Die Geschichte der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt Plön ist ein noch immer weitgehend unerforschter Teil Plöner Geschichte, dessen Bedeutung aber über die Stadt hinausreicht. An ihrer Funktion einer Ausleseschule nämlich lassen sich wesentliche Faktoren des Nationalsozialismus beleuchten: die Rassenideologie, eine militant kämpferische Lebenseinstellung, die Einordnung ins Führerprinzip ebenso wie die emotionale Beeinflussung neben der "Erziehung zur Tat". Viele Besuche hoher nationalsozialistischer Funktionäre - etwa von Reichserziehungsminister Rust oder SA-Stabschef Ernst Röhm - belegen zudem die überregionale Bedeutung dieser ersten und zeitweise als "vorbildlich" angesehenen Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NPEA).
Dieser Beitrag [1] versucht, zum einen die Anstalt selbst darzustellen und zum anderen zu zeigen, wie sie in das System der NS-Diktatur eingebunden war und welche erzieherischen Vorstellungen der Zeit sich in ihr manifestierten. Dabei sollen auch Quellen aus der damaligen Zeit berücksichtigt werden, um zu verstehen, wie es überhaupt zu bestimmten Ereignissen, Denkweisen und zur sei-
nerzeit vorherrschenden Mentalität gekommen ist. Gleichzeitig müssen aber immer heutige Kriterien kommentieren und bewerten.
Neben der bereits veröffentlichten Literatur bieten Quellen aus dem Bundesarchiv Koblenz, dem Pädagogischen Zentrum Berlin (ehemalige Hauptstelle für das deutsche Schulwesen), dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin und dem Kreisarchiv Plön neuen Einblick in die Thematik. Bei der Entstehung der Arbeit waren Interviews mit fünf ehemaligen Plöner Jungmannen und einem damaligen Referendar der Anstalt sehr hilfreich. Ihnen danke ich ebenso wie Prof. Dr. Scholtz von der Freien Universität Berlin, der mir Material über die NPEA Plön zur Verfügung gestellt hat.
Veröffentlicht in den Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Heft 26 (November 1994) S. 3-100
Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 26