Mai 1945 befreit wurden. Deshalb geht man von 4.000-5.000 Menschen aus, die im Lager inhaftiert gewesen waren.